Nicht nur Deutschkurse sind für die Integration von Flüchtlingen wichtig. Foto: dpa-Zentralbild

Im Rems-Murr-Kreis gibt es viele Initiativen für die Integration von Flüchtlingen. Doch diese sind nur mangelhaft miteinander vernetzt – das soll sich nun ändern.

Rems-Murr-Kreis - Dank zahlreicher haupt- und ehrenamtlicher Initiativen wird die Integration geflüchteter Menschen im Rems-Murr-Kreis längst vorangetrieben. Was fehle, sei eine Bündelung der jeweiligen lokalen Erkenntnisse und ein gemeinsamer Nutzen daraus. Das Waiblinger Landratsamt will diese Aktivitäten deshalb nun besser miteinander vernetzen und eine Art Gesamtstrategie entwickeln. Als Grundlage soll eine 156 Seiten starke Expertise dienen, die mehr als 60 konkrete Handlungsempfehlungen enthält.

Kommunale Flüchtlingsdialoge

Die Integrationsbeauftragte Christina Reimling, die seit März des vergangenen Jahres für den Landkreis tätig ist, hat das Papier den Kreisräten jetzt in einer gemeinsamen Sitzung des Verwaltungs-, Schul- und Kulturausschusses sowie des Sozialausschusses vorgestellt. Vorangegangen waren über ein halbes Jahr hinweg mehrere „kommunale Flüchtlingsdialoge“ mit Betroffenen sowie Praktikern aus den Bereichen Arbeitswelt, Sprache und Bildung, Wohnen und Freizeit.

Die Ergebnisse seien gesichtet, bewertet, priorisiert und um eigene Recherchen und Vorschläge ergänzt worden, sagt Reimling. Als eine Kernaufgabe habe sich dabei herausgestellt, die Information und Kommunikation zu verbessern. Daten und Fakten sollten gesteuert und vermittelt, für bestimmte Abläufe Standards entwickelt und das Ehrenamt sollte gezielter eingebunden werden. Letzteres gelte auch für die Betroffenen selbst: Bisweilen werde vorsorglich zu viel „Welpenschutz“ verordnet, statt Geflüchtete auch durch Fordern zu fördern.

Einige der in dem Integrationsplan aufgelisteten konkreten Maßnahmen könne der Landkreis bereits rasch und in Eigenregie umsetzen, schätzt Reimling und nennt eine umfassende Erweiterung der Inhalte auf der Internetseite des Landratsamts oder die Übersetzung von Antragsformularen in mehrere Sprachen als Beispiele. Für andere Maßnahmen indes bedürfe es der Abstimmung mehrerer Beteiligter.

Bereits auf den Weg gebracht worden ist die Einrichtung einer „Koordinierungsstelle für die Bildungsangebote Neuzugewanderter“. Sie soll im Landratsamt im Amt für Schulen, Bildung und Kultur angesiedelt werden. Die Mittel sind bewilligt, die zwei Vollzeitstellen ausgeschrieben. Der Hintergrund ist die Feststellung, dass zahlreiche Sprach-, Bildungs- oder Berufsorientierungsangebote aneinander- und an den Zielgruppen vorbeiliefen. Die neue Stelle solle diese erfassen, steuern und allen Beteiligten eine bessere Übersicht und einen besseren Zugang ermöglichen, sagt Christina Reimling.

Verankert in der Wirtschaftsförderung

Sie selbst wolle sich neben ihrer Koordinierungsaufgabe speziell auch den Anknüpfungspunkten an den Arbeitsmarkt widmen, sagt die Verwaltungsfachwirtin auf Nachfrage. Die Integrationsbeauftragte ist organisatorisch der Stabsstelle Wirtschaftsförderung zugeordnet. Das lege nahe, bestehenden Kontakte zu nutzen, die Kooperation mit Betrieben und Verbänden zu vertiefen und eine Art Schema für eine möglichst erfolgreiche Arbeitsstellensuche zu entwickeln.

Das Landratsamt könne und wolle nicht bei allen Projekten die Federführung übernehmen, das stellt der Landrat Richard Sigel klar. Man bemühe sich aber Handlungsansätze und Lösungsvorschläge zu entwickeln, die geeignet seien, Kommunen und anderen Partnern Orientierung zu geben.