Der zwölfjährige Lukas arbeitet an der Seifenkiste, mit der sein Team beim Rennen „Burning Wheels“ Foto:  

„Burning Wheels“ heißt das Seifenkistenrennen, das die Evangelische Gesellschaft Ende Juli in Remshalden veranstaltet. Dabei geht es um mehr, als nur den Spaß auf der Rennstrecke, erklären die Verantwortlichen.

Jugendhilfe - Lukas schüttelt die Spraydose und richtet sie auf das helle Holz. Unter einem feinen Nebel färbt sich die Seifenkiste nach und nach schwarz. „Ich zeichne gerne“, sagt der Zwölfjährige. Deshalb haben ihm seine Teamkollegen das Design anvertraut. Zwei verschiedene Varianten hat er sich überlegt, nun wird die Seifenkiste schwarz-grün, innen rot.

Lukas wohnt im Weraheim Hebsack, einer heilpädagogischen Einrichtung für Kinder und Jugendliche der Evangelischen Gesellschaft (eva). Hier wird seit April fleißig an den Seifenkisten gearbeitet – bis zum Rennen „Burning Wheels“ am 27. Juli im Bürgerpark Remshalden muss alles fertig sein. Die Jugendlichen, die von der Jugendhilfe betreut werden, hätten in ihrem Leben häufig noch nicht so viele positive Erfahrungen machen können, sagt Ulrike Doktorczyk, die Bereichsleiterin der Erziehungsstellen der eva. Deshalb sei es wichtig, ihnen Gelegenheit dazu zu geben – etwa durch das Seifenkistenrennen.

Ziel: Im Team arbeiten und durchhalten

Beim Bau der Kisten und der Teilnahme am Rennen müssen die Jungen und Mädchen im Team arbeiten, gemeinsame Lösungen finden, mit Rückschlägen umgehen und trotzdem bis zum Ende durchhalten – dabei erleben sie aber auch, wie etwas Neues entsteht, und entdecken eigene Talente und Fähigkeiten, erklärt Jörn Reusch, als Teamleiter für Förderangebote zuständig, das Konzept. Um Material für ihre Seifenkisten zu bekommen, hätten die Jugendlichen zudem selbstständig bei verschiedenen örtlichen Unternehmen angefragt. „Für sie ist das ein großer Schritt gewesen“, sagt Reusch, während im Hof des Weraheims fleißig gearbeitet wird.

Die 16-jährige Mareille betrachtet zufrieden die Seifenkiste vor sich. „Es läuft super, wir sind schon sehr weit“, berichtet sie. Die Lenk- und Bremseinheit zu montieren sei aber schwierig gewesen, meint Teamkollege Jason. „Die mussten wir nochmal rausmachen“ – der 13-Jährige zeigt auf zwei kleine Bohrlöcher auf der Bodenplatte. Wenn die Seifenkiste fertig gebaut ist, soll sie wie ein Polizeiwagen lackiert werden, erzählt Hope. Was sie beim Seifenkistenbauen gelernt hat? Sie zuckt etwas verlegen mit den Schultern. „Hope hat schrauben gelernt – und ein bisschen Mut“, sagt Mareille mit stolzer Stimme über ihre elfjährige Teamkollegin.

Am Start sind insgesamt 25 Seifenkisten

Ihre Fähigkeiten können die Jungen und Mädchen beim Rennen unter Beweis stellen. „Wir öffnen mit dem Projekt wortwörtlich die Tore“, so Doktorczyk. Denn zu den fünf Teams der eva-Jugendhilfe kommen noch externe Fahrer hinzu, insgesamt rechnen die Veranstalter mit rund 25 Kisten, die an den Start gehen.

In einer von ihnen wird Reinhard Molt sitzen. Der Bürgermeister Remshaldens lobt das Projekt: „Ich finde das wirklich hervorragend.“ Das Weraheim sei eine feste Einrichtung in der Kommune, es gebe viele Kooperationen. So auch beim von der eva veranstalteten Seifenkistenrennen: Im Rathaus hat man sich um die Streckensperrung gekümmert und geholfen, die Anwohner zu informieren. Für die Finanzierung wiederum hat die eva um Sach- und Geldspenden geworben und dafür Firmen, Vereine und Privatleute gewonnen. Die Sachkosten belaufen sich auf etwa 10 000 Euro.

„Ich habe mich bereit erklärt, in so eine Kiste zu steigen. Ich weiß nur noch nicht, wie ich unten ankomme“, sagt Molt. Der Motorradhelm liege jedenfalls schon bereit. „Die Sicherheit ist oberstes Thema“, versichert Jörn Reusch. Immerhin können die Seifenkisten auf der rund 400 Meter langen Rennstrecke 30 bis 50 Stundenkilometer schnell werden. Strohballen sichern die Streckenränder, am Ende gibt es eine Auslauffläche, die Altersteilwehr Remshalden und das DRK sind vor Ort. Zudem gebe es für alle Teilnehmer vorab eine technische Abnahme der Kisten inklusive einer Bremsprüfung, so Reusch. Dafür erhalten die Veranstalter Unterstützung vom Seifenkisten-Verband Baden-Württemberg, der schon bei den Vorbereitungen beraten hat. Er nutzt die Strecke am 27. Juli für seine eigenen Fahrer, die Punkte für die Meisterschaft sammeln können. An der Wertung der „Burning Wheels“ nehmen sie aber nicht teil.

Ob er in der Fun Klasse oder bei den Speed Open an den Start geht, weiß Lukas’ Teamkollege Kalle noch nicht genau. Auch über den Namen für ihre Kiste sind sich die Jungs noch uneins. „Es war schwierig, das alles organisiert zu kriegen, dass wir es rechtzeitig schaffen. Aber jetzt kommen wir schon gut hin“, sagt Kalle zuversichtlich. In einer Sache ist sich der 13-Jährige sicher: „Wir werden gewinnen!“