Knackpunkt des Streits sind die vielen Lastwagen auf der Strecke. Foto: Patricia Sigerist

In der Nachbarstadt Fellbach stößt die in Remseck geplante Lastwagensperrung auf Widerstand. Der OB Christoph Palm schreibt einen Brief an seinen Amtskollegen Dirk Schönberger. Der weist die Kritik zurück.

Fellbach/Remseck - Zwischen den beiden Großen Kreisstädten im Landkreis Ludwigsburg beziehungsweise im Rems-Murr-Kreis – Remseck und Fellbach – kündigt sich erneut dicke Luft an, im übertragenen wie im wörtlichen Sinne. Das liegt zum einen am umstrittenen, von Remseck forcierten Nordostring. Dazu kommt die kürzlich bekannt gegebene Lastwagen-Sperrung in Remseck. Die Experten im Fellbacher Rathaus basteln an einer Stellungnahme zum Luftreinhalteplan der Stadt Remseck, die sich gewaschen hat.

Klar ist schon jetzt: Der Fellbacher Kommentar wird unmissverständlich negativ oder, wie es in der entsprechenden Vorlage der Verwaltung für den Gemeinderat heißt, „ablehnend“ ausfallen.

Größter Knackpunkt bei diesem Thema ist das von Remseck angemeldete und offenbar vom Stuttgarter Regierungspräsidium nicht verhinderte Durchfahrtsverbot für Lastkraftwagen über 7,5 Tonnen in der Remstalstraße in Remseck. In Fellbach fürchtet man gravierende Konsequenzen.

Denn diese Straße ist die Fortsetzung der Neckarbrücke bei Neckarrems und zugleich die zentrale Verknüpfungsachse des Remstals mit dem Raum Ludwigsburg – bis zur Autobahn 81. Wird diese Remsecker Straße nun für die schweren Brummis geschlossen, müssen diese ausweichen.

Fellbach fürchtet erhebliche Mehrbelastung

Die Befürchtung in Fellbach: Dafür kommt, abgesehen von der Route über Waiblingen-Hohenacker und Neustadt (L 1140), letztlich nur eine Alternative in Frage: Die dicken Laster weichen auf die Landesstraße 1197 aus. Das ist jene Verbindung von Neckarrems hoch zum Oeffinger Sami-Khedira-Stadion und weiter bis zum Fellbacher Stadttunnel. Das komme nach Ansicht der Fellbacher Rathausspitze aber nicht in Frage. „Das Lkw-Durchfahrtsverbot auf der Remsecker Remstalstraße führt zu einer inakzeptablen Mehrbelastung auf der Ausweichroute der L 1197 bei Oeffingen“, heißt es in der von der Baubürgermeisterin Beatrice Soltys und OB Christoph Palm unterschriebenen schriftlichen Stellungnahme.

Zwar erkenne man in Fellbach die grundsätzliche Notwendigkeit, dass Remseck Entlastungsaktivitäten für die eigene Bevölkerung erreichen will – aber doch nicht so. An beiden Ausweichrouten für die Laster, also jene nach Waiblingen-Neustadt wie in Richtung Oeffingen und Fellbach, seien die Grenzwerte für Luftschadstoffe längst erreicht.

Die Fellbacher rügen zudem, dass die im Remsecker Gutachten behauptete „unerhebliche Mehrbelastung“ durchaus gravierend sei. Es seien entscheidende Änderungen im Verkehrssystem sowie Anregungen der Kommunen nicht berücksichtigt. Fellbach stellt etliche Forderungen auf, die zu klären seien, bevor der Luftreinhalteplan in Kraft treten dürfe. Notwendig sei etwa ein regionales Verkehrsmanagement, um die Schadstoffbelastung zu senken.

Neue Regelung an der „Todeskreuzung“?

Man fordert etwa eine andere Verkehrsregelung an der so genannten „Todeskreuzung“. Es ist der Schnittpunkt der Straße von Remseck nach Fellbach in Richtung Oeffingen. Bislang gib es dort eine Rechtsabbiege-Möglichkeit in Richtung Hegnach, die soll durch die Pförtnerampel erschwert werden. Eine Temporeduktion auf der Fellbacher Höhenstraße, über möglicherweise viele der Brummis rollen, soll aber nicht eingeführt werden. „Dies würde erheblichen Verdrängungsverkehr zur Folge haben“, heißt es in der Stellungnahme.

Im September berät der Gemeinderat in Fellbach über die Stellungnahme, er wird sich wohl dem OB anschließen. Remseck selbst will den Luftreinhalteplan samt des Lastwagenfahrverbots auf der Remstalstraße zum 1. Januar in Kraft setzen – zunächst befristet für ein Jahr.

Der Remsecker OB Dirk Schönberger weist die Kritik aus Fellbach zurück. „Die Stadt Remseck trägt selbst am wenigsten für den vielen Lastwagenverkehr bei“, erklärt er. Man habe von allen 26 Großen Kreisstädten der Region die geringsten Gewebesteuereinnahmen. Andere Kommunen, wie auch Fellbach, hätten hingegen Speditionen angesiedelt: „Dann muss man den zusätzlichen Lkw-Verkehr auch in Kauf nehmen.“ Letztlich bringe nur eine großräumige Lösung wie der Nordost-Ring Entlastung. Schönberger: „Alles andere ist ein Herumdoktern an den Symptomen.“ Der Remsecker Rathauschef verweist auf das Regierungspräsidium Stuttgart: „Dort fällt die Entscheidung für ein Durchfahrtsverbot, das wir dann umsetzen werden.“