Kanzlerkandidat? Vor dem Parteitag der CDU redet man über Gesundheitsminister Jens Spahn. Nichts ist unmöglich, meint unser Kommentator Wolfgang Molitor.
Stuttgart - Vorfreude sieht anders aus. Wenn sich die CDU in einer Woche darüber im Klaren werden muss, wem sie als neuem Vorsitzenden die Verantwortung für den Bundestagswahlkampf aufbürden wird, dann wird analog wie digital vor allem eine Frage die Szene beherrschen: was können wir falsch machen? Keiner der drei Kandidaten hat eine stabile Hausmacht. Ob Frauen- oder Junge Union, ob CDA oder Wirtschaftsrat: Es ist weniger der tief verankerte Rückhalt für den eigenen Favoriten (hier Armin Laschet oder Norbert Röttgen, dort eher Friedrich Merz), der Stimmen mobilisiert, sondern das bange Verhindern anderer Interessenlagen.
Für die Union gehts ums Ganze
Die Zeiten sind parteiin- und extern nicht so, um sich ermuntert zu fühlen, der Basis einen harten Schlagabtausch zuzumuten. Gut möglich, dass der Sieger nur kurz auf die Loyalität der Unterlegenen zählen kann. Denn diese Wahl wird nicht darüber entscheiden, wer CDU und CSU als Kandidat mit den größten Erfolgsaussichten in das Rennen um die Verteidigung des Kanzleramts führen wird.
Da ist es spannend, wenn karg dementierte Meldungen die Runde drehen, dass sich auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Gedanken über eine Kanzlerkandidatur mache. Noch steht er, mit besten Umfragewerten in der Hinterhand, getreu in Laschets Schatten. Was aber, wenn der NRW-Ministerpräsident gegen Röttgen und Merz den kürzeren zöge? Wenn vor allem er im Frühjahr die Pluspunkte einsammeln könnte, falls Corona halbwegs im Griff wäre? Spätestens dann geht es für die Union – kaum konfliktfrei – ums Ganze. Nichts ist unmöglich, sagt Noch-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer. Und Spahn sitzt im Wartesaal.
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