Daimler-Chef Dieter Zetsche (links) gratuliert Hans Herrmann zum 90. Geburtstag. Foto: Gottfried Stoppel

Die Stuttgarter Automobilfamilie hat sich beim Geburtstagsfest von Hans Herrmann in Fellbach getroffen. Prominente Redner wie Daimler-Chef Dieter Zetsche gratulierten der 90-jährigen Rennfahrerlegende.

Fellbach - Flädlesuppe, Rostbraten und Apfelküchle: Der gebürtige Stuttgarter Hans Herrmann hat seinen Ehrentag am Freitagabend im Mercedes-Benz Classic Center klassisch schwäbisch begangen. Aber zum Digestif gab’s einen Werkstattbesuch. Und statt Onkel Hans und Tante Grete gratulierten vorn am Rednerpult Daimler-Boss Dieter Zetsche, Porsche-Motorsportchef Frank-Steffen Walliser und der frühere Mercedes-Vorstand Jürgen Hubbert zum 90. Geburtstag. Aus der Stuttgarter Automobilfamilie waren außerdem Norbert Haug, Vera Niefer und Matthias Kleinert gekommen, außerdem die beiden Museumschefs Achim Stejskal (Porsche) und Christian Boucke (Mercedes), und natürlich waren auch die Rennfahrerkollegen von einst dabei. Auch Wolfgang Porsche wollte vorbeischauen, aber die Aufsichtsratssitzung bei VW in Wuppertal dauerte länger als geplant; ihn vertrat seine Partnerin Claudia Hübner.

Benzin statt Berliner im Blut: „Bereits als kleiner Junge war Rennfahrer dein Traum. Zunächst aber hast du eine Lehre in der Konditorei deiner Mutter gemacht“, sagte Dieter Zetsche an die Adresse des Jubilars. Heiße Öfen habe es dort zwar auch gegeben, aber wohl nicht die richtigen für den jungen Herrmann. Der bekam zum 18. Geburtstag sein erstes Auto, wozu die Mutter ihre goldenen Halskette spendierte. Es war übrigens ein BMW. In seiner Profikarriere als Rennfahrer setzte Herrmann dann – in wechselnden Konstellationen – auf die heimischen Marken. Kommentar Zetsche: „Wenn wir dich schon mit einem anderen Hersteller teilen müssen, dann mit diesem.“

Rennfahren als Russisch Roulette

Hans im Glück: diese Bezeichnung tauchte in allen Reden auf. „Ihr ward ohne Netz und doppelten Boden“, so Zetsche, „aber dein Schutzengel kam mit deinem Tempo immer mit.“ Die 50er und 60er Jahre seien im Motorsport „saugefährlich“ gewesen, ergänzte Frank-Steffen Walliser. „Rennfahren war damals wie Russisch Roulette.“ Herrmann sei „der beste Stuttgarter Rennfahrer aller Zeiten“ aber auch „ein talentierter zwischenmenschlicher Brückenbauer.“

Glück hatte der Hans indes schon vor seiner Zeit als Fahrer, daran erinnerte Jürgen Hubbert. Am Ende des Krieges wurde der 1928 Geborene doch noch eingezogen, konnte aber auf der Fahrt an die Ostfront mit zwei Freunden aus dem fahrenden Zug klettern – Herrmann kam als einziger gesund zurück, die Kameraden waren von der SS gestellt und erschossen worden. Das sind ebenso wie der Unfall auf der Avus 1959 und die Entführung 1991 die Geschichten, die auf den ersten Blick gar nicht zu dem stets heiteren Hans Herrmann passen wollen. „Glück ist nicht geschenkt, das muss man sich verdienen“, sagte Hubbert.

Die Replik des Jubilars auf all die Lobeshymnen fiel knapp aus und endete mit einer Liebeserklärung an seine langjährige Ehefrau Magdalena, von ihm liebevoll Madeleine genannt. Ihr dankte er mit einem Blumenstrauß. Zu seinen Erfolgen meinte er nur: „Ich wollt’ halt immer gewinnen.“