Ein schwerer Schneesturm mit starken Winden und klirrender Kälte wütet über weiten Teilen der USA. Foto: dpa

An klirrende Kälte sind die Menschen im Norden der USA gewöhnt. Doch was ihnen jetzt bevorsteht, raubt ihnen den Atem. Gefühlte Temperaturen von unter minus 40 Grad. Da raten Meteorologen: Wenn es irgendwie geht zu Hause bleiben.

An klirrende Kälte sind die Menschen im Norden der USA gewöhnt. Doch was ihnen jetzt bevorsteht, raubt ihnen den Atem. Gefühlte Temperaturen von unter minus 40 Grad. Da raten Meteorologen: Wenn es irgendwie geht zu Hause bleiben.

Washington - Wer die Ratschläge zum Wintersturm in den USA hört, muss Böses ahnen: „Bewahren Sie folgende Dinge in ihrem Auto auf“, empfiehlt eine Versicherung auf Twitter angesichts von Schneemassen und arktischen Temperaturen: „Handy und Ladegerät, Schaufel, Decken, Taschenlampe, Essensvorräte, Wasser, Verbandskasten, zusätzliche Kleidung“. Noch eindringlicher ist der Rat vom Ankerman des TV-Senders CNN: „Wenn Sie nicht nach draußen müssen - dann gehen Sie nicht nach draußen.“

Weite Teile der USA bereiteten sich an diesem Wochenende auf eine der schwersten Kältewellen seit vielen Jahren vor. Windböen erschweren die Lage für die Menschen in North Dakota und in anderen Staaten im Mittleren Westen zusätzlich. Gefühlte Temperaturen von minus 45 Grad - das habe es seit 20 Jahren nicht mehr gegeben, sagen Meteorologen. Hinzu kommen weitere Schneefälle.

Was solche Tiefsttemperaturen tatsächlich bedeuten für die Betroffenen? CNN-Experten behaupten, bei minus 37 Grad könne es innerhalb von zehn Minuten zu Erfrierungen kommen - falls nackte Haut dieser klirrenden Kälte ausgesetzt werde. Bei minus 45 Grad verringere sich die Zeit auf fünf Minuten. Wer Frostbeulen vermeiden will, muss auch das Gesicht warm einpacken.

Schnee und Kälte haben weite Teile der USA seit Tagen im Griff

Schnee und klirrende Kälte haben weite Teile der USA schon seit Tagen im Griff - Rekordwerte sollen nach Angaben der Meteorologen aber erst im Laufe des Sonntags und zum Wochenanfang hereinbrechen. Bis zu 140 Millionen Amerikaner werden betroffen sein - über ein Drittel der US-Einwohner.

Die Rekordwerte veranlassten Minnesotas Gouverneur Mark Dayton zu dem seltenen Schritt, gleich im gesamten Bundesstaat für Montag den Schulunterricht buchstäblich auf Eis zu legen. Das letzte Mal geschah das in einem Schneesturm im Jahr 1997. Die Sicherheit der Kinder habe oberste Priorität, sagte Dayton - obwohl einige Eltern Probleme hatten, so kurzfristig einen Ersatz zum Aufpassen zu finden. Bei den für Montag in Minnesota vorhergesagten Tiefstwerten von minus 27 Grad Celsius wollte kaum jemand seine Kinder vor die Tür schicken.

In Metropolen und an Verkehrsknotenpunkten wurden Autofahrer und Reisende auf eine harte Probe gestellt. In New York trug der Wind die Schneemassen bis weit in die U-Bahnhöfe und sorgte für verschneite Bahnsteige im Untergrund. In der Millionenmetropole machte der Schneesturm selbst vor der Weltpolitik keinen Halt: Das UN-Hauptquartier am East River in Manhattan musste zwischenzeitlich seine Türen schließen, wie die UN auf ihrer Website mitteilten.

Auch der Profi-Sport rüstete sich vor den „gefährlich kalten Temperaturen“, die der Nationale Wetterdienst vorausgesagt hatte. Football-Spieler in Wisconsin bereiteten sich für Sonntag auf eine der kältesten Partien aller Zeiten vor. Hunderte Fans schaufelten am Wochenende freiwillig die Tribünen frei, um das Match in der Profi-Liga NFL trotz des Winterwetters im Stadion sehen zu können. Die Betreiber kündigten an, kostenlos Kaffee, heiße Schokolade und 70 000 Handwärmer an die Fans verteilen zu wollen.

Kommentatoren erinnerten an den legendären „Ice Bowl“ (Eis-Partie) von 1967. Damals konnten Schiedsrichter ihre Trillerpfeifen wegen der Kälte nicht mehr einsetzen. Die Lippen von Musikern der Stadionband froren an den Mundstücken ihrer Blasinstrumente fest. Der sonst etwas elastische Football aus Leder wurde in der Kälte hart wie Stein. Das Spiel der Teams aus San Francisco (Kalifornien) und Green Bay (Wisconsin) am Sonntag könnte zur kältesten NFL-Partie aller Zeiten werden.

Während die Amerikaner zitterten und bibberten, bot sich aus dem Weltraum ein wunderschöner Anblick: Aufnahmen eines Satelliten der US-Raumfahrtbehörde NASA zeigten Nordamerika aus dem All - zwei Drittel des Kontinents waren komplett mit Weiß bedeckt.