Der Verein Kinderfreunde besteht nur aus Ehrenamtlichen. Resi Berger-Bäuerle, Tassilo Busse und Cordula Leicht können die große Zahl an Kindern nicht mehr stemmen. Foto: Jürgen Bach/Bach

Die Stadt Renningen übernimmt im Herbst die Trägerschaft an der Friedrich-Schiller-Schule. Der Aufwand war für den Verein zu groß.

Wenn die Stadt Renningen mit Beginn des neuen Schuljahres 2023/24 die Betreuung der Grundschüler außerhalb der Unterrichtszeiten auch an der Friedrich-Schiller-Schule übernimmt, geht eine Ära zu Ende. 30 Jahre lang haben die Kinderfreunde dafür gesorgt, dass Erst- bis Viertklässler zunächst in der Kernzeit und später auch am Nachmittag betreut werden. Künftig müssen die Eltern einen Vertrag mit der Stadt abschließen, wenn sie ihre Kinder betreuen lassen wollen. An der Friedrich-Silcher-Schule in Malmsheim ist das bereits seit 2020 der Fall.

Eltern haben dieselben Ziele

„Ein paar Eltern haben sich öfter auf dem Spielplatz getroffen und festgestellt, dass es viele gemeinsame Themen gibt, die ihnen am Herzen liegen“, erinnert sich Resi Berger-Bäuerle an die Anfangszeit der Kinderfreunde. Im Herbst 1989 gründeten sieben Interessierte einen Verein. Schon zur ersten Mitgliederversammlung kamen 30 Eltern. Heute sind rund 150 Familien Mitglieder. Von Anfang an standen die unzureichende Situation in den Kindergärten, der teilweise schlechte Zustand der Spielplätze sowie die Verkehrssituation und die Forderung nach Tempo 30 im Mittelpunkt. Die Themen wurden in Arbeitsgruppen vorangetrieben. Ein Still- und Kontakttreff für Mütter mit kleinen Kindern entstand, für den die Stadt Räume stellte. Später kamen die Ferienbetreuung, ein jährliches Kinderfest, Kinderkleiderbörsen, Kurse für Babysitter und deren Vermittlung und viele Jahre auch eine Hausaufgabenbetreuung dazu. Bessere Bedingungen für Kinder in Renningen zu schaffen, lautet bis heute das oberste Ziele des Vereins, dessen Vorsitzende seit der Gründung Resi Berger-Bäuerle ist. „Wir waren damals viele Gleichgesinnte, und uns war klar, dass es ziemlich viel Arbeit ist“, erinnert sich die mehrfache Mutter. „Die Aufgaben wurden immer vielfältiger“, beschreibt Berger-Bäuerle die Entwicklung.

Schon bei der Vereinsgründung hatten sich die Kinderfreunde die Betreuung von Schulkindern als Ziel gesetzt. „Es gab damals einen geringen Bedarf, und die Stadt brauchte eine Mindestgruppengröße, um die Personalkosten zu decken“, erinnert sich die Vorsitzende, die seit vielen Jahren auch als Gemeinderätin aktiv ist. „Wir als Verein konnten mit nur wenigen Kids starten, brauchten keine Betriebserlaubnis, nicht zwingend Fachkräfte und konnten so dem Projekt eine Chance geben.“ Die Stadt stellte die Räume kostenlos zur Verfügung. „Bürgermeister Bernhard Maier hat uns damals sehr unterstützt.“

Wie sich alles entwickelte

Mit vier Grundschülern in der Kernzeitbetreuung, jeweils anderthalb Stunden vor und nach dem Unterricht, ging es 1993 in Renningen los. In Malmsheim begann die Betreuung zwei Jahre später mit zehn Kindern. 2003 entschloss sich der Verein, auch eine weitergehende Betreuung an fünf Nachmittagen, bis 15 oder 17 Uhr, anzubieten. Die Nachmittagsbetreuung in Malmsheim startete 2008 an zwei Tagen. In jenem Jahr übernahm Cordula Leicht, die Kassiererin des Vereins, die Organisation des wachsenden Angebots. Verträge mit den Eltern mussten abgeschlossen und Wartelisten geführt werden, der Verein wurde Arbeitgeber für eine wachsende Zahl von Mitarbeiterinnen. Im Jahr 2019, kurz bevor der Verein die Schülerbetreuung in Malmsheim an die Stadt Renningen übergab, gingen dort insgesamt 140 Kinder in die Betreuung. Im aktuellen Schuljahr sind an der Friedrich-Schiller-Schule in Renningen 52 Kinder in der Kernzeit- und 94 Kinder in der Nachmittagsbetreuung der Kinderfreunde. „Der Bedarf wird zunehmen, es sind jetzt schon deutlich mehr Neuanmeldungen als künftige Abgänge. Ohne zusätzliche Räume ist gar nichts mehr drin“, beschreibt Cordula Leicht die Situation.

Die Organisation nahm mit der Zahl der Kinder immer mehr zu und ist so groß geworden, dass sie laut Resi Berger-Bäuerle von einem ehrenamtlichen Vorstand kaum noch geleistet werden kann, auch vor dem Hintergrund des ab 2026 kommenden Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung. Deswegen übergeben die Kinderfreunde nun auch die Schülerbetreuung im Stadtteil Renningen in die Trägerschaft der Stadt. Die Beschäftigten können ebenfalls zur Stadt wechseln. „Der künftige Vorstand will nicht mehr so viel Verantwortung für Personal und Organisation haben“, sagt Cordula Leicht dazu. Denn bei den Kinderfreunden zeichnet sich ein Generationenwechsel ab: Resi Berger-Bäuerle wird bei der Mitgliederversammlung im Herbst nicht mehr für den Vorstand kandidieren.

Die Schülerbetreuung sei das größte Engagement der Kinderfreunde, wenn das künftig wegfalle, werde sich der Charakter des Vereins ändern. „Doch wir wollen Krabbel- und Stillgruppen, Spiel- und Basteltreffs für Eltern und Kinder wieder aktivieren, vielleicht wieder mehr Vorträge anbieten“, sagt die Noch-Vorsitzende. „Es wäre schön, wenn es wieder mehr Idealisten gäbe, die an einem Strang ziehen. Denn wir sind kein Verein, der für andere Konsumangebote macht, sondern man macht gegenseitig etwas für andere“, so ihr Credo. Doch eines soll bei den Kinderfreunden auch in Zukunft gelten: „Kindern das Leben in einer Stadt schöner zu machen, ist eine ständige Aufgabe.“