Susanne Bödecker und Matthias Thum demonstrieren, wie die Reparatursäule funktioniert. Foto: /Bernd Zeyer

Zwei Jahre lang hat es gedauert, bin in der Unterführung Unterländer Straße eine Reparatursäule für Fahrräder aufgestellt werden konnte. Sie ist die bislang einzige in ganz Stuttgart. Die Macher hoffen auf eine Initialzündung.

Zuffenhausen - Er schaut etwas unsicher, der junge Mann, der in der Unterführung Unterländer Straße mit dem Rad unterwegs ist. Schließlich steigt er doch von seinem Drahtesel, greift sich den Schlauch, der an der blauen Stahlsäule hängt, und überprüft den Reifendruck seines Zweirads. Wie Jonas Riedesser dürfte es in diesen Tagen zahlreichen anderen Radfahrern gehen: Die Reparatursäule steht schließlich erst seit wenigen Tagen; viele wissen noch gar nicht, dass es sie gibt oder was sie dort alles machen können.

Zwei Jahre Vorlauf waren nötig

„Es hat zwei Jahre Vorlauf gebraucht, bis es endlich so weit war“, sagt Susanne Bödecker von der Fahrrad-Offensive Zuffenhausen. Bereits im Herbst 2017 kam die Idee auf, in der Unterführung eine Reparatursäule für Zweiräder zu installieren. In den vergangenen beiden Jahren hat der Amtsschimmel freilich besonders oft gewiehert. Allein Bödecker hat 350 Emails auf ihrem Computer, in denen es um das Vorhaben geht. „Die Stadt hat sich wegen der Rechtslage sehr kompliziert angestellt“, sagt Matthias Thum vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Immer wieder war über die Haftungsfrage diskutiert worden: Wer stellt die Säule auf, wer ist für die Wartung verantwortlich, wer haftet bei Unfällen, so lauteten die wichtigsten Fragen. „Die Sache wurde zum Politikum“, sagt Bödecker. Schließlich habe sich Dank des Technischen Bürgermeisters Dirk Thürnau doch noch eine Lösung herauskristallisiert: Die 1300 Euro für die Säule haben Sponsoren bezahlt, ihr Fundament hat das Tiefbauamt gestaltet. Der Bürgerverein als Eigentümer der Säule (die Fahrrad-Offensive ist eine Untergruppe im Bürgerverein) schloss einen Schenkungsvertrag mit der Stadt ab, die nun Eigentümerin ist und auch die Haftung übernimmt. Nicht aber die Wartung. Dafür sorgt die Fahrrad-Offensive, im konkreten Fall der jeweilige Chauffeur der Rad-Rikscha „Zuffka“, der täglich nach dem Rechten sieht.

Zuffenhausen als Vorreiter

„In anderen Gemeinden ist das Aufstellen viel einfacher“, sagt Thum und nennt als Beispiel Göppingen, wo es mittlerweile 13 solcher Säulen gebe. In Stuttgart sei die Zuffenhäuser Säule bislang noch ein Einzelstück – zumindest auf öffentlichem Gelände. Eine ähnliche Installation gebe es unter der Paulinenbrücke am Österreichischen Platz, allerdings als Teil des Gesamtkonzepts „Stadtlücken“. Die Zuffenhäuser Macher hoffen nun, dass man bei der Stadt endlich in die Pedale kommt und weitere Reparatursäulen aufstellt. Eine soll beispielsweise an der Eberhardstraße in Stuttgart-Mitte aufgestellt werden. Die anderthalb Meter hohe Säule bietet neben einer Luftpumpe mit Druckanzeige elf Werkzeuge. „Man kann den Sattel einstellen, die Bremsen neu justieren oder die Schaltung nachstellen“, erläutert Bödecker. Alle Werkzeuge sind mit Drahtschlingen an der Säule befestigt, damit nichts wegkommt. Vor Vandalismus habe man keine Angst, alles sei stabil ausgeführt. Defekte Werkzeuge werden von einem Sponsor ersetzt. Der Standort in der Unterführung ist zwar recht dunkel und laut, aber überdacht. Es kann nicht nur Luft in Fahrradreifen gepumpt werden, sondern auch in Rollstühle, Kinderwagen und in die „Zuffka“. „Die Rikscha kommt gut an“, sagt Bödecker. Sie fahre auch im Winter (Montag bis Freitag 10 bis 17 Uhr, am Wochenende nur nach Absprache). Touren sollten möglichst einen Tag vorher unter Telefon 0711/125 565 05 oder 0157/ 371 156 11 angemeldet werden.