Für die finanzielle Absicherung im Alter gehen viele auf die Straße. Foto: dpa

Die Renten steigen im kommenden Jahr um bis zu zwei Prozent. Bis zum Jahr 2021 soll das Rentenniveau unverändert bleiben. Allerdings wird die Rücklage in den nächsten Jahren sinken.

Berlin - Die 21 Millionen Rentner und Rentnerinnen können zum 1. Juli 2017 mit einer Rentensteigerung von 1,5 bis zwei Prozent rechnen. Diese Prognose hat die Deutsche Rentenversicherung in Würzburg bekanntgeben. Axel Reimann, der Präsident der Rentenversicherung, wies darauf hin, dass die genauen Zahlen erst im Frühjahr nächsten Jahres feststünden. Sicher ist aber, dass die Rentenanpassung 2017 deutlich geringer ausfällt als in diesem Jahr. Zur Jahresmitte waren die Renten im Westen um 4,25 Prozent und im Osten um 5,95 Prozent gewachsen, so stark wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr.

Grund für die moderate Erhöhung im nächsten Jahr seien Umstellungen der Statistiker in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung im Jahr 2014. Diese Änderungen führten dazu, dass die Rentenanpassung im Jahr 2015 gedämpft wurde und ein Jahr später spürbar höher ausfiel. Die Bundesregierung geht in ihren Vorhersagen davon aus, dass die Rentensteigerungen in den nächsten Jahren rund zwei Prozent betragen.

Zuverlässige Absicherung im Alter

Reimann hob hervor, dass sich die Rentenversicherung nach der Finanzkrise 2008 als zuverlässiges Alterssicherungssystem erwiesen habe. Das sei an den Kennziffern ablesbar. Der Beitragssatz liege mit 18,7 Prozent auf einem niedrigen Niveau, das zuletzt vor der Wiedervereinigung zu verzeichnen war. Die Rentenversicherung erwartet, dass der Beitragssatz bis 2021 unverändert bleibt. Obwohl die Ausgaben der Rentenversicherung in diesem Jahr um zehn Milliarden Euro auf 283 Milliarden Euro steigen, ist die Finanzlage nach wie vor günstig. Ablesbar ist dies daran, dass die Nachhaltigkeitsrücklage wegen der guten Arbeitsmarkt- und Lohnentwicklung nach wie vor auf einem hohen Stand bewegt. Die Finanzpolster werden zum Jahresende 32 Milliarden Euro betragen – das entspricht 1,6 Monatsausgaben der Rentenversicherung. In den nächsten Jahren werden die Rücklagen aber deutlich fallen. Weil die Politik in den vergangenen Jahren auf Kosten der Beitragszahler höhere Leistungen beschlossen hat, sinkt die Reserve bis 2020 auf unter eine Monatsausgabe. 2022 wird dann eine kritische Größe von 0,26 Monatsausgaben erreicht.

Niveau bleibt unverändert

Vorläufig bleiben die Aussichten gut. Eine Überraschung ist, dass die Rentenversicherung bis 2021 ein nahezu unverändertes Rentenniveau erwartet. Beim Rentenniveau handelt es sich zwar um eine statistische Größe, die wenig über das Versorgungsniveau des einzelnen Rentners sagt. Vielmehr bringt es eine standardisierte Rentenleistung im Vergleich zur durchschnittlichen Lohnentwicklung zum Ausdruck. Die Politik sucht Wege, um ein zu starkes Sinken des Rentenniveaus zu verhindern.

Nach den aktuellen Zahlen ist in den nächsten Jahren kein Abrutschen des Rentenniveaus zu befürchten. Das Rentenniveau wird nach den Analysen 2017 leicht auf 48,2 Prozent zulegen. Bereits in diesem Jahr fiel es mit 48 Prozent höher aus. Auf diesem Stand wird es nach der Vorhersage bis 2021 verharren. In fünf Jahren wird das Rentenniveau nur leicht auf 47,8 Prozent zurückgehen. Damit entwickeln sich die Zahlen weitaus besser aus als von Skeptikern befürchtet worden war. Aus den Daten ergibt sich, dass zumindest die Politik nicht unter Handlungsdruck gerät.

Festlegung bis ins Jahr 2030

Die Rentenversicherung unterstützt die Politik dabei, nach dem Jahr 2030 „Haltelinien“ bei Rentenniveau und Beitrag zu finden. Für die Zeit nach 2030 seien zusätzliche Maßnahmen dringend erforderlich, sagte Reimann. Grund dafür sei, dass langfristig die bisherigen Untergrenzen beim Rentenniveau und die Obergrenze beim Beitrag durchbrochen werden. 2045 werde das Rentenniveau laut Modellrechnungen nur noch 41,7 Prozent betragen. Bisher war es Konsens, dass die Grenze von 43 Prozent nicht unterschritten wird. Der Beitrag soll langfristig nicht über 22 Prozent steigen. Bisher legte die Politik diese Grenzen nur bis 2030 fest. http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.rente-dgb-fordert-wegen- rekorderhoehung-bei-rente-finanzspritze-fuer-kasse.53bd788e-ada5-45d3- www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.erhoehung-renten-steigen-ab-juli- kraeftig.16ef77fc-1bbf-47a7-bd7f-f6b0fb89c6b4.html