Auf dem Land von José António hat das Feuer großen Schaden angerichtet. Foto: Pois Portugal

Nach den verheerenden Bränden in der Algarve stehen einige Bauern vor dem Nichts. Auch Teilnehmer des Projekts Pois Portugal sind betroffen – der Gründer will ihnen jetzt mit einer Spendenaktion helfen.

Winnenden - Es sieht aus wie Hiroshima“, zitiert Matthias Kästner den portugiesischen Bauern José António. Der Landwirt gehört zu denjenigen, die Anfang dieses Monats von den Waldbränden in der Region Algarve übel heimgesucht worden sind. Vor vier Jahren war er kurz davor gewesen, den Anbau von Zitrusfrüchten aus wirtschaftlichen Gründen aufzugeben – doch die Zusammenarbeit mit dem Winnender Direkthandel-Projekt „Pois Portugal“, das Kästner ins Leben gerufen hat, rettete seine Existenz. „José António ist für mich wie ein Bruder“, sagt Kästner.

Die Feuersbrunst im Süden Portugals ist besiegt – doch die Folgen werden noch für lange Zeit sichtbar bleiben. Auch drei der Bauern, mit denen Pois Portugal zusammenarbeitet, hat es hart getroffen – und António am schlimmsten, berichtet Kästner. „Nun sind nicht nur rund drei Hektar Anbaufläche zerstört, sondern auch Maschinen, Bewässerungssystem und Wohnhaus.“ Bei José Antónios Nachbarn habe die Feuerbrunst mehr als zwei Drittel der Anbaufläche vernichtet. Ein anderer Pois-Bauer habe bis auf fünf Tiere seine Lebensgrundlage komplett verloren.

Keine Kiwis und Grapefruits mehr bei Pois Portugal

Das hat nun auch Auswirkungen auf das Sortiment von Pois Portugal. „Wir werden nächsten Winter wenige oder keine Grapefruits und gar keine Kiwis anbieten können“, bedauert Kästner: „Bis die betroffenen Bauern wieder Kiwis ernten können, wird es drei Jahre dauern.“

Kästner hat das Projekt Pois Portugal vor fünf Jahren gegründet. Die Vision dahinter: reife Früchte aus dem Süden, direkt vom Baum, für welche die Landwirte einen fairen Preis bekommen haben. Mit ein paar Obstkisten, die Kästner aus dem jährlichen Portugal-Urlaub einigen Freunden mitbrachte, hatte zuvor alles angefangen. Inzwischen sind es 107 Bauern, deren Produkte direkt in den Pois-Läden in Winnenden und Stuttgart landen.

Für Kästner ist es selbstverständlich, dass er den drei vom Waldbrand betroffenen Pois-Bauern hilft. Er hat eine Spendenaktion mit dem zweideutigen Namen „Asche statt Ernte“ ins Leben gerufen. Von den schätzungsweise 50 000 Euro, die die Bauern benötigen, sind bislang 2400 Euro zusammengekommen.

Die EU fördert den Anbau von Eukalyptus – Kästner hält das für verheerend

„Wir sind kein eingetragener Verein und können keine Spendenquittungen ausstellen“, betont Kästner. Deswegen sei es ihm wichtig, die Spendenaktion transparent durchzuziehen – mit Rückendeckung vom Finanzamt, einem Treuhandkonto und der Unterstützung von Paten wie dem Ersten Winnender Bürgermeister Norbert Sailer, der Grünen-Landtagsabgeordneten Brigitte Lösch und dem Kabarettisten Peter Grohmann.

Nach den Bränden sieht Kästner aber auch die EU in der Pflicht: „Die soll nicht den Anbau von Eukalyptus in Portugal fördern, sondern lieber Korkeichen.“ Denn die schnell wachsenden Eukalyptusbäume, die in der Algarve großflächig angebaut werden, entziehen dem Boden Wasser und Nährstoffe. Kommt es zu einem Feuer, explodiert das Öl in den Blättern förmlich.