Unternehmer und Sammler Würth hat bedeutendes Renaissance-Kunstwerke erworben.
Künzelsau/Frankfurt/Main - Der baden-württembergische Unternehmer und Sammler Reinhold Würth hat eines der bedeutendsten Renaissance-Kunstwerke in Deutschland erworben.
Wie das Künzelsauer Unternehmen am Mittwochabend mitteilte, hat Würth die Schutzmantelmadonna von Hans Holbein dem Jüngeren (1497-1543) gekauft. Über den Preis wurden - auch auf Anfrage - keine Angaben gemacht.
Keine Angaben über Preis - Zeitung: Zweithöchster Preis, der jemals für Alten Meister bezahlt wurde
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) berichtet in ihrer Donnerstagausgabe, beim Kaufpreis handele es sich "mit weitem Abstand um die höchste Summe, die jemals in Deutschland für ein Kunstwerk bezahlt wurde". Eine Quelle für diese Angaben nannte die Zeitung nicht. Weltweit sei es der zweithöchste Preis, der je für einen Alten Meister bekanntgeworden sei - nach Rubens' "Bethlehemitischem Kindermord", den der kanadische Medienmogul David Thomson 2002 für 45 Millionen Pfund (damals gut 70 Millionen Euro) in London ersteigert habe. Laut "FAZ" steht die Schutzmantelmadonna auch auf der nationalen Liste der zu schützenden Kulturgüter und darf nicht ausgeführt werden.
40 Millionen Euro waren bisherigen Besitzern zu wenig
An dem Gemälde interessiert war auch ein Konsortium um das Städelsche Kunstinstitut in Frankfurt, welches das Bild Ende 2009 für 40 Millionen Euro erwerben wollte. Den bisherigen Eigentümern - der Erbengemeinschaft Hessen - war das zu wenig.
Seite 2: Gemälde soll in Schwäbisch Hall gezeigt werden
Vermittelt wurde der Deal von Kunstberater Christoph Graf Douglas. Würth zufolge ist das "wohl bedeutendste deutsche Tafelbild der Frührenaissance" eines der herausragendsten Kunstwerke, die in Deutschland in den vergangenen 60 Jahren vermittelt wurden.
Vergleich mit der Sixtinischen Madonna von Raphael
Das Gemälde war seit 2003 im Frankfurter Städel Museum zu sehen, zuvor in Darmstadt. Unternehmer Würth betonte, die Holbein-Madonna werde weiter für die Öffentlichkeit zugänglich sein - bevorzugt würden das Städel Museum in Frankfurt und das Landesmuseum in Darmstadt als Leihnehmer.
Hans Holbein der Jüngere hatte das Bild für den Basler Bürgermeister Jakob Meyer zum Hasen gemalt. Die auf Nadelholz gemalte Tafel entstand 1526/28 und wurde von Kunsthistorikern immer wieder mit der Sixtinischen Madonna von Raphael verglichen.
Bisherige Besitzer Großherzöge von Hessen und bei Rhein
Zu den Hessen gelangte das Gemälde über Umwege 1822 durch Prinz Wilhelm von Preußen in Berlin. Er hatte es gekauft und seiner Ehefrau Prinzessin Marianne von Hessen-Homburg geschenkt. Über deren Erbschaft gelangte das wichtige Kunstwerk in der Mitte des 19. Jahrhunderts in das Eigentum der Großherzöge von Hessen und bei Rhein. Reinhold Würth hatte 2003 bereits die bedeutende Sammlung mittelalterlicher Tafelbilder aus dem Hause Fürstenberg gekauft, die heute in der Johanniterhalle in Schwäbisch Hall zu sehen ist.