30 Städte und Gemeinden und das Land wollen Forderungen aufstellen, die zu weniger Motorradlärm führen. Der Rudersberger Bürgermeister Raimon Ahrens erklärt, warum seine Kommune dabei ist.
Rems-Murr-Kreis - Raimon Ahrens ist noch nicht so lange der Bürgermeister von Rudersberg und doch hat er längst im Detail erfahren, welche Strecken im idyllischen Wieslauftal besonders beliebt bei Motorradfahrern sind: Von Klaffenbach nach Welzheim oder Althütte, von Oberndorf nach Mannenberg oder von Krehwinkel nach Necklinsberg lässt es sich bei gutem Wetter herrlich mit dem Zweirad touren. Leider, sagt Ahrens, führe der starke motorisierte Ausflugsverkehr bisweilen zu nicht unerheblichen Belastungen der Anwohner – insbesondere wenn Raser sich nicht an die Geschwindigkeitsvorgaben halten oder Easy-Rider im Leerlauf demonstrieren, zu welchen Phonzahlen ihre Maschinen fähig sind.
Neun Gemeinden aus der Region Stuttgart sind dabei
Diesem Ärgernis will Rudersberg jetzt gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg und bislang 29 weiteren Kommunen begegnen. Bei einem Treffen des Lärmschutzbeauftragten der Landesregierung, Thomas Marwein, und kommunalen Vertretern in Stuttgart haben die Beteiligten beschlossen, bis zum Frühjahr kommenden Jahres einen gemeinsamen Forderungskatalog zur Eindämmung von Motorradlärm aufzustellen. Neben Rudersberg sind darunter auch Berglen und Waiblingen aus dem Rems-Murr-Kreis sowie sechs weitere Gemeinden aus der Region Stuttgart: Lenningen, Owen, Beuren (alle Kreis Esslingen), Göppingen, Gerlingen und Vaihingen an der Enz (beide Kreis Ludwigsburg).
Zumindest im Rems-Murr-Kreis ist das Thema an sich nicht neu: Die Kommune, das Landratsamt und die Polizei versuchten durchaus den negativen Randerscheinungen des Motorradfahrens entgegen zu wirken, sagt Ahrens. Kampagnen zielten auf das Verhalten der Fahrer, Kontrollen auf Raser oder manipulierte Motorräder ab. Die neue Initiative hingegen wolle die rechtlichen Rahmenbedingungen verändern. Etwa bei der Zulassung der Motorräder, denn häufig seien die schon ohne nachträgliche Manipulationen zu laut. Nach Ansicht von Ahrens und seinen Mitstreitern liegt das an unrealistischen Messverfahren und generell sehr großzügigen Grenzwerten. Ein weiteres Manko sei das fehlende Frontkennzeichen bei Motorrädern. Dies erschwere die Kontrollen und mache einen höheren Personaleinsatz bei Polizei und Ordnungsdiensten nötig. Zudem sollten nach Ansicht der Initiative Strafen für Manipulationen drastischer ausfallen als bisher.
Ahrens will kein Spaßverderber sein
All diese Themen würden nicht auf lokaler Ebene entschieden, so Ahrens. „Deshalb ist es richtig und wichtig, dass sich betroffene Kommunen zusammenschließen, um sie voranzubringen.“ Zunächst will man sich bis zur nächsten Motorradsaison mit Unterstützung des Verkehrsministeriums auf gemeinsame Forderungen einigen – um dann „mit einer Stimme an politische Entscheidungsträger beim Bund und der Europäischen Union heranzutreten“, wie es in einer Mitteilung des Ministeriums heißt.
Dem Rudersberger Bürgermeister Raimon Ahrens ist dabei allerdings wichtig klarzustellen, wie er die Initiative versteht: „Es soll nicht darum gehen, den Motorradfahrern den Spaß an ihrem Hobby zu nehmen. Mir wäre es jedoch wichtig, die Freude am Fahren nicht über die Lautstärke des Motorrads zu definieren.“