Die Rems darf sich bei Winterbach ausbreiten. Foto: Gottfried Stoppel

Nachdem bisher vor allem Erde abtransportiert worden ist, geht es bei der Remsrenaturierung nun ans Gestalten der neuen Uferbereiche. Bisher läuft alles nach Plan.

Winterbach - An manchen Stellen lässt sich bereits erahnen, wie die Rems zwischen Winterbach und Remshalden in ein paar Monaten aussehen wird. Auf Höhe der Kleingärtneranlage haben die Bagger schon ganze Arbeit geleistet: Der alte Flusslauf ist zwar noch gut zu erkennen, doch die nördliche Böschung bildet mittlerweile eine baumbewachsene Insel. Die Bauarbeiter haben einen Seitenarm angelegt, der sich bereits mit Wasser gefüllt hat. „Wir werden die andere Böschung des bisherigen Hauptarms noch flacher gestalten, es fehlen auch Buchten und weitere Feinarbeiten“, erläutert Hans-Peter Sieg bei einem Rundgang über die Baustelle. In anderen Bereichen sind Steilwände zu sehen, an denen Eisvögel ein Zuhause finden sollen, in Richtung Winterbach entsteht zurzeit eine komplett neue Insel.

„Aber wir haben die bisher günstige Witterung vor allem ausgenutzt, um so viel Boden wie möglich wegzuschaffen“, sagt Sieg. Der technische Geschäftsführer des Wasserverbands Rems hat die naturnahe Umgestaltung des Flusses geplant, der Bauherr ist das Land Baden-Württemberg, das auch die Kosten in Höhe von etwa 3,5 Millionen Euro übernimmt.

125 000 Kubikmeter Erde in Bewegung

Insgesamt werden für die gut einen Kilometer lange Renaturierung der Rems 125 000 Kubikmeter Erde bewegt – denn der Fluss darf sich in Zukunft in einem etwa hundert Meter breiten Korridor bewegen. Knapp 8000 Kubikmeter Mutterboden haben Traktoren in den vergangenen Wochen bereits nach Manolzweiler gebracht, dort soll die wertvolle Erde landwirtschaftliche Flächen aufwerten. Etwa die Hälfte von weiteren 70 000 Kubikmetern Erde wurde mit Lastwagen nach Plüderhausen transportiert. Mit dem Material soll das Gelände aufgefüllt werden, auf dem ein neues Gewerbegebiet entsteht.

„Die Erschließung soll Anfang Juli beginnen, bis dahin muss der Boden dort sein“, sagt Sieg. Weil es bisher recht trocken gewesen sei, seien die Arbeiten gut vorangekommen, „zudem haben wir dadurch nur wenig Schmutz auf der B 29 hinterlassen“, sagt Sieg. Am vergangenen Wochenende wurden die Fische aus diesem Teil der Rems geholt und in Sicherheit gebracht, „damit können wir jetzt auch mit den Baggern in den Fluss rein“.

Am Ortsrand von Winterbach lagert das Material, das nun bei der Neumodellierung benötigt wird: Kies und Sand, aber auch Stücke aus Steinbrüchen sowie riesige Steinquader. Gebaut wird zudem mit dem, was vor Ort zu finden war: „Wir haben von den Rodungen große Wurzelstöcke aufgehoben. Diese können entweder als Fischunterstand dienen oder in Böschungen eingebaut werden“, erläutert Hans-Peter Sieg.

Viele Bäume mussten gefällt werden

Zwar mussten viele Bäume für die Renaturierung gefällt werden, doch die bisher markante Optik ist von Norden aus weiterhin sichtbar. Geplant sind nicht nur unterschiedliche Uferzonen, sondern zum Beispiel auch eine Niedrigwasserzone, in der die Rems schneller fließen soll als bisher. „An manchen Stellen sieht die Rems fast aus wie ein See. Was passiert, wenn sie schneller wird, kann man jetzt schon an der Rohrbrücke beobachten“, erläutert Sieg.

Die Brücke wurde angelegt, damit das Baumaterial über den Fluss transportiert werden kann. Durch die Strömung in diesem Bereich ist ein neues Kiesbett entstanden. „Die Rems hat ein starkes Geschiebe, transportiert also viel Material mit sich“, erklärt Sieg. Dieses Material werde das Gelände immer wieder verändern – und so soll es auch sein. Deswegen wird nur wenig angepflanzt: „Wir werden einen Übergang zum bestehenden Bewuchs schaffen, aber keinen Park anlegen.“ Eine Ausnahme gibt es: Nördlich der Rems soll eine große Blühwiese entstehen. Ansonsten ist geplant, die Natur sich selbst zu überlassen und das Gelände zuwachsen zu lassen. Für menschliche Besucher soll es nur zwei Zugänge mit Infotafeln, Bänken und Liegewiesen geben.

Im Oktober soll die Renaturierung abgeschlossen werden. Bisher liegen die Arbeiten voll im Zeitplan. Allerdings sollte es in den kommenden Monaten kein größeres Hochwasser geben, „denn das würde die ganze Modellierung wieder zerstören“, sagt Sieg. Zudem ist der Bereich zurzeit durch das Abtragen der Deiche kaum geschützt. Am Ortsrand von Winterbach lagern mit Sand gefüllte große Säcke, die im Fall einer Überflutung zum Einsatz kommen können. „Wenn die Renaturierung abgeschlossen ist, gibt es aber wieder den gleichen Hochwasserschutz – und einen zusätzlichen Retentionsraum von 120 000 Kubikmetern.“