Dicht gedrängt unterm Sternenzelt ist dieses Jahr in Fellbach und auch anderswo nicht denkbar. Foto: Gottfried Stoppel

Als erste Große Kreisstadt sagt Winnenden den Budenzauber wegen der Corona-Einschränkungen ab. Andere Städte denken hingegen noch über abgespeckte Versionen nach.

Rems-Murr-Kreis - Bis zur besinnlichen Zeit ist es noch ein Weilchen und das aktuelle Wetter deutet auf alles andere hin, doch die Organisation des vorweihnachtlichen Budenzaubers ist ein Geschäft mit viel Vorlauf und planerisch längst abgeschlossen. Eigentlich. Denn dieses Jahr stellt sich coronabedingt die Frage, ob sich diese Pläne überhaupt umsetzen lassen.

Winnenden sagt Weihnachtsmarkt ab

Während der Städte- und Gemeindebund erst unlängst dafür geworben hat, die Märkte nicht schon jetzt generell abzusagen, hat Winnenden als erste Stadt im Rems-Murr-Kreis jetzt offiziell die Reißleine gezogen: Die Veranstaltung in der bekannten Form werde es in diesem Jahr nicht geben, teilt die Kommune mit. „Wir sehen keine Möglichkeit, unseren Weihnachtsmarkt so zu gestalten, dass wir uns mit der Durchführung in einem rechtssicheren Raum bewegen“, lautet die Begründung zu diesem Schritt, den der Vorstand des Stadtmarketingvereins „Attraktives Winnenden“ in Absprache mit dem Ordnungsamt und der Verwaltungsspitze um Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth beschlossen hat.

Das aktuelle Verbot von Großveranstaltungen mit mehr als 500 Besuchern ist in Winnenden nicht einzuhalten. Eine Einzäunung des Geländes mit geregeltem und nachverfolgbarem Zutritt sei aufgrund der Gegebenheiten in der Innenstadt unmöglich. Zu unsicher sei außerdem die Pandemieentwicklung in den kommenden Monaten. „Abstands- und Hygieneregeln wären auf dem beengten Marktgelände ohnehin nur schwer kontrollierbar und einzuhalten“, sagt Timm Hettich, der Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins.

Waiblingen denkt Rahmenbedingungen nach

Winnenden ist damit bisher die erste Stadt im Kreis, die sich zu einem kategorischen Nein durchgerungen hat. Das Waiblinger Rathaus teilt auf Nachfrage mit, dass eine abschließende Entscheidung noch nicht getroffen worden sei. Die Stadtmarketinggesellschaft habe als Veranstalterin zwar konzeptionelle Überlegungen zur Durchführung eines Marktes unter Coronabedingungen angestellt. Es werde aber noch zu hinterfragen sein, ob es gelingen könne, mit den Rahmenbedingungen überhaupt Weihnachtsmarktstimmung zu erzeugen, sagt Karin Redmann von der Pressestelle der Stadt.

Schorndorf: Keine Weihnachtswelt in gewohnter Form

Auch Schorndorf gibt sich noch bedeckt: Man denke mit dem Veranstalter Schorndorf-Centro über alternative Möglichkeiten zur Weihnachtswelt nach, so die Stadtsprecherin Nicole Amolsch. Eine Entscheidung, ob und in welcher Form die Weihnachtswelt stattfinden könne, solle Ende September fallen. Nur so viel sei schon jetzt sicher: „In der bisherigen Form wird es den Weihnachtsmarkt auch in Schorndorf nicht geben.“

Fellbach baut zumindest die Eisbahn auf

Ähnlich sieht das die Fellbacher Stadtspitze, wenngleich man dort die weiteren Vorgaben der Landesregierung und die Entwicklung des Infektionsgeschehens abwarten will. „Wir wollen das flexibel handhaben“, sagt die Stadtsprecherin Sabine Laartz. Eine endgültige Entscheidung werde deshalb auf Ende Oktober/Anfang November vertagt. Denkbar sei nach jetzigem Stand ein reduziertes Standangebot ausschließlich mit Essen und Getränken im Bereich des Guntram-Palm-Platzes, auf dem bisher als einziges der Aufbau der Schlittschuhbahn eingeplant sei. Den Zugang zur Eisfläche könne man entsprechend der Vorgaben reglementieren, ein heimeliges Budenangebot etwa im Rathausinnenhof sei unter den jetzigen Voraussetzungen hingegen undenkbar. Laartz: „Wir haben einfach ein komplett anderes Jahr. Und wir wollen gerade kurz vor Weihnachten ganz bestimmt nicht dazu beitragen, dass die Infektionszahlen nach oben gehen.“

Esslingen plant mit 70 statt 160 Buden

In der restlichen Region Stuttgart bietet sich ein ähnliches Bild wie im Rems-Murr-Kreis. Die meisten Kommunen haben sich noch nicht festgelegt. Nur Esslingen hat bereits ein Konzept für eine abgespeckte Version des traditionsreichen Mittelalter- und Weihnachtsmarkts vorgelegt. Immerhin 70 Standbesitzer sollen dabei zum Zuge kommen. Normalerweise wären es 160 Stände gewesen.

Doch noch ein Weihnachtsdörfle in Winnenden?

Ganz auf Weihnachtsstimmung will freilich auch der Stadtmarketingverein in Winnenden nicht verzichten: Die Innenstadt werde natürlich auch dieses Jahr festlich illuminiert, der tägliche Adventskalender könne nach heutigem Stand mit entsprechenden Hygieneregelungen bespielt werden, und darüber hinaus liefen die Planungen für ein Alternativkonzept: Ein kleines „Weihnachtsdörfle“ mit einer Handvoll Holzhütten, bespielt von Winnender Schulen, Kindergärten, Vereinen und Kunsthandwerkern könnte es geben. Auch die örtlichen Weingüter sollen pandemiegerecht integriert werden.