Mit geschickten Händen können defekte Geräte wieder in Gang gebracht werden. Foto: Bernd / Zeyer

Nach langer Coronapause sollen im Begegnungs- und Servicezentrum der Arbeoterwohlfahrt (Awo) ab September wieder defekte Sachen instand gesetzt werden.

Zuffenhausen - Das gute alte Kofferradio hat jahrelang seinen Dienst getan, jetzt macht es keinen Mucks mehr. Aus dem Toaster kommen nur noch kalte oder verbrannte Brotscheiben. Dem Lieblingssessel fehlt ein Bein. Das teure Smartphone hat einen Riss im Display: In solchen Fällen bleibt oftmals nur der Gang zum Wertstoffhof, um die Sachen zu entsorgen und ein anschließender Neukauf. Oder der Besuch in einer nicht gerade billigen Fachwerkstatt – von denen es immer weniger gibt. Diesem Trend möchte man im Begegnungs- und Servicezentrum der Arbeiterwohlfahrt (Awo) entgegentreten. Am Mittwoch, 22. September, startet nach einer langen Coronapause dort wieder ein Repaircafé. Dafür dringend gesucht werden handwerklich begabte Zeitgenossen und Menschen, die gerne etwas reparieren oder anderen Tipps geben können.

Eine Reparatur spart Geld und Ressourcen

„In Deutschland wird unglaublich viel weggeworfen. Auch Gegenstände, denen fast nichts fehlt und die nach einer einfachen Reparatur wieder ordentlich zu gebrauchen wären“, sagt Bianca Jahnke, die Einrichtungsleiterin des Begegnungs- und Servicezentrums. Es wäre sinnvoll, nicht gleich alles wegzuwerfen, wenn es nicht mehr funktioniere. Ziel des Projektes sei es unter anderem, den Müllberg zu reduzieren. Darüber hinaus spare eine Reparatur Geld und kostbare Ressourcen und trage zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei. Doch das Repaircafé habe noch einen anderen Zweck. Es sei auch dazu gedacht, Menschen miteinander in Kontakt zu bringen. Wer zusammen mit einem bis dahin unbekannten Nachbarn ein Fahrrad, einen CD-Spieler oder einen Staubsauger wieder in Gang gebracht habe, der sehe diese Person mit anderen Augen – und habe vielleicht sogar einen neuen Freund gefunden. Materialien und Werkzeuge werden gestellt. Natürlich darf aber auch jeder seine Utensilien mitbringen.

Und wenn mal ein Ersatzteil fehlt, dann wird versucht, es zu beschaffen. Grundsätzlich kann alles, was kaputt ist, vorbeigebracht werden. Leute, die etwas anliefern, können gerne beim Reparieren zuschauen und nebenbei einen Kaffee trinken – oder einfach mit anderen Menschen vor Ort ins Gespräch kommen. Zudem gibt es Tipps zum künftigen Umgang mit den Geräten, damit sich ein erneuter Defekt eventuell verhindern lässt. Die Reparatur ist kostenlos, kleine Spenden sind willkommen.

Viele Senioren sind handwerklich begabt

Das Projekt richtet sich an Menschen jeden Alters und aus allen Kulturkreisen. Laut Jahnke gibt es beispielsweise viele Senioren, die über ausgezeichnete handwerkliche Fähigkeiten verfügen und die diese gerne anwenden oder weitergeben möchten. Junge Menschen hingegen würden eher dazu neigen, Kaputtes wegzuwerfen. Hier böten sich interessante Gesprächsansätze.

Das Konzept Repaircafé stammt ursprünglich aus den Niederlanden. 2010 entstand in Amsterdam eine Stiftung, die örtliche Gruppen in den Niederlanden, aber auch anderswo unterstützt – beispielsweise das Zuffenhäuser Repaircafé. Weitere derartige Einrichtungen in Stuttgart gibt es unter anderem in Weilimdorf, Feuerbach, Neugereut und S-West. Die meisten deutschen Repaircafés sind Teil des Netzwerks Reparatur-Initiativen (www.reparatur-initiativen.de).

Das Repaircafé Zuffenhausen findet vom 22. September an jeden vierten Mittwoch im Monat von 14 bis 17 Uhr im Begegnungs- und Servicezentrum der Awo, Unterländer Straße 48, statt. Defekte Gegenstände können ohne Voranmeldung vorbeigebracht werden. Wer als Reparateur mitarbeiten möchte, kann sich unter der Telefonnummer 0711/3 65 93 76 oder per E-Mail bgs.zuffenhausen@awo-stuttgart.de melden.