Noch Landschaft? Schon Körper? Renate Bienzle, Namibia (2006) Foto: Galerie Henn

Ihre Körperlandschaften machten die Stuttgarter Malerin Renate Bienzle bekannt. Jetzt erinnert die Galerie Andreas Henn an die 2009 verstorbene Künstlerin – und überrascht mit neuen Blicken auf das Werk.

Stuttgart - Im Alter von 66 Jahren ist im Dezember 2009 die Stuttgarter Malerin und Zeichnerin Renate Bienzle gestorben. In Erinnerung an die Künstlerin präsentiert die Galerie Andreas Henn (Wilhelmsplatz 8) nun eine umfassende Schau. Bekannt vor allem für ihre Körperlandschaften, zeigt die Auswahl Renate Bienzle auch „als sensible Beobachterin der Landschaft Namibias“ sowie „der Individualität in der Tierwelt“ (Henn). Eröffnet wird die Ausstellung am kommenden Dienstag, 7. Mai, um 19.30 Uhr. Es spricht der Stuttgarter Kunstvermittler Tobias Wall.

Bildhafte Körpersprache

„Die bildhafte Körpersprache, die für Renate Bienzles großformatige Kompositionen charakteristisch war“, schrieb unser Kritiker Rainer Vogt 1994 anlässlich einer Ausstellung in der Galerie der Kreissparkasse Kirchheim-Teck, „lief bisher auf starke Farben, plakative Warm-Kalt-Kontraste und erotische Durchdringung hinaus. Was sich nun weitgehend auf zwei Farben, Rot und Schwarz, beschränkt, suggeriert zwar nach wie vor Körper, doch keine menschlichen mehr, und lässt die an unbekannte Gattungen erinnernden Lebewesen mit sich allein.“

Zwei Jahre zuvor hatte die gebürtige Berlinerin, die an der Stuttgarter Akademie studiert hatte, in Ruit die Serie „Les Fleurs du Mal“ vorgestellt. „Züngelnden Flammen gleich“, schrieb unsere Kritikerin Andrea Kachelrieß hierzu, „winden sich anthropomorphe Formen aus einer roten Masse am unteren Bildrand empor, rufen Assoziationen an ein apokalyptisches, Menschen verzehrendes Feuer hervor.“

„Sehnsucht nach Erlösung“ sei, so Kachelrieß, der Figuration Bienzles eigen. Besondere Zuspitzung erfuhr diese in dem Zeichnungs-Zyklus „Temperaturen des Todes“.

Neue Blicke auf die Landschaft

In den Zeichnungen blieb der harte Strich dieser Hinrichtungsszenarien, im Bild und vor allem im Aquarell antwortete die von Bienzle jedes Jahr für mehrere Monate besuchte und gesuchte afrikanische Landschaft als Licht-, Farb- und Formereignis mit einer Heiterkeit eigener Intensität.

„Den Blick schärfen“, möchte Andreas Henn der nun die vierte Einzelausstellung zum Werk von Renate Bienzle präsentiert, „für die Bild-im-Bild-Konzeption bei Bienzle.“ „Es gibt da“, ist Henn überzeugt, „noch viel zu entdecken.“

Zu sehen ist die Ausstellung (Eröffnung 7. Mai, 19.30 Uhr) in der Galerie Andreas Henn in Stuttgart (Wilhelmsplatz 8) bis zum 18. Juni ( Di-Fr 11-19, Sa 11-18 Uhr).