Der Standort für die Weiße Station: Prächtige Sicht Richtung Remstal. Foto: Patricia Sigerist

Gemeinderäte mahnen, den Feldschütz künftig häufiger zum östlichen Kappelberg zu schicken.

Fellbach - Tempo, Tempo: Spätestens in 452 Tagen muss es soweit sein. Dann, am 10. Mai 2019, beginnt die Remstal-Gartenschau – und an jenem Freitagabend sollten auch die letzten Bauarbeiten für die sogenannte weiße Station auf halber Höhe an der Ostseite des Kappelbergs fertig sein.

Eile ist also geboten für die Bauverwaltung, müssen doch nach dem kürzlich erfolgten endgültigen Auftrag durch den Gemeinderat noch einige Weiterentwicklungsstufen genommen und Formalitäten erledigt werden. Die Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt steht noch aus, Gespräche mit den Wengerten rund um jenes Areal am Wegedreieck oberhalb des Gewanns Wiflinger müssen geführt werden, das Stuttgarter Statikbüro Werner-Sobek-Ingenieure muss die Stabilität des Raumtragwerks garantieren – und über all dem steht noch die Abstimmung mit jenen renommierten Berliner Architekten, die für diesen Fellbacher Beitrag zu den insgesamt 16 weißen Stationen in den Remstal-Kommunen verantwortlich sind – Regine Leibinger und Frank Barkow.

So gab es auch kürzlich bei der Diskussion im Lokalparlament warnende Stimmen

15 Monate vor der ersten offiziellen Begehung jener insgesamt bis 150 000 Euro teuren Pergola durch OB Gabriele Zull gibt es allerdings durchaus manchen Bedenkenträger. So gab es auch kürzlich bei der Diskussion im Lokalparlament warnende Stimmen. Zwar zeigten sich die meisten Stadträte zufrieden mit dem Entwurf von Barkow/Leibinger und warben um grundsätzliche Unterstützung. Auch habe man dort bald beste Perspektiven hinunter gen Fellbach, auch „zu den Korber Köpfen“, wie es Baubürgermeisterin Beatrice Soltys ausdrückte, oder zur Stettener Yburg. Mithin biete dieser Standort „eine Gesamtsituation, die würdig ist für diesen Entwurf.“

Auch Gemeinderat Franz Plappert (CDU) warb um mehr Begeisterung in der Bürgerschaft für das Grünprojekt. Wobei man die Investitionen „in unsere Gartenschau so gestalten sollte, dass die Projekte auch nach der Gartenschau wirklich großen Nutzen für die Stadt und die Bevölkerung haben“. Dazu zähle die weiße Station am Wiflinger durchaus, diesen wunderbaren Aussichtspunkt könne man eventuell „für Weinvermarktung nutzen“ – ähnliche Präsentationen gibt es schließlich in den Wengert anderer Weinkommunen, etwa in Korb.

Sorge über Standort

Etliche mahnende Stimmen waren im Gemeinderat allerdings unüberhörbar. SPD-Rat Hans-Peter Krause bezeichnete die weitere Kostensteigerung um 20 000 auf jetzt bis zu 150 000 Euro als „nicht erfreulich“. Dennoch sollte man sich diese Summe angesichts der Bedeutung der Gartenschau leisten. Sorge mache ihm aber der Standort. „Der könnte nachts zu einem Treff mit Gelagen werden“, zu dem bestimmt nicht wenige mit dem Auto durch die Weinberge gelangen wollten. Er warnte, dass Fellbach in der Außendarstellung womöglich ein schlechtes Bild abgebe.

Peter Treiber (Freie Wähler/Freie Demokraten) hieb in eine ähnliche Kerbe. „Der Platz könnte sich zu einem Anziehungspunkt für bestimme Menschen entwickeln.“ Vermüllung, Vandalismus – die Befürchtungen wurden von den Rednern zwar nicht explizit ausgesprochen, schwirrten aber vernehmbar im Hintergrund durch die Reihen. Treibers Empfehlung: „Hier müssen der Feldschütz oder die neuen Kräfte des Kommunalen Ordnungsdienstes öfter zur Kontrolle raus!“

Der Kostenrahmen wurde seinerzeit auf ungefähr 75 000 Euro pro Standort beziffert

Speziell die Erhöhung der Kosten auf womöglich 150 000 Euro war Anlass für ein Scharmützel im Ratssaal. Die weißen Stationen – der anfängliche Begriff „weiße Häuser“ wurde zwischenzeitlich ad acta gelegt– sind ein Projekt der Gartenschau-Zentrale in Schorndorf. Der Kostenrahmen wurde seinerzeit auf ungefähr 75 000 Euro pro Standort beziffert. Nun liegt man am Kappelberg, aber auch an vielen anderen dieser Stationen deutlich drüber.

Diese Entwicklung motivierte FW/FD-Fraktionschef Ulrich Lenk zu einer Grundsatzkritik in Richtung Fellbacher Bauverwaltung. Zwar sei die Gartenschau ein wichtiger Beitrag zur interkommunalen Zusammenarbeit im Remstal. Aber ein Punkt störe ihn erheblich, so Lenk: „Ich werde mich nicht damit abfinden, dass Projekte wesentlich teurer werden als ursprünglich vorgegeben.“ Der Kostenrahmen werde zu oft gesprengt, „auch in letzter Zeit hatten wir in Fellbach Projekte, wo die Kosten davongelaufen sind.“ Das gehe so nicht weiter, die Verwaltung müsse „versuchen, das in den Griff zu kriegen“.

Der Konter durch die Oberbürgermeisterin folgte prompt. Grundsätzlich sei man sich ja einig, dass steigende Kosten zu vermeiden seien. „Dafür ist dieses Beispiel aber gänzlich ungeeignet“, belehrte Gabriele Zull den Freidemokraten. Es sei von der Gartenschau-Geschäftsstelle „gesagt worden, was es kosten soll, das waren nicht wir.“ Deshalb sei dies „auch ein schlechtes Beispiel, um uns vorzuhalten, wir würden schlecht rechnen“, so die OB.

SPD-Rätin Sybille Mack verwies zudem darauf, dass dieses renommierte Architekturbüro für Fellbach auch unter touristischen Aspekten etwas Besonderes schaffe. Das sei doch ein imposanter Gegenwert, der den erhöhten Preis verkraftbar mache.