An zwölf Kickertischen wird gespielt. Es gibt reine Schüler- und gemischte Teams. Foto: Werner Kuhnle

Nach vier Jahren findet endlich wieder das beliebte Tischkickerturnier an der Marbacher Grundschule statt. Für manchen Schüler ist es das erste Fest seit der Einschulung.

Erzen Buzupi spielt für Indien, trägt aber die Farben des Kosovo auf seiner Wange. „Alle sollen sehen, wie stolz wir auf unsere Heimat sind“, freut sich sein Vater Shkelzem. Vater und Sohn werden von der Lautsprecherdurchsage unterbrochen: „Im Moment fehlt noch ein Vertreter für das Team Saudi-Arabien und Nicaragua“ bringt Wolfgang Griesinger am Mikrofon wieder etwas Ordnung in das multikulturelle Durcheinander im Tischkicker-Wettbewerb.

„Der Förderverein heißt Euch herzlich willkommen. Wir mussten vier Jahre warten“, spricht Florian Kießling-Bauer als Erster Vorsitzender die lange Corona-Zwangspause an und damit Schülern wie Eltern aus dem Herzen. „Für manche Kinder in dieser Grundschule ist es heute das erste Mal, dass sie ein solches Fest erleben. Und es ist doch so wichtig“, sagt Melanie Oertel vom Gesamtelternbeirat und bringt das auf den Punkt. Erst jetzt wird manchem schmerzlich bewusst, dass es tatsächlich vier lange Jahre keine solche sozialen Begegnungen, Feste und Wettbewerbe mehr gab. Heute jedoch überwiegt bei allen die Freude.

Rühriger Förderverein

Mit einem vielstimmigen Jubelgeschrei wird das Turnier eröffnet. Und was der rührige Förderverein der Grundschule hier auf die Beine gestellt hat, muss keinen Vergleich mit mancher Großveranstaltung scheuen. Selbst T-Shirts werden in einer professionell anmutenden Produktionsstraße für jeden Schüler individuell mit seinem Namen und Logo bedruckt.

Die ersten Turnierspiele haben begonnen. An 12 Kickertischen wird gespielt. Es gibt reine Schüler- und gemischte Teams. Da kann mit Papa, Opa, Schwester oder Tante eine Mannschaft gebildet werden. Zu Beginn wird in einer Gruppenphase mit jeweils sechs Teams pro Gruppe gespielt. Bei den 102 angemeldeten Teams ergibt das sage und schreibe 17 Gruppen.

Nach der Gruppenphase werden in einer K.O.-Runde die fünf besten Teams einer Gruppe ermittelt; sie kommen weiter und erhalten einen der begehrten Plätze für die Endrunde. Doch unabhängig vom Tabellenplatz gewinnt jeder, denn jeder erhält eine Medaille. Die Stimmung ist schon vor dem Start heiß. Zum Glück spenden die Markisen etwas Schatten bei dem strahlenden Sonnenschein.

Erdkundekenntnisse spielerisch erwerben

Für den geordneten Ablauf bei so vielen Spielern braucht es klare Spielregeln, die in 16 Punkten für alle transparent aushängen. Und wo das noch nicht ausreicht, kann ein Schiedsrichter zur Überwachung des Spiels angefordert werden. Doch der wird nicht oft gebraucht.

An Tisch 1 spielt Kiara mit Opa Andreas. Nebenan an Tisch 3 vertreten Teo und Phil das Team Pakistan ganz professionell mit ihren selbst gestalteten T-Shirts. Viele Schülerteams haben sich intensiv mit dem von ihnen vertretenen Land beschäftigt. So trägt ein Tischkickerturnier spielerisch zum besseren Erdkundeverständnis bei.

Selbst an einem so strahlend schönen Tag bleiben die Konflikte des Weltgeschehens auch in der fröhlichen Welt der Marbacher Grundschüler nicht an der Pforte außen vor. Fieberhaft ändert Florian Kießling-Bauer die Startlisten. Eigentlich sollte ein Team aus der Ukraine mitmachen, das jetzt nun doch nicht zustande kam. Gut, dass Kießling-Bauer praktisch nichts erschüttern kann. Schließlich ist der Lehrer ein routinierter Organisationsprofi für solche Veranstaltungen. An seinem Schulstandort in Ingersheim gibt es eine vergleichbare Veranstaltung. Nur kurze Zeit zuvor hat er an der dortigen Schillerschule ebenfalls ein Turnier organisiert. Doch auch jeder andere Helfer leistet Außergewöhnliches, wenn wartende Kinderschlangen gesättigt, die Torwand betreut oder T-Shirts für die Kinder im Minutentakt bedruckt werden.

Jedes Team bekommt eine Medaille

Gibt es Wartezeiten für die Teams, ist für Unterhaltung zwischendurch gesorgt. Im hinteren Bereich des Schulhofs ist eine Torwand. Hier kann jeder ordentlich Dampf ablassen, was sich an Spannung an den Kickertischen aufgebaut hat. Wem das noch nicht reicht, geht an den Seilkletterturm und beruhigt seine Nerven für das nächste Match. Bei den Tischfußballspielen wird um jeden Ball gefightet und um jeden Zentimeter gekämpft.

Zwischen den Kickertischen gibt es Süßes oder Salziges. Am Eingang links verbreitet der Wurststand schon früh würzige Düfte. Überall unterhalten sich Eltern, Lehrer und Schüler. Es wird gelacht. Strahlende Kindergesichter, wohin man schaut.

Am Schluss gewinnt Malta mit 10:5 vor Frankreich bei den Schülerteams. Doch im Grunde ist jeder der 30 Teams nach 100 Spielen an diesem Samstag ein Gewinner. Jedes Team bekommt eine Medaille. „Wir haben einen außergewöhnlichen Förderverein“, meint daher auch Nicole Kossira. Die Schulleiterin freut sich daher schon auf den Flohmarkt im Juli, wenn wieder alle mit anpacken werden.