Im Remake des Horror-Klassikers "Suspiria" gerät Dakota Johnson statt Jessica Harper in die Fänge eines Hexenkults. Doch ist dieses Update überhaupt nötig?

In den 70er Jahren ist man nicht immer zimperlich mit dem Kinopublikum umgegangen. Während heutzutage halbgare Ab-16-Gruselfilmchen die Regel sind, wartete das Schlaghosen-Jahrzehnt mit ganz anderen Kalibern des Genres auf. "Der Exorzist", "Blutgericht in Texas", "Hügel der blutigen Augen" - oder eben Dario Argentos (78) "Suspiria - In den Krallen des Bösen". Alle zuvor genannten Kultstreifen haben bereits mal mehr, mal weniger gelungene Remakes spendiert bekommen. Ab 15. November ist nun also auch der italienische Horrorfilm von 1977 an der Reihe. Und das mit manch alter Vertrauten, einer aufreizenden Dakota Johnson (29) und neuen Vorzeichen.

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Berlin statt Freiburg

Im Original verschlug es die US-amerikanische Hauptfigur Suzy Banyon (Jessica Harper, 69) noch in eine Tanzschule in Freiburg, ihr Pendant Susie Bannion (Johnson) des Remakes von Luca Guadagnino wirbelt derweil durch das Berlin der 70er Jahre. Gemein haben sie, recht früh zu merken, dass an den renommierten Einrichtungen etwas ganz gehörig schief läuft. Spätestens, als Mitschülerinnen verschwinden und/oder auf grausame Weise ihr Ende finden. Bald müssen die beiden Protagonistinnen feststellen: Neben Tanzunterricht scheint vor allem Schwarze Magie und Hexerei auf dem Lehrplan zu stehen.

Frauenpower selbst in Männerrollen

Im Remake mimt zwar Dakota Johnson die Hauptfigur, Jessica Harper aus dem Original ist aber in einer anderen Rolle ebenfalls darin zu sehen. Ohnehin ist der Cast der Neuinterpretation besonders spannend: er besteht ausschließlich aus Frauen! Wer nun angesichts des Schauspielers Lutz Ebersdorf, der als Dr. Josef Klemperer in den Credits angeführt wird, umgehend "Fake News" wittert, dem sei versichert: Den Schauspieler gibt es überhaupt nicht, vielmehr wurde Tilda Swinton (58), die in "Suspiria" schon Madame Blanc verkörpert, mit viel Make-up in besagten Herren verwandelt.

Alter Hexen-Kaffee?

An Argentos experimentellem "Suspiria" schieden sich seinerzeit die Geister. Inzwischen ist der Film längst als Kult "von bizarrer Eleganz und schmerzender Schönheit" anerkannt, wie es Autor Frank Schnelle im Buch "Die 100 besten Horrorfilme" ausdrückte. Auch das Remake dürfte die Zuschauer spalten. Etwa Horrorfans von denjenigen Kinogängern, die Johnson nur aus "Fifty Shades of Grey" kennen und sich wegen der recht nackten Tatsachen des "Suspiria"-Trailers nun ähnliche Schauwerte erhoffen. Für sie könnte der Film noch länger erscheinen, als er ohnehin ist. Während das Original mit 94 Minuten auskam, erfordert das Remake Sitzfleisch für 152 Minuten!

Ein so heftiger Wirkungstreffer wie sein Vorbild dürfte der neue "Suspiria" trotz Überlänge nicht werden, seine Daseinsberechtigung hat er aber allemal. Zumal er sich nicht sklavisch an die Vorlage hält, sondern, so viel sei verraten, vor allem in seinem Finale einen deutlich anderen Pfad einschlägt. Damit eignet sich Guadagninos Remake nicht nur für "Suspiria"-Neulinge und Horror-Fans, sondern ist auch für alteingesessene Argento-Anhänger einen Blick wert.