Der scheidende Rektor der Heusteigschule, Jochen Schmidt-Rüdt, hat sein Ziel, die Heusteigschule zur Gemeinschaftsschule zu machen, nicht erreicht. Dem Kollegium spricht er trotzdem Mut zu.
S-Süd - Jochen Schmidt-Rüdt war gerne unbequem – nicht zum Selbstzweck, sondern um das Beste für seine Schüler zu erreichen. Beliebt hat sich der Rektor der Heusteigschule damit nicht bei all seinen Weggefährten gemacht. Für seine Schüler jedoch hat er vieles erreicht, was andere nicht für möglich gehalten hätten. Von der Sanierung des denkmalgeschützten Schulgebäudes, der Neugestaltung des Pausenhofes oder dem Bau der Cafeteria bis hin zur Einführung der gebundenen Ganztagsschule hat der Pädagoge in seinen 25 Jahren an der Schule viele Projekte mitgestaltet und vorangetrieben. Vor allem in den vergangenen sieben Jahren als Rektor hat der gebürtige Stuttgarter versucht, die Heusteigschule zukunftsfähig aufzustellen. Einzig das Ziel, die Heusteigschule zur Gemeinschaftsschule umzuwandeln, konnte Schmidt-Rüdt nicht verwirklichen.
Dennoch wirkte der 64-Jährige bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand am Dienstag keineswegs gram. Resigniert habe er nie, betonte der Vater zweier Kinder in seiner Abschiedsrede. Seinen eigenen Weg zu gehen, das sei ihm wichtig gewesen. So stritt er sich mit dem Schulverwaltungsamt auch schon mal darüber, ob er aus seinem Etat wöchentlich einen Blumenstrauß für 9,50 Euro finanzieren dürfe. „Dafür habe ich den Kopierer selbst repariert“, erklärte er, wie er das Geld dafür aufbrachte. Die Blumen waren ihm wichtig, weil sie seinen Besuchern Freude bereiteten. Und gemäß seinem Motto „Ich lebe jetzt“ lege er Wert auf solch scheinbare Kleinigkeiten.
Rektur in der Schul-Cafeteria
„Er war keiner, der anderen nach dem Mund redete“, sagte auch seine Konrektorin Petra Klingel. Schmidt-Rüdt habe allerdings auch zuhören, motivieren und in hitzigen Situationen beruhigen können. Als offen, interessiert und risikobereit charakterisiert Klingel ihren scheidenden Vorgesetzten. Als jemanden, dem Minister genauso wichtig waren wie jeder einzelne seiner Schüler. Um deren Sorgen und Nöte zu kennen, habe Schmidt-Rüdt zweimal in der Woche dem kostenlosen Frühstück in der Cafeteria der Heusteigschule beigewohnt.
Doch nicht nur seine Schüler hat der studierte Grund- und Hauptschullehrer motiviert, auch sein Kollegium. So arbeitet er mit ihnen an verschiedenen Konzepten, um die pädagogische Arbeit voranzubringen, die Gemeinschaftsschule war nur eines davon. Dass die Lehrkräfte der Schule diesen Weg weitergehen, das war sein Wunsch zum Abschied. „Die Zukunft soll man nicht voraussehen, sondern möglich machen“, zitierte Schmidt-Rüdt Antoine de Saint-Exupéry. „Es ändert sich an der Heusteigschule einiges, aber man muss es möglich machen“, gab er seinem Kollegium mit auf den Weg.
Tänze und gesangliche Darbietungen
Der künstlerisch begabte Pädagoge spielte damit auf die anstehenden Veränderung in der Schullandschaft im Süden an. So wird die Werkrealschule der Heusteigschule sukzessive geschlossen. Die künftigen Werkrealschüler im Süden werden an der Lerchenrainschule unterrichtet, die sich nun auf den Weg macht, Gemeinschaftsschule zu werden. Dafür nehmen neben den jetzigen Grundschülern auch die Grundschüler aus dem Schulbezirk der Römerschule das Gebäude an der Heusteigstraße in Beschlag. „Ihr Erfolg“, sagte Rupert Kellermann, der Bezirksvorsteher von Süd, „bemisst sich aber nicht daran, was aus der Heusteigschule in fünf Jahren wird, sondern daran, was aus ihren Schülern in fünf Jahren geworden ist.“
Wie sehr die Schüler, aktuelle und ehemalige, ihren Rektor schätzen, das wurde bei der Abschiedsfeier ebenfalls deutlich. Mit Tänzen und gesanglichen Darbietungen würdigten sie, dass ihr Rektor sich in ganz besonderem Maße dafür eingesetzt hat, dass die musische Erziehung an der Heusteigschule nicht zu kurz kommt. Seine eigenen künstlerischen Ambitionen will Jochen Schmidt-Rüdt nach dem offiziellen Ende des Schuljahres stärker verfolgen. Er plant bereits die nächsten Ausstellungen seiner Bilder, aber auch einige Reisen in die USA stehen auf seinem Programm.