Müssen Grundschüler künftig aus Neckargröningen im Nachbarort zur Schule gehen? Foto: dpa-Zentralbild

Plant die Stadtverwaltung Remseck, Erstklässler aus Neckargröningen in den Nachbarort Neckarrems zwangszuversetzen? Eltern befürchten das. Die Stadt widerspricht.

Remseck - Die Schülerzahlen sind für die Stadt Remseck keine Überraschung. Als Schulträger wusste die Verwaltung schon seit geraumer Zeit, dass es 37 Kinder im Ortsteil Neckargröningen gibt, die dieses Jahr in die Schule kommen. Ebenfalls bekannt war, dass es in der beengten, einzügigen Grundschule im Ort nur 28 Plätze gibt. Dennoch war man im Rathaus überrascht, dass 34 Schüler für die Plätze angemeldet wurden. „In der Vergangenheit gab es mehr Anmeldungen in anderen Ortsteilen oder Schulen“, sagt der Erste Bürgermeister Karl-Heinz Balzer.

Doch jetzt laufen Eltern Sturm, weil sie befürchten, dass der Schulbezirk geändert wird und einige Kinder in den Nachbarortsteil Neckarrems zur Schule gehen sollen. „Die Kinder sind verunsichert“, sagt Heike Hauptvogel, Mutter einer angehenden Abc-Schützin. Der Schulweg sei für die betroffenen Kinder relativ lang. Laut dem Online-Dienst Google Maps ist die Strecke zur Kelterschule in Neckarrems vom Ortsrand Neckargröningens etwa 850 Meter lang und für einen Erwachsenen in zwölf Minuten zu schaffen.

Werden falsche Prioritäten gesetzt?

Heike Hauptvogel stört sich aber auch daran, „dass dadurch Freunde getrennt werden“. Unverständlich findet sie, „dass alle Eltern in Neckargröningen aufgefordert wurden, ihre Kinder hier anzumelden“. „Wir wollten nicht ohne Not Kinder aus einem Ortsteil in einen anderen zwangsversetzen“, hält Karl-Heinz Balzer dagegen. Die Eltern halten einen Container als Übergangsklassenzimmer für eine zweite erste Klasse für die beste Lösung. Dass der Verwaltung das zu teuer ist, bringt viele auf die Palme. 190 000 Euro seien der Stadt nicht zu viel für eine Pedelecstation, 70 000 Euro halte sie für angemessen für ein internes Organisationsgutachten im Rathaus und 20 Millionen Euro plus horrende Prozesskosten beim Projekt Neue Mitte seien vertretbar – aber ein Container für die Erstklässler nicht? „Wie werden hier in Remseck eigentlich die Prioritäten gesetzt?“, fragt Heike Hauptvogel.

„Für mich die allerletzte Lösung“

Karl-Heinz Balzer ist hörbar bemüht, kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen. Die Erfahrung habe bisher gezeigt, dass viele Eltern aus Neckargröningen ihre Kinder wegen des besseren Angebots an Ganztagsbetreuung in Aldingen oder Neckarrems angemeldet haben. Das sei dieses Jahr anders gewesen. Ein Container, der gut 200 000 Euro koste, sei für ihn aber ebenso in weiter Ferne wie die Zwangsversetzung nach Neckarrems. „Das ist für mich erst die allerletzte Lösung“, sagt Balzer.

Zunächst gelte es, die Meinung der Neckargröninger Schulkonferenz zu der Sache abzuwarten, die erst am Montagabend tagte. Infrage komme aber beispielsweise eine Zusammenlegung der bislang zwei dritten Klassen zu einer vierten Klasse in Neckargröningen (mit 28 Schülern), um Platz für zwei erste Klassen zu schaffen. Auch ist seit Längerem die Nutzung des alten Schulgebäudes in Neckargröningen für Grundschüler im Gespräch. Auch gibt es laut Balzer „an der Grundschule selbst noch bauliche Möglichkeiten“.