Die C-Klasse gehört zu den großen Wachstumstreibern bei Mercedes Foto: dpa

Mercedes war lange das Schlusslicht im Wettbewerb der drei Premiumhersteller. Nun, da nach Mercedes und Audi auch BMW seine Zahlen vorgelegt hat, steht fest, dass Daimler wieder an der Spitze steht.

Stuttgart - Lange Zeit war der chinesische Automarkt das große Sorgenkind des Stuttgarter Daimler-Konzerns – nun erweist er sich als großer Umsatzbringer. Nicht zuletzt dank der Erfolge auf dem schwierigen chinesischen Markt ist es dem einstigen Schlusslicht Daimler gelungen, im ersten Halbjahr an den Rivalen BMW und Audi vorbeizuziehen. Sowohl bei der Umsatzrendite als auch beim operativen Ergebnis liegt die Autosparte des Stuttgarter Konzerns jetzt auf Platz eins.

Mercedes hatte allein im zweiten Quartal eine Absatzsteigerung um 20 Prozent und eine Gewinnsteigerung um 58 Prozent zu verzeichnen. Bei BMW dagegen stieg der Absatz nur um 7,5 Prozent, der Gewinn sank sogar um drei Prozent; auch Audi konnte mit den Stuttgartern nicht mithalten. Bei der Umsatzrendite kam Mercedes mit 10,7 Prozent als einziger der drei Premiumhersteller auf einen zweistelligen Wert und hängte BMW mit 8,4 und Audi mit 9,9 Prozent deutlich ab. Damit bewahrheiteten sich Schätzungen von Analysten, über die unsere Zeitung bereits vor zwei Wochen berichtet hatte.

Als wichtigster Grund für das Überholmanöver von Daimler gilt die Entwicklung in China, wo der Konzern deutlich zulegen konnte. Der Stuttgarter Hersteller fährt auf dem lange vernachlässigten Markt, der mittlerweile der größte der Welt ist, die Ernte seiner Modelloffensive ein, die unter anderem aus einer technisch stark aufgeladenen S-Klasse, aus einer neuen Modellfamilie bei Kompaktfahrzeugen rund um die A- und die B-Klasse und der neuen C-Klasse besteht. Daimler konnte sich damit der Schwäche des chinesischen Markts entziehen, der darunter leidet, dass die Wachstumsraten der Volkswirtschaft deutlich sinken und die Zulassung von Autos aus Umweltschutzgründen beschränkt wird. Auch über das gesamte erste Halbjahr hinweg gerechnet hat Daimler die Nase vorn.

In China und in den USA tut sich BMW derzeit schwer

Der BMW-Konzern, der als letzter der drei Oberklassehersteller seine Zahlen für das zweite Quartal vorlegte, musste dagegen enttäuschende Nachrichten präsentieren, die an der Börse mit einem spürbaren Kursrückgang quittiert wurden. Neben der Schwäche im schwierigen chinesischen Markt trugen auch die hohen Rabatte, die man in den USA gewähren muss, dazu bei, dass der Betriebsgewinn im Auto-Kerngeschäft um 16 Prozent gesunken ist, der bei Daimler um mehr als die Hälfte stieg. Der neue BMW-Chef Harald Krüger, der erstmals Zahlen vorlegte, sagte, die Hersteller wichen wegen der Schwäche in China zunehmend auf den US-Markt aus, wodurch der Wettbewerb dort schwieriger werde und die Preise unter Druck gerieten. Man könne sich der Forderung nach Rabatten nicht entziehen.

Finanzvorstand Friedrich Eichiner erklärte, wegen der Kaufzurückhaltung und des verschärften Wettbewerbs seien die Preise auch in China unter Druck geraten. Auf eine schnelle Wende machte Krüger den Anlegern wenig Hoffnung. „In China sehen wir keine zusätzlichen Wachstumsimpulse – eher das Gegenteil“, so Krüger. Eichiner sprach angesichts des bisher rasanten Wachstums des chinesischen Markts von einer „Normalisierung“, die aber schneller eintrete als erwartet. China bleibe jedoch ein „bedeutender Markt mit Potenzial“.

Der Kauf des Kartendienstes Here soll die Konkurrenten gemeinsam voranbringen

Der Rückgang des Gewinns trotz eines um ein Fünftel gestiegenen Umsatzes resultiert auch daher, dass BMW überproportional mehr Minis und kleinere Fahrzeuge verkauft hat, die weniger Rendite abwerfen als größere Autos. Auch die hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung drückten auf den Gewinn – dieser Effekt wird im zweiten Halbjahr eher noch stärker sein, da die entsprechenden Ausgaben steigen, kündigte Eichiner an. Erst vor wenigen Tagen hatte BMW angekündigt, zusammen mit Daimler und Audi für 2,8 Milliarden Euro den Kartendienst Nokia Here zu kaufen, der moderne Assistenzsysteme und das autonome Fahren voranbringen soll.