Die beiden Kirchenmänner haben sich mehrmals getroffen. Foto: Franz Pitzal/Archiv

Franz Pitzal hält in Renningen ein Requiem ab und teilt persönliche Erinnerungen an Begegnungen mit dem verstorbenen Papst.

Am Donnerstag ist Papst Benedict XVI im Vatikan zur letzten Ruhe gebettet worden. Auch in Renningen wurde seiner gedacht. Am Glockenturm vor der Mediathek hat der ehemalige Pfarrer Franz Pitzal ein Requiem abgehalten.

Den auch im Ruhestand noch rührigen Renninger Pfarrer Franz Pitzal verbinden viele persönliche Erinnerungen mit Papst Benedict XVI. Kennengelernt hat er ihn an der katholischen Fakultät in Tübingen, wo Josef Ratzinger Ende der 1960er Jahre als Dekan gewirkt hat. Als Studentensprecher hatte Franz Pitzal mehr Kontakt zu ihm als andere Studenten, und schließlich legte er auch sein Examen vor Josef Ratzinger ab.

Ein Gespräch über die Wurmlinger Kapelle

Die beiden Kirchenmänner haben sich in den folgenden Jahren mehrmals getroffen. Auch in Rom, wo Pfarrer Pitzal dem Papst bei einer Audienz auf dem Petersplatz Schmankerln aus der Heimat mitbrachte: Spätzle und Maultaschen. „Und dann, obwohl da mehrere Tausend Menschen auf dem Petersplatz waren, unterhielt sich Papst Benedikt mit mir über die Wurmlinger Kapelle zwischen Tübingen und Rottenburg, die wir vor vielen Jahren gemeinsam besucht haben“, erzählt Pfarrer Pitzal. „Er hatte ein unglaubliches Gedächtnis.“

Doch das war nicht das Einzige, was Pfarrer Pitzal an ihm schätzte: „Papst Benedict war ein hochintelligenter und trotzdem bescheidener, humorvoller Denker. Ein Mann von tiefem, großem Geist, dessen Kommentare man oft zwei- und dreimal lesen musste, um sie zu verstehen. Der auf der anderen Seite aber auch ganz einfach und unprätentiös reden konnte, der ein natürliches Gespür für Kinder hatte und gleich mit ihnen lachen und scherzen konnte. Das hat man ihm so nicht zugetraut.“

Spontaner Besuch in der privaten Wohnung

Die Bescheidenheit von Papst Benedict hat sich auch bei einer anderen Begegnung der beiden Kirchenmänner in Rom gezeigt, als Pfarrer Pitzal bei einem Aufenthalt in der Ewigen Stadt spontan und unkompliziert einen Termin beim Papst bekommen hat: „Kommt halt heute Nachmittag vorbei“, lud er den Renninger Pfarrer und seine Begleiter ganz einfach in seine Privatwohnung im Vatikan ein. „Und auch die war bescheiden eingerichtet, ganz ohne Pomp.“

Das Requiem in Renningen, untermalt vom Glockenspiel des Glockenturms, hat ganz bewusst unter freiem Himmel stattgefunden. Denn auch Papst Benedict, so Pfarrer Pitzal, sei nach draußen gegangen, um die Menschen zu erreichen: „Er wollte die Menschen zu Gott hinführen. Dazu ist er nach draußen gegangen, zu den Menschen hin, zu den anderen Religionen.“ Papst Benedict, so Pfarrer Pitzal, sei fest im Glauben verhaftet gewesen und trotzdem der Welt zugewandt.

„Bissle durcheinander – aber so ist es im Leben ja auch“

Deshalb – und weil Papst Benedict acht Jahre lang das Staatsoberhaupt des kleinsten europäischen Staates gewesen ist – sollte das Glockenspiel neben den kirchlichen Melodien auch die Europahymne spielen. Doch nachdem die gut zwei Dutzend Gläubigen die ersten Strophen von „Nun danket alle Gott“ und „Dona nobis pacem“ mitgesungen haben, beweist der Glockenturm Eigensinn und würfelt die Melodien gerade so, wie er will. Pfarrer Pitzal nimmt es gelassen: „Das ist jetzt zwar ein bissle ein Durcheinander, aber so ist es ja im Leben auch“, meint er schlagfertig. Dann macht sich die Gruppe mit der fünfköpfigen Abordnung der Sternsinger auf den Weg zum Weltkulturpfad, um dort noch einmal in Ruhe Papst Benedict XVI zu gedenken.