Wenn im Frühjahr Landwirte ihre Wiesen mähen, rettet der Verein Flugmodus Rehkitzen das Leben. Wer sich engagieren will, sollte manches vorher wissen.
Der Frühling steht vor der Tür, und mit ihm beginnt bald auch die Mähsaison der hiesigen Landwirte. Was für sie eine Routineaufgabe ist, bedeutet für Rehkitze eine tödliche Gefahr: Die jungen Tiere ducken sich instinktiv im hohen Gras und verharren regungslos. Eine Taktik, die gegen Raubtiere helfen mag, nicht aber gegen rotierende Mähmesser. Hier kommt die Kitzrettung ins Spiel – und der Verein Flugmodus sucht für die kommende Saison Freiwillige, die sich an der Rehkitzrettung beteiligen möchten. Denn Helfer werden händeringend gesucht.
Rehkitzrettung aus der Luft: Wärmebilddrohnen im Einsatz
Seit 2020 ist der Verein Flugmodus mit Drohnen im Rems-Murr-Kreis unterwegs, um Rehkitze vor dem Mähen in Sicherheit zu bringen. Mithilfe von Wärmebildkameras können die Tiere im hohen Gras aufgespürt werden. Sobald ein Kitz entdeckt wird, rücken Helfer aus, sichern es mit Handschuhen in einer mit Gras gepolsterten Transportbox am Wiesenrand und setzen es nach der Mahd wieder aus. Auf diese Weise konnten bereits Hunderte Kitze vor dem sicheren Tod gerettet werden.
Rund 20 Drohnen sind inzwischen im Einsatz, für jedes der Fluggeräte gibt es zwei Piloten. Auch dank der engen Zusammenarbeit mit der Kreisjägervereinigung hat sich die Effizienz der Einsätze deutlich erhöht. Aber der Verein sucht derzeit dringend nach Helfern. Denn er ist zwar mit rund 40 Drohnenpiloten gut aufgestellt. Doch besonders in den nördlichen Regionen des Rems-Murr-Kreises wie Murrhardt, Spiegelberg, Sulzbach und Großerlach fehlt es dem Verein an Freiwilligen, die die Kitze schlussendlich sichern.
Gefragt sind vor allem Menschen, die zwischen Anfang Mai und Ende Juni frühmorgens Zeit haben. Die Einsätze starten gegen 4 Uhr morgens und dauern etwa bis 8 Uhr. Die Helfer werden von den Piloten per Funk zu den im Gras liegenden Kitzen dirigiert, dann sichern sie diese in einer mit Gras ausgelegten Box. Wer sich engagieren möchte, braucht zwar keine Vorerfahrung – wichtig sind lediglich eine gute körperliche Verfassung, wasserdichte Kleidung und die Bereitschaft, früh aufzustehen. Auch ein eigenes Auto ist nötig, um die Treffpunkte zu erreichen.
Rehkitze sind kaum zu entdecken, wenn sie im hohen Gras liegen. Viele finden deshalb den Tod im Mähwerk. Flugmodus BK -...
Posted by Rems-Murr-Report on Wednesday, July 1, 2020
Wie kann man bei der Rehkitzrettung helfen?
Manchmal gab es durchaus Missverständnisse über das Engagement bei der Kitzrettung. „Man muss ein bisschen aufpassen, dass es keinen Kitztourismus gibt“, sagt Steffi Metz, die zweite Vorsitzende des Vereins. Es sei zwar selten, dass Helfer nach einem süßen Selfie mit Bambi von der Bildfläche verschwinden, aber es sei durchaus vorgekommen. „Auch für Kinder sind unsere Einsätze leider nicht geeignet“, so Metz. Das Beobachten des Bildschirms, das schnelle Reagieren und nicht zuletzt das feste Zupacken machten erwachsene Helfer nötig. „Manchmal schreien die Kitze auch und wehren sich – selbst ich hatte damit anfangs Berührungsängste“, sagt Metz.
Wer die Rehkitzretter unterstützen will, aber aus einem der genannten Gründe nicht persönlich an den Einsätzen teilnehmen kann, kann den Verein auch mit einer Spende unterstützen. „Gerade bei den Landwirten würde ich mir da schon etwas mehr Spendenbereitschaft wünschen“, räumt Beck ein. Denn die Ausrüstung der Kitzretter ist teuer, und auch die Drohnen werden eines Tages ersetzt oder repariert werden müssen.
Helfen bei der Kitzrettung
Anmeldung
Interessierte können sich über die Webseite flug-modus.de oder per Mail an flug.modus@gmx.de anmelden. Auf der Webseite gibt es auch weitere Informationen zum Verein und den Anforderungen. Wer helfen möchte, wird zunächst in ein bestehendes Team integriert und arbeitet zumindest bei den ersten Einsätzen mit erfahrenen Kitzrettern zusammen.
Übung
Bei ihren ersten Einsätzen werden neue Helfer von erfahrenen Rehkitzrettern begleitet. Damit sie möglichst gut Bescheid wissen, gibt es aber schon vorab Informationen bei einem Online-Meeting – etwa am Sonntagabend, 16. März. Vor dem Beginn der Saison soll es auch eine praktische Schulung geben.