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Der Remstal-Höhenweg zieht sich auf 226 Kilometern von Fellbach über Esslingen bis Remseck.

Stuttgart - Nein, selbst ausgewiesene Profis auf Schusters Rappen können dieses Pensum nicht an einem Tag bewältigen. Denn obzwar die Rems zwischen ihrer Quelle bei Essingen und ihrer Neckarmündung in Remseck lediglich 80 Kilometer zurücklegt, ist der dazugehörige Wanderweg bald dreimal so lang. Kein Wunder: Auf der Südseite geht es in Richtung Osten, auf der Nordseite dann wieder zurück. Und wenn man die zahlreichen Aufs und Abs, Wendungen und Verschnörkelungen in der Wegführung berücksichtigt, so sind jene 226 Kilometer Strecke schnell beisammen.

Umso mehr empfiehlt der Tourismusverein Remstal-Route, den Höhenweg durch Tagestouren in Etappen zu begehen. Möglich wäre dies, indem man die Schienenwege im Tal nutzt - als S-Bahn bis Schorndorf und ansonsten per Regionalbahn bis in den Ostalbkreis. Zahlreiche außergewöhnliche Ziele können von dort aus gezielt angewandert oder verknüpft werden. Etwa am westlichen Ausgangspunkt in Fellbach, wo der Höhenweg an der dortigen Neuen Kelter offiziell startet. Es geht den Kappelberg hinauf und übers Kaisersträßle bis zum ersten Höhepunkt, dem Kernenturm. Es folgen die Stettener Y-Burg und die Aussichtspunkte Drei Linden und Karlstein bei Weinstadt.

Eine weitere Idylle auf der Südseite der Rems ist der Muckensee mit besten Perspektiven aufs Kloster Lorch auf der anderen Hangseite. Weiter geht's nach Schwäbisch Gmünd und zum 735 Meter hoch gelegenen Rosenstein mit seiner spektakulären Felsformation. Essingen schließlich bildet den östlichsten Punkt des Höhenwegs - auf die dortige Remsquelle macht seit kurzem eine neckische Remsquellnixe aufmerksam.

Wandern liegt im Trend

Von nun an geht es wieder westwärts. Einen Extra-Abstecher wert ist der vor neun Jahren nach einem Unwetter auf 240 Meter Breite rund 30 Meter in die Tiefe gestürzte Urbacher Bergrutsch. Sensationelle Ausblicke ermöglichen dann der Kleinheppacher Kopf, der Hörnleskopf und der Korber Kopf. Über die Remsauen bei Waiblingen geht's zum Zielort Remseck mit der Endhaltestelle der U 14 aus Stuttgart.

Die Konzeption und Ausschilderung des Höhenwegs - 700 kleine gelbe Hinweistäfelchen mit zwei Wanderern drauf wurden in den vergangenen Wochen von den Bauhöfen der 21 beteiligten Kommunen aufgestellt - kosteten rund 100.000 Euro. Der Verband Region Stuttgart und das Landes-Wirtschaftsministerium steuerten die Hälfte bei. Der restliche Betrag wird entsprechend der Wanderkilometer auf der jeweiligen Markung geteilt: Die kürzeste Distanz auf dem Höhenweg gibt's mit 900 Metern in Aichwald, für die weitesten Strecken sind Lorch (27 Kilometer) und als Spitzenreiter Schwäbisch Gmünd mit 40 Kilometern zuständig.

Demnächst soll die Marketing-Maschinerie anlaufen. Der Flyer zum Höhenweg, bis vor kurzem nur online abrufbar, liegt mittlerweile in gedruckter Form vor und kann bei der Geschäftsstelle der Remstal-Route angefordert werden. Auch soll der Höhenweg bei der Stuttgarter Tourismusmesse CMT intensiv präsentiert werden. "Wir haben hier einen großen Wurf, das ist ein Leuchtturmprojekt", schwärmt der Vorsitzende der Remstal-Route, der Korber Bürgermeister Jochen Müller.

Wandern sei ein Riesenmarkt, ein Wirtschaftsfaktor von immensen Dimensionen: "Wandern liegt im Trend und ist auch für die jüngere Generation ein Thema", sagt Müller und ist überzeugt, dass "auch die Generation 30 plus X wieder den Reiz des Wanderns entdeckt".

Vom Wanderverband zertifiziert ist der Höhenweg aber nicht. Manche der hierfür nötigen Kriterien können nicht erfüllt werden. So etwa, dass mindestens 35 Prozent der Gesamtstrecke auf naturbelassenen Wegen verläuft und nur höchstens 20 Prozent asphaltiert sein dürfen. "Das könnten wir im oberen Remstal mit den vielen Waldwegen erreichen", sagt Geschäftsführer Hubert Falkenberger. Doch im vorderen Remstal führt der Höhenweg bewusst durch Weinanbaugebiete und somit über asphaltierte Strecken.