Für die Gartenschau hat Remseck zwei Schwimmstege in die Rems setzen lassen. Links daneben ist die Baustelle der Neuen Mitte. Foto: factum/Simon Granville

Für die interkommunalen Gartenschau steht in Remseck das „schwäbische Eck“ im Mittelpunkt – die Mündung der Rems in den Neckar. Das Programm während der Schau richtet sich vor allem an ein junges Publikum – mit einer ganz speziellen Premiere.

Remseck - Der Stahl glitzert in der Sonne, das helle Braun der neuen Holzdielen strahlt neben dem dunklen Grün des Flusses: Wer in diesen Tagen auf dem Gartenschau-Gelände in Remseck unterwegs ist, kann den neuen, hunderte Meter langen Schwimmsteg entlang der Rems kaum übersehen. Von der Remstalstraße im Stadtteil Neckarrems führt er bis zur Mündung in den Neckar, vorbei an der Neuen Mitte, wo die Bauarbeiter jüngst Richtfest für das neue Rathaus, eine Bibliothek und die Stadthalle gefeiert haben, und geht dann über in den Neckarstrand. Befestigt ist die Konstruktion an schweren, dunklen Pfählen, die in den vergangenen Monaten in den Grund gerammt wurden.

Dass Remseck für die interkommunale Gartenschau mit 16 Städten und Gemeinden das Areal an seinen zwei Flüssen in den Mittelpunkt rückt, hat auch mit den Vorstellungen des Rathauschefs zu tun: „Die Mündung zeichnet uns aus“, sagt der Oberbürgermeister Dirk Schönberger (parteilos). Analog zum Deutschen Eck in Koblenz, der Mündung der Mosel in den Rhein, spricht Schönberger deshalb gerne vom „Schwäbischen Eck“, dass er in Remseck zur Gartenschau sichtbar machen will.

Deutlich teurer als zunächst gedacht

Übersetzt in nüchterne Fakten heißt das: Die meisten Daueranlagen, die in der Stadt gebaut wurden, befinden sich dort. Neben zwei Schwimmstegen sind das ein neuer Spielplatz direkt am Neckarstrand und zwei Balkone, die von beiden Ufern der Rems über den Fluss ragen. Diese Anlagen, das ist Schönberger wichtig, werden über Jahre hinweg in Remseck bleiben. Die Gartenschau soll nachhaltig Gutes bewirken. Städtebaulich, davon ist der Oberbürgermeister überzeugt, ist die Schau eine „einmalige Chance“.

Und die lässt sich die chronisch klamme Stadt durchaus etwas kosten: Rund drei Millionen habe man in die dauerhaften Projekte investiert, sagt die Baubürgermeister Birgit Priebe, wobei etwa eine halbe Million an Fördergeld vom Land und dem Verband Region Stuttgart geflossen ist. Zunächst waren die Kosten auf 1,7 Millionen geschätzt worden, doch vor allem die großen Baustellen, darunter der Schwimmsteg, erwiesen sich als teurer. „Immerhin werden wir pünktlich zum Start am 10. Mai fertig“, sagt Priebe, wenngleich entlang der Remsufer noch einige braune und kahle Stellen zu sehen sind. Manche der Blumen und Pflanzen würden erst im Laufe der Gartenschau eingesetzt, meint die Bürgermeisterin – oder erst demnächst zu blühen beginnen.

Kurzer Zoff über ein Kunstprojekt

Mitten im Mündungsbereich liegen drei weiße Häuschen vor Anker, der Remsecker Beitrag zu den „16 Stationen“. Anfänglich war man in der Stadt mit dem, was im Rahmen des interkommunalen Architekturprojekts zugelost wurde, nur mäßig zufrieden. Entsprechend knapp war die Zustimmung zu dem Projekt im Gemeinderat – und sie kam überhaupt nur zustande, weil aus ursprünglich fünf Häuschen drei wurden. Heute sagt der Rathauschef: „Die Häuschen stehen uns gut zu Gesicht.“ Auch, weil die Kosten dafür im Rahmen geblieben sind: 70 000 Euro ist die Kunst teuer, nur die Hälfte muss das Rathaus allerdings selbst bezahlen.

Viel passieren wird während der Gartenschau-Monate am Neckarstrand: Geplant sind unter anderem ein Open-Air-Poetry-Slam, ein Freiluftkino und ein Lichterpicknick. Die Vereine aus der Stadt bekommen für die Zeit der Gartenschau eine eigene Hütte auf dem Gelände zur Verfügung gestellt, um selbst Angebote an die Besucher machen zu können. Auch wer sportlich unterwegs ist, kommt auf seine Kosten: Ein Swimrun, bei dem die Teilnehmer abwechselnd im Neckar schwimmen und am Ufer rennen, findet Ende Juli erstmals in der Region statt. Absichtlich richten sich viele Veranstaltungen an ein jüngeres Publikum. „Wir müssen es schaffen, auch Besucher unter 40 auf das Gelände zu bekommen“, sagt Dirk Schönberger. Nicht umsonst steht der Beitrag Remsecks zur Gartenschau unter der Überschrift „Unendlich relaxt“.

Graffiti-Kunst als Exportschlager

Der Graffiti-Künstler Frederik Merkt hat dazu viele farbliche Hinweise gesetzt und die Unterführungen der Stadtbahnhaltestellen in den Farben der Schau umgestaltet. Das erregte derart viel Aufmerksamkeit, dass Merkt gewissermaßen selbst zum interkommunalen Beitrag der Schau geworden ist: Indem er auch jenseits von Remseck, zum Beispiel in Weinstadt, graue Stellen schöner macht.

Ein Gartenschau-Flop

Steinbruch
Eigentlich, so schwebte es den Verantwortlichen in Remseck einst vor, sollte zur Gartenschau ein besonderes Biotop erlebbar werden: der ehemalige Steinbruch im Stadtteil Neckarrems. Ein Steg war geplant, der nahe an die steilen Felsmauern führen sollte, Führungen sollte es geben und eine Beobachtungshütte.

Umwelt
Aus ökologischen Gründen sei der Steinbruch tabu, sagt die Baubürgermeisterin Birgit Priebe, zu sensibel sei das Ökosystem dort. Außerdem konnte sich das Rathaus mit dem Eigentümer nicht über einen Kauf des Geländes einigen – die Preisvorstellungen lagen um Millionen auseinander.