Von der Unfallmeldung bis zum sexy Funkenmariechen: Die Polizei setzt online auf eine bunte Mischung Screenshot: StZ

Meldungen im Amtsdeutsch waren einmal. Das Polizeipräsidium Aalen nutzt jetzt soziale Netzwerke – manchmal etwas unbeholfen, aber erfolgreich.

Rems-Murr-Kreis - Sexualtaten „zum Nachteil“ eines anderen Menschen, „verunfallte“ Fahrzeuge und „flüchtig gegangene“ „Fahrzeuglenker“: Polizeimeldungen strotzen oft von sprachlichen Gräueltaten. Das Polizeipräsidium Aalen, das für den Ostalbkreis, den Rems-Murr-Kreis und den Landkreis Schwäbisch Hall zuständig ist, zeigt aber gerade, dass es auch anders geht. Seit kurzem ist das Präsidium auf Facebook und auf Twitter unterwegs. Das Publikum wird geduzt, die Inhalte sind bunt, kurz gehalten – und ziemlich erfolgreich: In fünf Werktagen bekamen die Ordnungshüter rund 3000 „Gefällt-Mir“-Angaben. „Wir sind sehr zufrieden damit“, sagt der Polizeisprecher Ronald Krötz.

Ein Teil der Inhalte, die die Polizei über die sozialen Netzwerke verbreitet, ist klassische Polizeiarbeit: Besonders auf Twitter weist sie auf Straßensperrungen oder Unfallstellen hin, auf beiden Portalen werden auch Fahndungen oder ausgewählte Polizeimeldungen verbreitet. Gestohlene Fahrräder oder zerkratzte Autotüren sind eher nicht darunter. Ein totgebissener Hund in Waiblingen schon eher: „Wir versuchen schon, die Meldungen auszuwählen, die die Leute bewegen“, erklärt Krötz. Denn auch die Polizei möchte gerne „Shares“ und „Likes“.

Sexy Tanzmariechen sorgt für Likes

Daher finden sich auf den Seiten auch Meldungen über aufgeklärte Straftaten, einen gefräßigen Kuchendieb, des weiteren Tipps zum Schutz vor Einbrüchen – oder ein sexy Funkenmariechen, das den Followern klarmacht, dass es nur bei nüchternen Jecken einsteigt. Beim Publikum im Internet kommt die Schönheit im kurzen Rock gut an – ein Poster mit dem Motiv ist jetzt auch unter den Followern verlost worden. Die Ziehung der Gewinner übernehmen in einem Video zwei hörbar schwäbelnde Beamte vom Social-Media-Team. Irgendwann verrutscht zwar die Geschwindigkeit des Filmchens und die beiden klingen plötzlich wie die Zeichentrick-Chipmunks – aber in Zeiten, in denen selbst die Bundeskanzlerin das Internet als „Neuland“ bezeichnet, kann so etwas ja einmal vorkommen. Die Polizeibeamten als Menschen zu zeigen, auch das ist ein erklärtes Ziel der neuen Strategie.

Zu sagen, dass Ronald Krötz nur für das Teilen solcher Inhalte eingestellt worden wäre, wäre übertrieben. „Aber die sozialen Medien sind ein Schwerpunkt meiner Stelle“, sagt der neue Mann im Team der Öffentlichkeitsarbeiter der Polizei. Auch die klassische Polizeipressearbeit gehöre für ihn dazu.

Zur neuen Ausrichtung gehört neben dem Verbreiten von Infos noch etwas anderes: „Wir wollen auch mit den Menschen ins Gespräch kommen“, sagt Krötz. Zum Beispiel mit der Aalenerin, die fragt, ob an dem Gerücht etwas dran sei, ein Fremder habe in Aalen Kinder angesprochen – was die Polizei gleich verneinen kann. Von den Followern kommt viel Lob – dennoch greift das Team auch in die Diskussionen ein: „Neulich mussten wir jemanden blockieren, der sehr pauschalisierend gegen Personengruppen geschossen hat“, räumt Krötz ein. Er schließt auch nicht aus, dass er und sein Team Strafanzeigen erstatten, wenn ein User beispielsweise Volksverhetzung betreibt oder zu Verbrechen aufruft.

Fragen und Kritik ja – Notrufe nein

Die Polizei will auf den neuen Kanälen auch um Nachwuchs werben: Immer wieder, verspricht Krötz, werde es Infos aus den „Dienstzweigen“ geben. Like-trächtig dürften zum Beispiel Beiträge über die Hundestaffel sein – denn Tiere kommen erfahrungsgemäß gut an in der digitalen Welt.

Alles leisten die sozialen Medien freilich nicht: „Über Facebook kann man keine Anzeigen erstatten und für Notrufe muss man auch weiterhin die 110 wählen“, sagt Krötz.

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