Der prächtige große Saal des Waldschlössle eignet sich für Hochzeiten oder Firmenevents. Foto: Gottfried Stoppel

Derzeit laufen die Umbauarbeiten des Waldschlössles auf dem Kappelberg. Die fürs Ferienwaldheim der Kirchengemeinde benötigten Bereiche sollen bis zum Sommer 2022 fertig sein.

Fellbach - Hochgewachsene Hecken, undurchdringliches Dickicht, hier und da machen womöglich ein paar lebensgefährlich spitze Dornen potenziellen Eindringlingen den Garaus. Mit ein bisschen Fantasie hat das einst 1911 errichtete Fellbacher Waldschlössle tatsächlich etwas von einem abgeschotteten Ruheort für eine verfluchte Prinzessin. Insofern passt es auch, wenn das Gebäude nun aus dem „Dornröschenschlaf“ erweckt werden soll – diese Beschreibung jedenfalls war am Dienstagnachmittag bei einem Presserundgang sowie bei zwei anschließenden Baustellenführungen für interessierte Bürger öfter zu hören.

Siebenjähriger Dämmerschlaf

Nun, statt eines hundertjährigen Schlummers war lediglich ein siebenjähriges Dämmern, und statt eines küssenden Prinzen pirschen aktuell Bauarbeiter durch das Gebäude. „Das hier ist ein geschichtsträchtiger Ort, das Waldschlössle hat für viele Fellbacher Symbolcharakter“, sagt Oberbürgermeisterin Gabriele Zull. Manche erinnern sich an dieses beliebte Ausflugsziel auf dem Kappelberg, sei es als einstige Waldheimbesucher, als Gäste von Geburtstagspartys oder gar selbst als Braut und Bräutigam bei der Hochzeitsfeier. Zufrieden ist die Stadtchefin insbesondere, dass das bereits genannte Ferienwaldheim der evangelischen Kirchengemeinde im Sommer 2022 wieder „oben am Berg“ stattfinden wird, wo es hingehöre.

Seit Oktober 2020 läuft die Sanierung. Als Chefaufseher fungiert Andreas Dietmann, Prokurist der Schwabenlandhalle Betriebsgesellschaft, die unter ihrem künftigen Begriff Fellbacher Event & Location GmbH („Feel“) neben der Schwabenlandhalle, der Alten Kelter sowie der Festhalle Schmiden mittlerweile auch das von der Bundesstraße bestens sichtbare Waldschlössle unter ihren Fittichen hat.

Ausblick bis nach Kornwestheim

Der Umbau gliedert sich nach den Ausführungen des Projektleiters in drei Gebäudeteile. Da ist zum einen die Erneuerung des „Sahnestückchens“ (Dietmann), des traditionsreichen großen Saals (rund 250 Quadratmeter) im Anbau oben auf dem Hang. Mit seiner Kapazität von bis zu 200 Menschen und der Perspektive hinab auf Fellbach, ins Remstal, nach Stuttgart und bis Kornwestheim sowie dem dahinterliegenden Waldgebiet ist es ein prächtiger, bestens geeigneter Ort für Hochzeiten. Doch auch Firmenevents oder die Klausurtagung des Fellbacher Gemeinderats wären dort denkbar. Der Saal erhält ein neues Dach, teilweise neue Fenster, eine hellere neue Decke, eine Cateringküche sowie einen neuen Aufzug. „Das ist sinnvoll für Menschen mit Handicap und auch für das Catering sowie die Versorgung während des Waldheims“, erklärt Dietmann.

Ebenfalls renoviert wird die Gastronomie im eigentlichen Waldschlössle, die Gaststube wird komplett entkernt, es gibt neue Toiletten, die beliebte Sonnenterrasse soll sich nach der Renovierung ebenfalls wieder zu einem beliebten Sommertreffpunkt entwickeln. Einen Pächter haben die Verantwortlichen im Rathaus und in der GmbH allerdings noch nicht gefunden – langfristige Zusagen von Interessenten seien in diesen Coronazeiten kaum möglich, erläutert Jens Mohrmann, Direktor der Schwabenlandhalle.

„Hochglanz“ ist nicht erforderlich

Bleiben als dritter Bereich der Arbeiten noch die beiden Stockwerke über der Gastronomie – früher genutzt durch die Pächterfamilien, werden sie nun umgebaut zu einem Schutzraum für die zweite Gruppe des Waldkindergartens der Kirche.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Waldschlössle endgültig im Besitz der Stadt

Grundsätzlich wolle man den gesamten Gebäudekomplex nicht etwa mit „Hochglanz“ versehen. Mohrmann: „Wir werden darauf achten, dass wir den Charme des ursprünglichen Waldschlössle-Areals möglichst erhalten.“ Andreas Dietmann spricht von einer „Revitalisierung“ und einem Gebäude mit „vernünftigen Standards“. Für den Erwerb – die Stadt hat das Gelände im Jahr 2020 von der Kirche gekauft – und die Sanierung sind 3,1 Millionen Euro einkalkuliert. Ein Betrag, der nach Mohrmanns Einschätzung trotz erhitzter Baukonjunktur und weltweiten Engpässen bei den Holzlieferungen wohl auch eingehalten werden kann.