Die Preisgestaltung bei Fernwärme ist nicht komplett transparent. Verbraucherschützer kritisieren das schon lange. Foto: Marijan Murat/dpa

Verbraucher aus Remshalden verstehen den extremen Preissprung nicht. Sie wollen gegen die Stadtwerke Waiblingen vorgehen. Vielleicht sogar per Sammelklage.

Sie fühlen sich von den Stadtwerken Waiblingen abgezockt. Bewohner aus Remshalden  halten die Preise für ihre Fernwärme für überzogen . So sagt beispielsweise Bernd Raisch, dass er 2023 rund 2000 Euro bezahlt habe, 2024 mit 4000 Euro das Doppelte. Das Problem: Sie können die Kalkulation der Stadtwerke Waiblingen, von denen sie die Fernwärme beziehen, nicht nachvollziehen. Sie muss nicht offengelegt werden. Ein genereller Kritikpunkt bei Fernwärme, den auch Verbraucherschützer wiederholt aufbringen.

 

In Remshalden wollen die Verbraucher jetzt klagen. Bei einer Versammlung vor ein paar Tagen seien rund zwei Dutzend Leute gewesen, berichten Raisch und sein Mitstreiter Jürgen Günther. Eine überwiegende Mehrheit sei spontan dafür gewesen, wegen des Preissprungs rechtlich gegen die Stadtwerke vorzugehen.

Preis für Fernwärme: Unterstützung für Klage gegen Stadtwerke

Derzeit fragen Raisch und Günther ab, wer seinen Zuspruch auch schriftlich fixiert. „Damit wir sehen, welchen Rückhalt wir haben“, sagt Raisch. „Die Klage werden wir aber so oder so durchziehen“, sagt Günther. Den weiteren Weg wollen sie nach dem Rücklauf aus der Nachbarschaft mit ihrem Anwalt besprechen.

Einer, der sich der Klage anschließen will, ist Christoph Böhm. Ihm gehört ein Haus in Remshalden, das er vermietet. Er findet die Preise nicht nur überteuert, sondern möchte seit geraumer Zeit komplett aus der Fernwärme aussteigen, um eine Wärmepumpe zu installieren. Doch die Gemeinde lässt ihn nicht, in Remshalden gilt ein Anschluss- und Benutzungszwang.

Für Verbraucher ist es nicht einfach, zu durchschauen, wie sich ihr Fernwärme-Preis zusammensetzt. Foto: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Fernwärme in Remshalden: Hohe Verluste beim Netz

Böhm hatte zwischenzeitlich überlegt, rechtlich dagegen vorzugehen, weil eine Wärmepumpe nachweislich klimafreundlicher sei als das ineffiziente und deshalb teure Wärmenetz. Inzwischen ist klar: Es wäre ein steiniger Weg. Die Überlegung sei gewesen, selbst irgendwann nach Remshalden zu ziehen, nun hätten sie sich aber ein Haus in Fellbach gekauft.

Bernd Raisch und Jürgen Günther wussten damals, als sie Mitte der 1990er Jahre in Remshalden gebaut haben, worauf sie sich einließen. Es war klar: Sie müssen an die Fernwärme, mit der sich die Kommune damals ein fortschrittliches Etikett verpassen wollte, erzählen die beiden. Davon könne heute eher keine Rede mehr sein. Das Netz hat hohe Verluste: Knapp 40 Prozent der Wärme gehen beim Transport von A nach B verloren, so ausgewiesen von den Stadtwerken Waiblingen für das Jahr 2023.

Remshalden: Millioneninvestitionen in Fernwärmenetz nötig

Vor ein paar Jahren habe die Gemeinde Remshalden als Netzeigentümerin die Wärmeabnehmer zusammengetrommelt. Eine Millioneninvestition sei nötig, hieß es, in ein „grottenschlechtes Netz“, wie Raisch es nennt. „Bei den Anwesenden kam es zu heftigen Reaktionen“, so Raisch weiter. „Daraufhin wurde von der Gemeinde der Nahwärmebeirat 2019 konstituiert“, ein Zusammenschluss, den es auch jetzt wegen der Preissteigerungen wieder braucht.

Einen Fragenkatalog hätten die Stadtwerke bisher unbeantwortet gelassen, ebenso einen Gesprächswunsch, erzählen die beiden. „Unsere Interessen werden einfach ignoriert“, sagt Günther.

Welchen Blick die Stadtwerke Waiblingen auf die Sache haben, bleibt offen. Auf eine Anfrage unserer Redaktion verweist der Sprecher Michael Sigel auf einen Pressetermin in der Vergangenheit. Die Stadtwerke Waiblingen liefern die Fernwärme seit 2016, davor war es die Südwärme, die das Wärmenetz Mitte der 1990er Jahre gebaut hat, 2018 hat die Kommune es gekauft.