Bei einer Kundgebung am Waiblinger Bahnhof haben rund 50 Busfahrer ihre Position im Tarifstreit deutlich gemacht. Foto: Gottfried Stoppel

Rund 100 Busfahrer in fünf Betrieben sind dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi gefolgt, an diesem Montag die Arbeit niederzulegen. Mehrere Linienverbindungen im Raum Backnang, Schorndorf und Waiblingen fallen aus. Am Dienstag soll der Streik an anderen Orten fortgesetzt werden.

Rems-Murr-Kreis - Mit einem wütenden Trillerpfeifen-Konzert haben am Montagmorgen rund 50 Busfahrer am Waiblinger Bahnhof die Abfahrt einiger ihrer Kollegen quittiert. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte nicht nur zu einer Kundgebung, sondern zu ganztägigen Arbeitsniederlegungen in fünf privaten Omnibusbetrieben an den Standorten Waiblingen, Backnang und Schorndorf aufgerufen. Insgesamt rund 100 Beschäftigte sind diesem Aufruf laut Verdi gefolgt. Man habe schon von der Nacht an dafür gesorgt, dass kein Bus die Betriebe verlasse, so Andreas Schackert, der Verdi-Verhandlungsführer in dem aktuellen Tarifstreit.

Vor allem Pendler in ländlichen Gemeinden betroffen

Am Morgen haben die Arbeitsniederlegungen vor allem in jenen ländlichen Gemeinden, in denen nicht auf die S-Bahn umgestiegen werden kann, bei Pendlern und Schülern zu Verspätungen geführt. So war etwa das Weissacher Tal in Sachen ÖPNV teilweise abgehängt, weil dort der Omnibus-Verkehr Ruoff (OVR) bestreikt wurde. Andere, wie beispielsweise das Busunternehmen Schlienz-Tours, versicherten hingegen, dass sie die von ihnen bedienten Linien in Fellbach und Kernen trotz Streiks hätten am Laufen halten können.

Bereits am Freitag hatte das Landratsamt die mutmaßlich betroffenen Kommunen auf die bevorstehenden Arbeitsniederlegungen aufmerksam gemacht. Die hatten die Schulen und diese wiederum die Elternvertreter vorgewarnt. Dennoch warteten einige Schüler vergeblich auf ihren Bus an den Haltestellen.

Verdi-Verhandlungsführer spricht von Unverschämtheit

Bei der Kundgebung in Waiblingen zeigten sich die Organisatoren mit der Resonanz und den Auswirkungen zufrieden. Man habe nach der ersten ergebnislos abgebrochenen Tarifrunde Flagge zeigen müssen, sagte der Verdi-Verhandlungsführer Schackert: „Es ist eine Unverschämtheit, dass die Arbeitgeber bisher noch kein Angebot vorgelegt haben.“ Die Busfahrer hätten nicht nur das Recht, die allgemeinen Kostensteigerungen ausgeglichen zu bekommen, sie müssten auch für ihre hoch verantwortungsvolle Arbeit, die teilweise in bis zu 14 Stunden langen Schichten geleistet werde, entsprechend bezahlt werden. Anstatt das Lohnniveau spürbar zu steigern, sei in den vergangenen Jahren eher das Gegenteil passiert. „Statt bei den europaweiten Ausschreibungen Sozialstandards zu definieren, wurde alles getan, um die Preise zu drücken. Und das geht in der Branche mittlerweile fast nur noch zu Lasten des Personals“, so Schackert.

Arbeitgeber halten Streik für ungerechtfertigt

Eberhard Geiger, Geschäftsführer der bereits am vergangenen Donnerstag bestreikten OVG Göppingen und Verhandlungsführer des Arbeitgeberverbands WBO Baden-Württemberg, der die Interessen von rund 400 privaten Busunternehmen im Land vertritt, bedauert die Verschärfung des Tarifkonflikts: „Wir bedauern diese massiven Streikaktionen und halten sie für ungerechtfertigt. Der Termin für die Verhandlungen am 7. Februar steht seit längerem fest. Wir sollten jetzt über Inhalte reden, nicht die Fahrgäste in der Kälte stehen lassen.“

Dieser Appell bleibt wohl vorerst ungehört. Die Streikenden in Waiblingen gaben sich kämpferisch. Verdi-Stuttgart-Geschäftsführer Cuno Brune-Hägele: „Wir sind bereit, auch ein zweites und drittes Mal rauszugehen, wenn es sein muss, damit die Arbeitgeber kalte Füße bekommen.“

Die Busstreiks gehen weiter

Montag
Außer im Rems-Murr-Kreis wurde am Montag auch in Tübingen gestreikt, dort seien die Schüler allerdings noch in die Schulen gebracht worden, dann sei ein Großteil der Busse in die Depots gefahren.

Dienstag
Auch am Dienstag sollen die Streikaktivitäten von Verdi weiter gehen. Aufgerufen sind Beschäftigte von privaten Busunternehmen in den Landkreisen Ludwigsburg und Böblingen sowie Reutlingen, Heilbronn und Schwäbisch Hall. Der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) listet die mutmaßlich betroffenen Linien auf.