Nach monatelanger Arbeit präsentiert das Rennstall-Team der Hochschule Esslingen seinen neuen Elektro-Rennwagen. Die Studierenden investieren viel Herzblut in das Projekt. Was motiviert sie dazu?
Es ist ein besonderer Abend an der Hochschule Esslingen: Im Foyer auf der Flandernhöhe bestaunen zahlreiche Gäste Rennwagen und Pokale. Mehrmals geht die Tür zur Aula auf, Studierende kommen und gehen. Auf ihren T-Shirts steht „Rennstall“.
Monatelang arbeiteten die etwa 50 Mitglieder des Rennstall-Teams der Hochschule Esslingen an ihrem neuen Fahrzeug, dem Stallardo 25. Nun konnten sie ihn vor ihrer Familie, ihren Freunden, Professoren und Sponsoren vorstellen. Neben Nervosität ist dabei vor allem eines deutlich spürbar: Stolz.
Stallardo 25 will an vorherige Erfolge anknüpfen
Mit dem neuen Rennwagen will der Rennstall dieses Jahr erneut an der Formula Student teilnehmen, einem internationalen Motorsport-Wettbewerb. Bereits seit 18 Jahren nimmt das Team der Hochschule an dem Event teil, und das mit Erfolg: Drei mal konnten die Esslinger bereits den ersten Platz ergattern, auch einige Zweit- und Drittplatzierungen haben sie erreicht. Seit 2023 baut der Rennstall ausschließlich E-Autos.
Im Vergleich zum Vorgängermodell hat sich der Stallardo 25 etwas verändert. Eine neue Karosserieform trägt zu einer angepassten Ergonomie bei, während unter anderem neue Radträger, ein erneuertes Kühlungskonzept und weiterentwickelte Softwares die Effizienz des Fahrzeugs steigern.
Bis Juli hat der Rennstall noch Zeit, letzte Änderungen am Stallardo vorzunehmen, danach muss der Wagen bereit für die Rennstrecke sein. Als erstes geht es für das Team in die Schweiz, darauf folgen weitere Rennen in Österreich, Spanien und zum Schluss in Deutschland am Hockenheimring.
Große Erleichterung nach acht Monaten Arbeit
Unter Applaus und Jubel ziehen an diesem Abend in Esslingen die Gesamtteamleiter des Rennstalls, Dennis Weißmüller und Jannis Weißer, das Laken vom Wagen und präsentieren stolz ihren neuen Stallardo. Später dürfen alle Gäste ihn näher betrachten. Felgen, Karosserie und Heckflügel werden bestaunt, während noch offene Fragen vom Team beantwortet werden. Beim Blick in die Gesichter wird klar, dass ihnen ein großer Stein vom Herzen gefallen ist.
Das bestätigen auch die beiden Teamleiter. „Wir haben acht Monate lang an dem Wagen gearbeitet und kaum geschlafen. Es ist eine große Erleichterung, ihn endlich präsentieren zu dürfen“, sagt Dennis Weißmüller. Der 27-jährige Esslinger ist mit Autos und Rennsport aufgewachsen, daher war es für ihn naheliegend, dem Rennstall beizutreten.
Anders war es bei Jannis Weißer. Der 21-Jährige hat sich wegen des Rennstalls für ein Studium an der Hochschule entschieden und ist dafür aus seiner Heimat im Schwarzwald nach Esslingen gezogen. Der Rennstall bietet Studierenden laut Weißer wertvolle Erfahrungen: „Wir bilden uns ständig weiter und können uns nach Belieben handwerklich austoben.“
„Es ist ein 24/7-Ding“: Rennstall oder Studium?
Das Team investiert sehr viel Zeit in den Rennstall, teilweise lassen die Mitglieder dafür sogar Vorlesungen und Seminare ausfallen. „Es ist ein 24/7-Ding. Wir versuchen immer zwischen Vorlesungen herzufinden und sind dann bis zum späten Abend am Tüfteln“, erzählt Weißer. Auf ihr Studium wirke sich dies aber nicht aus, da Studienleistungen durch die Mitarbeit im Rennstall abgeleistet werden können. „Wir sind ein kleines Team, da gibt es deutlich größere. Deswegen müssen wir uns doppelt und dreifach belasten“, sagt Weißmüller.
Können sich die beiden Teamleiter vorstellen, nach dem Studium weiterhin Rennwagen zu bauen? Sein großes Ziel, erklärt Weißer, sei der Motorsport. Am liebsten wäre ihm die Formel 1, doch: „Es ist ein sehr weiter Weg. Man kann sich nie sicher sein, ob es klappt, aber man gibt sein Bestes und bleibt dran.“