Neu in Stuttgart – und nicht ganz billig: Pablo Maffeo steht für eine neue Transferpolitik des VfB Stuttgart. Foto: dpa

Michael Reschke lässt den Worten Taten folgen. Am Montag präsentierte der Sportvorstand des VfB Stuttgart fünf Neuzugänge. Das soll aber noch nicht das Ende der Planungen sein.

Stuttgart - Gleich zweimal musste er es extra betonen. Er begann zu lächeln, das Grinsen wurde breiter und breiter, er wischte sich mit der Hand kurz über den Mund und sagte dann mit einer Mischung aus Strahlen und  Kopfschütteln: „Wir sind Rückrunden-Vizemeister.“ Es folgte eine kurze Pause, dann ergänzte Michael Reschke: „Ich freu’ mir ein Loch in den Bauch.“ Was zudem nicht zu übersehen war: Der Sportvorstand des VfB Stuttgart platzte schier vor Stolz.

Zum 4:1 gegen den FC Bayern und zu der Aussicht auf die Teilnahme an der Europa League kamen am Montag schließlich sieben weitere Gründe, weshalb Reschke die Zukunft des VfB zwar „nicht rosarot“ sieht, aber zumindest „brustring-breit“, also positiv und selbstbewusst. Auch dank einer Transferoffensive, wie sie dieser Verein in dieser Form zu dieser Jahreszeit noch selten erlebt hat. Wenn überhaupt.

Zwei Tage nach Saisonschluss präsentierte der Sportchef ein Paket aus Neuverpflichtungen und Vertragsverlängerungen, das beweist, welchen Vorteil frühe Planungssicherheit haben kann. Nach dem 2:1-Erfolg in Freiburg am 16. März war für Reschke klar: Der VfB steigt nicht ab – und die Planungen für die kommende Erstligasaison können beginnen. Dazu kam die finanzielle Sicherheit, die unter anderem die vor einem Jahr beschlossene Ausgliederung ergab. So stehen in dieser Transferperiode auch ohne Spielerverkäufe bis zu 30 Millionen Euro für die Weiterentwicklung des VfB-Teams zur Verfügung – die Reschke zum Teil bereits ausgegeben hat. Schließlich verfolgt er einen klaren Plan, der eher einen etwas kleineren, dafür aber qualitativ hochwertigen Kader vorsieht. Welcher nun um einen Rekordmann bereichert wurde.

Der VfB macht bei Maffeo das Rennen

Pablo Maffeo heißt der junge Mann, der künftig die Bürde mit sich tragen muss, der teuerste Spieler zu sein, den der VfB bis jetzt verpflichtet hat. Rund zehn Millionen Euro kostet der Abwehrspieler, der aktuell Manchester City gehört und zuletzt an den spanischen Erstligisten FC Girona ausgeliehen war. „Für ihn gab es mehrere Anfragen aus England und Spanien“, sagte Reschke. Warum ihn dennoch der VfB bekommen hat?

Neben der neu gewonnenen Attraktivität, die sich der Verein nach dem Aufstieg erarbeitet hat, spielen zwei Dinge eine wichtige Rolle. Erstens gibt es das viel gerühmte Netzwerk Reschkes nicht nur in Erzählungen. Den Maffeo-Deal wickelte er unter anderem mithilfe eines guten Freundes aus Münchner Zeiten ab: Pep Guardiola. Der heutige Trainer von Manchester City empfahl dem 20-Jährigen die Bundesliga. Guardiolas Bruder Pere ist Maffeos Berater, der Pep-Vertraute Txiki Begiristain Sportchef bei ManCity. Zudem ist der VfB mit Reschke und Präsident Wolfgang Dietrich bereit, das Spiel des Geldes bis zu einem gewissen Grad mitzuspielen.

Zehn Millionen Euro für Rechtsverteidiger Maffeo, acht Millionen für Linksverteidiger Borna Sosa (20) von Dinamo Zagreb – Reschke weiß, dass gute Außenverteidiger ihren Preis haben. Und er bietet mit. Wie auch bei Marc-Oliver Kempf vom SC Freiburg, der als 23-jähriges deutsches Abwehrtalent sicher nicht nur den VfB als Option für einen ablösefreien Wechsel (aber mit entsprechend hohem Gehalt) hatte. Dazu kommen zwei weitere Perspektivtransfers (David Kopacz und Roberto Massimo), so dass mittlerweile fast jede Position im Kader sowohl mit erfahrenen als auch mit jungen Spielern besetzt ist. Die Vertragsverlängerung von Linksverteidiger Emiliano Insua (mindestens bis 2020), der wie Santiago Ascacibar nicht im argentinischen WM-Aufgebot steht, passt in ebendieses Schema. Zudem hat Ersatztorhüter Jens Grahl (Reschke: „ein Stuttgarter Junge“) seinen Kontrakt bis 2020 verlängert. „So kommen wir unserem Ziel, uns in der Bundesliga zu etablieren, einen weiteren Schritt näher. Wir sind gut und stabil aufgestellt“, sagte Reschke, der die Hände nun aber nicht in den Schoß legen wird.

Wird Sebastian Rudy ein Thema?

Abgeschlossen sind die Transferaktivitäten des VfB nämlich noch nicht. Vor allem in der Offensive könnten noch ein, zwei (eher gestandene) Spieler zum Kader stoßen. Der Brasilianer Tabata von Portimonense SC (Portugal) gehandelt wird. Auch auf der Sechser-Position ist eine Verstärkung denkbar – weshalb immer wieder der Name Sebastian Rudy fällt. Der Mittelfeldspieler kam zuletzt beim FC Bayern nicht mehr wie erhofft zum Zug, Reschke hatte das frühere VfB-Talent vor einem Jahr von 1899 Hoffenheim nach München gelotst, hält seitdem Kontakt zum 28-Jährigen – und hat längst bewiesen, dass er um große Namen und Vereine keinen Bogen macht. „Wir fischen nicht im Trüben“, versicherte Reschke, der auch noch „mit der einen oder anderen internationalen Geschichte aufwarten“ will.

Wohl auch, um international konkurrenzfähig zu sein – sollte der FC Bayern am Samstag das DFB-Pokalfinale für sich entscheiden.

VfB Stuttgart - Bundesliga

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