Die deutschen Rentnerinnen und Rentner werden bald deutlich mehr Geld auf der Hand haben. Foto: imago/Future Image/imago stock&people

Krieg, Pandemie, Inflation - ungeachtet der aktuellen Krisen gibt es in Deutschland eine der stärksten Erhöhungen seit Bestehen der Rentenversicherung. Wie hoch fällt sie aus?

Die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland können sich auf die kräftigste Erhöhung der Bezüge seit Jahrzehnten einstellen. So sollen die Renten am 1. Juli um 5,35 Prozent in Westdeutschland und um 6,12 Prozent in Ostdeutschland steigen, wie das Bundesarbeitsministerium am Dienstag in Berlin mitteilte. „Es wird eine der höchsten Rentenanpassungen in Deutschland seit Einführung der Rentenversicherung geben“, sagte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, Gundula Roßbach.

Die turnusgemäße Rentenanpassung fällt absehbar deutlich höher aus als zunächst angenommen. Ende November hatte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) noch 4,4 Prozent genannt. Ein wesentlicher Grund ist die positive Lohnentwicklung in Deutschland. Heil sagte: „Gerade angesichts der aktuellen Herausforderungen - sei es durch steigende Preise oder die internationale Krisenlage - ist es wichtig, zu sehen, dass unser Rentensystem funktioniert.“

Wie erhöht sich eine Rente von 1000 Euro?

Eine monatliche Rente von 1000 Euro, die nur auf West-Beiträgen beruht, erhöht sich der Prognose zufolge im Juli um 53,50 Euro, eine gleich hohe Rente mit Ost-Beiträgen um 61,20 Euro. 

Auch vor der Nullrunde im vergangenen Jahr waren die Renten gestiegen - aber deutlich weniger stark als nun vorhergesagt. 2020 hatte es ein Rentenplus von 3,45 Prozent im Westen und 4,20 Prozent im Osten gegeben. Eine höhere Rentenerhöhung im Westen wie für dieses Jahr prognostiziert gab es zuletzt 1983 mit damals plus 5,59 Prozent.

Wie wird die Rente berechnet?

Der Rentenwert im Westen steigt laut der der aktuellen Prognose von 34,19 auf 36,02 Euro, im Osten von 33,47 auf 35,52 Euro. Dieser Wert gibt an, wie viel ein Entgeltpunkt in der Rentenversicherung wert ist; ein solcher Punkt ist maßgeblich für die Höhe der Rente.

Für die Rentenberechnung maßgeblich ist die vom Statistischen Bundesamt erfasste Lohnentwicklung. Die für die Anpassung relevante Lohnsteigerung beträgt laut Ministerium 5,8 Prozent in den alten und rund 5,3 Prozent in den neuen Ländern. Bei den Entgelten der Versicherten schlug sich trotz Corona der massive Einsatz von Kurzarbeit positiv bei der Rente zu Buche. Denn auch hierfür fließen Beiträge, wie das Arbeitsressort erläuterte.

Das Rentenniveau beträgt nach der berechneten Rentenanpassung 48,14 Prozent. Erwartet wird, dass die Bundesregierung demnächst auch Pläne für eine Besserstellung von Menschen vorlegt, die wegen Krankheit nicht mehr arbeiten können. Dabei sollen Personen mit Erwerbsminderungsrenten bessergestellt werden, wie es in Koalitionskreisen hieß.