Die Kliniken sind selbst ein Intensiv-Behandlungsfall geworden – nicht nur wegen Corona. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Nach Corona nun Inflation, explodierende Energie- und sonstige Kosten: Der Landrat fordert dringend einen erneuten Rettungsschirm für die Rems-Murr-Kliniken.

Die Lage in den Rems-Murr-Kliniken sei wie die vieler anderer Krankenhäuser in Baden-Württemberg und Deutschland „prekär“, warnt der Landrat und Aufsichtsratsvorsitzende Richard Sigel. „Mit dem eingeschlagenen Kurs der großen Politik kann unsere flächendeckende, leistungsfähige Gesundheitsversorgung auf lange Sicht nicht wie bisher garantiert werden.“ Darauf weise man seit Monaten hin, ohne dass dies zu einer politischen Unterstützung von Bund oder Land geführt hätte.

Forderung nach Rettungsschirm

Mit einem erneuten persönlichen Schreiben hat sich der Kreisverwaltungschef deshalb noch einmal an die heimischen Bundes- und Landtagsabgeordneten gewandt. „Was wir von der Politik brauchen, ist eine klare Zusage, dass sie weitere Rettungsschirme für die medizinische Infrastruktur aufspannt und insbesondere die Kliniken nicht mit unverschuldeten Defiziten im Regen stehen lässt“, so Landrat Sigel.

André Mertel, seit Juli neuer Geschäftsführer der Kliniken, sieht diese neben den Auswirkungen der Coronapandemie nun noch mit weiteren Belastungen konfrontiert: Inflation, explodierende Energiepreise und enorme Kostensteigerungen bei medizinischen Produkten, Hygieneartikeln und Lebensmitteln. Diese Kosten könnten in einer Klinik aus eigener Kraft nur bis zu einem gewissen Grad kompensiert werden. Schließlich kann ein Krankenhaus nicht einfach die Behandlungspreise nach eigenem Gusto erhöhen, und „ich kann nicht von unseren Patienten verlangen, dass sie im Winter Strickjacken anziehen“, so Mertel.

Wichtig sei zudem, dem eigenen Personal mit Wertschätzung zu begegnen und wo immer es gehe, Entlastung zu schaffen. Denn, das betont auch der Landrat: „Die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kliniken sind im Laufe der Coronapandemie weit über die Belastungsgrenze hinausgegangen – auch zu Zeiten, in denen Corona im Alltag der Bürgerinnen und Bürger nur noch eine geringe Rolle gespielt hat.“

Krankenhausgesellschaft: Alarmstufe Rot

In ihrer prekären Lage sind die Rems-Murr-Kliniken freilich nicht allein. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft skizziert unter der Überschrift „Alarmstufe Rot“ ein Szenario, wonach nicht nur 60 Prozent der Kliniken in Deutschland aktuell rote Zahlen schrieben, sondern 40 Prozent auch von einer Insolvenz bedroht seien. Für das kommende Jahr wird eine Unterdeckung von insgesamt zehn Milliarden Euro prognostiziert, allein vier Milliarden davon werden Mehrkosten von Gas und Strom zugeschrieben.

Petition zur Unterstützung der Kliniken: www.openpetition.de/!AlarmstufeRot