Der Bahnhofumbau in Waiblingen wird es wohl nicht ins Förderprogramm schaffen – weil ihn zu viele Fahrgäste nutzen. Foto: Pascal Thiel

Die restriktiven Kriterien des Bundesverkehrsministeriums für die Förderung des barrierefreien Umbaus von Bahnhöfen sind – gelinde gesagt – ziemlich seltsam, kommentiert Harald Beck.

Rems-Murr-Kreis - Klar, 50 Millionen Euro klingen zunächst einmal nach einem ordentlichen Batzen Geld. Bei bundesweit etwa 5400 Bahnhöfen, um deren Barrierefreiheit es eigentlich gehen sollte, sieht die Sache allerdings etwas anders aus. Im Schnitt stünden, würde man alle Bahnhöfe berücksichtigen, gut 9000 Euro je Station zur Verfügung. Das ist ein sprichwörtliches Nasenwasser, das nicht einmal für kosmetische Maßnahmen reichen würde.

Vielleicht haben deshalb kreative Kalkulationskünstler ganz bewusst Überstunden machen müssen, um in den Referentenentwurf geistreiche Vorschläge für die Mangelverwaltung des magersüchtigen Fördertöpfles einzubauen. Verstopfungsstrategien gegen einen unkontrollierten Abfluss raren Bundesgeldes sozusagen.

Alleine die Begrenzung auf die mit kurzen Bahnsteigen gesegneten Kleinstbahnhöfle, bei denen auch der geringstmögliche Nutzen für möglichst wenige Betroffene garantiert ist, hätte wohl fast gereicht, um die geplante Förderhöchstgrenze der 50 Millionen nicht zu überschreiten. Auf Nummer sicher ist man im Hause Dobrindt dann wohl mit dem zweiten Kriterium gegangen: der fertigen Umbauplanung seitens der Bahn. Wahrscheinlich ist jener Mitarbeiter, der dieses Kriterium ins Spiel gebracht hat, mit einer satten Einspar-Erfolgsprämie nach Hause geschlichen, denn es ist kaum zu erreichen. Fertige Planungen seitens der Bahn: davon träumt fast jeder bahnhofsgeplagte Rathauschef!

Chapeau Herr Dobrindt, auf solche Kriterien muss man seine Spezln erst einmal kommen lassen. Wobei wahrscheinlich in Ihrer eher ländlichen Heimat in Oberbayern irgendwo ein Bahnhöfle die Kriterien tatsächlich erfüllen könnte.