Die Preise steigen, das Ersparte verliert an Wert: Für viele ältere Menschen wird das Geld immer knapper. Foto: dpa/Malte Christians

Zwar sollen nun auch Rentner im Dezember eine einmalige Sonderzahlung von 300 Euro bekommen, doch laut Stadtseniorenrat machen sich dennoch viele ältere Menschen große Sorgen, wenn sie an den kommenden Winter denken.

Die aktuelle Krise trifft Rentner besonders hart. Immerhin: Im Rahmen des dritten Entlastungspakets bekommen sie nun doch auch eine einmalige Energiepauschale von 300 Euro. „Das deckt gerade die hohen Lebensmittelkosten der letzten Monate, hilft bei den Energiepreisen aber nicht wirklich weiter“, sagt Renate Krausnick-Horst, die Vorsitzende des Stuttgarter Stadtseniorenrats. Sie ärgert sich, dass auch in der Landeshauptstadt an der Preisschraube gedreht werden soll: Der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) plant, vom 1. Januar 2023 an die Ticketpreise um durchschnittlich 4,9 Prozent anzuheben. Das sei eine ganz schlechte Nachricht für ältere Menschen, die wenig Geld hätten und auf Bus und Bahn angewiesen seien.

„Ältere haben keine große Lobby“

„Ältere haben keine große Lobby“, sagt Dieter Kupsch, Sprecher des Stadtseniorenrats Zuffenhausen. Sie seien eine Gruppe, die nicht gleich laut aufschreie. Dem pflichtet Krausnick-Horst bei und meint: „Wir sind es gewöhnt, uns einzuschränken.“ Nach dem Krieg habe es regelmäßige Stromsperren gegeben, Kohle zum Heizen sei Mangelware gewesen – ganz zu schweigen von all den anderen Schwierigkeiten. Dennoch sei die aktuelle Lage vieler älterer Menschen schlimm. Immer mehr müssten im Tafelladen einkaufen oder gar die Hilfe des Sozialamtes beanspruchen.

In ihren Sprechstunden bekommen Krausnick-Horst und Kupsch regelmäßig zu hören, wie schlecht es vielen Senioren geht. Dabei komme auch immer wieder die Angst vor dem Winter zum Vorschein. „Ältere Leute brauchen mehr Wärme“, betont Krausnick-Horst. Zum einen würden sie wegen Bewegungsmangels schneller frieren, zum anderen würden sie sich viel länger daheim aufhalten als beispielsweise Berufstätige. 19 Grad in der Wohnung könnten daher für einige einfach zu wenig sein.

Ihre Rente finanziell aufbessern können nur wenige. Das liegt oft an gesundheitlichen Gründen oder der Tatsache, dass viele Tätigkeiten für ältere Leute nicht geeignet sind. „Die Erhöhung im Sommer war nur ein nachträglicher Inflationsausgleich“, sagt Krausnick-Horst. Im Juli waren die Renten in den westlichen Bundesländern um 5,35 Prozent und in den östlichen um 6,12 Prozent angehoben worden.

Viele Senioren profitierten vom 9-Euro-Ticket

Kritisiert wird vom Stadtseniorenrat auch, dass der Sprit und die Fahrkarten nun wieder teurer sind. „Viele Rentner haben vom 9-Euro-Ticket profitiert“, sagt Kupsch. Senioren, die bislang kaum mehr aus den eigenen vier Wänden herausgekommen seien, hätten endlich wieder in den Urlaub fahren können. Auch die zeitweilige Spritpreisreduzierung habe zu willkommener Mobilität geführt. Auch wenn momentan nicht klar ist, wie groß die Krise noch wird und wann sie endet, macht sich Krausnick-Horst keine Sorgen um die Gesellschaft: „Ich kenne die Mentalität der Deutschen. Sie sind ein fleißiges Volk und haben eine starke Wirtschaft.“ Viele Meckereien seien übertrieben, die Demokratie werde stabil bleiben: „Wir Ältere haben eine Diktatur erlebt und wissen, was wir an der Demokratie haben.“