Nicht nur die Rösser stehen diesmal beim Tag der offenen Tür des Reit-und Fahrvereins Stuttgart im Mittelpunkt. Die Pferdesportler präsentieren am Samstag stolz ihre neueste technische Errungenschaft: die Photovoltaikanlage auf den Dächern der Ställe.
S-Nord - Wer am Samstag zum Tag der offenen Tür beim Reit- und Fahrverein kommt, kann gleich die neueste Errungenschaft bestaunen, auf die der Verein stolz ist. Es ist aber kein Rassehengst und auch keine Stute mit glänzendem Fell – der Neuzugang ist die Photovoltaikanlage auf den Dächern der Anlage am Kräherwald.
„Die Idee war schon lange unterschwellig vorhanden“, erinnert sich Hans-Dieter Mechler, der sich im Vorstand des Vereins engagiert. „Viele unserer rund 500 Mitglieder sind interessiert an Ökologie, Nachhaltigkeit und erneuerbaren Energien.“ Dank der großen Ställe verfügt der Verein auch über große Dachflächen. Dann wurde klar, dass die Dächer – alle zwischen 30 und 40 Jahre alt – erneuert werden mussten. „Wir wussten, das würde teuer werden, also haben wir erstmals Angebote zur Photovoltaik eingeholt“, berichtet Mechler. Doch das Vorhaben schien immer noch diffus, sagt er: „Das waren natürlich riesige Beträge – wir haben uns gefragt, wie wir das stemmen sollten.“ Auch unter den Mitgliedern gab es Diskussionen, ob sich eine solche Anschaffung lohnen würde für den Verein. „Große Rücklagen haben wir nicht, und die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge dafür war für uns ausgeschlossen“, so Mechler.
Anlage soll sich langfristig rentieren
Schließlich hat der Verein die Photovoltaikanlage über ein Bankdarlehen finanziert, von der Stadt Stuttgart flossen 80 000 Euro zu und die Vereinsmitglieder spendeten eine zusätzliche Summe. „Die Darlehensgebühr zahlen wir mit der Einspeisvergütung, die wir von der EnBW bekommen, zurück“, erklärt Mechler. Genauer gesagt: Der Strom, der vom Verein selbst nicht gebraucht wird, wird von der EnBW ins Netz eingespeist. Dafür bekommt der Verein Geld. Die Anlage solle sich langfristig rentieren: „Wir machen das quasi für die nächste Vorstandsgeneration“, sagt Mechler und lacht.
Nicht einfach zu bewerkstelligen war auch der Einbau der neuen Dächer und der Photovoltaikanlage. „Alles ist bei laufendem Betrieb installiert worden“, sagt Hans-Dieter Mechler. Dazu ist ein detaillierter Plan aufgestellt worden: Gab es Unterrichts- oder Übungsstunden in der kleinen Reithalle, arbeiteten die Handwerker an der großen Halle. Wurde diese benötigt, zogen die Handwerker auf das Dach der kleinen Reithalle um. 56 000 alte Dachziegel sind entfernt worden, 28 000 neue Ziegel sind angebracht worden und 12 000 Meter neue Latten und Balken. Die Solarzellenanlage besteht aus 1900 Modulen und umfasst eine Fläche von 3155 Quadratmetern. „Mit dieser Größe dürfte unsere Vereinsanlage wohl einmalig im Stadtgebiet sein“, schätzt Mechler. Ans Netz gegangen ist sie im Juni.
Zum Glück keine Panik
Besonderes Augenmerk musste auf das Wohl der Pferde gelegt werden: „Pferde sind Fluchttiere, die auf Geräusche und Lärm reagieren“, erklärt Mechler. Gerade wenn etwa alte Ziegel vom Dach heruntergeworfen würden, könne das ausreichen, um die Pferde in Panik zu versetzen. „Aber der liebe Gott ist uns mindestens hundertmal beigestanden“, sagt Mechler und lacht. „Die Handwerker haben professionell gearbeitet, und den Pferden ist trotz Ablenkung durch den Lärm nichts passiert.“
Wichtig ist dem Reit- und Fahrverein auch, ein Vorbild für andere Vereine zu sein. „Wenn ein Verein sich überlegt, etwas Ähnliches zu machen, informieren wir gerne, dann weiß man besser, ob man es stemmen könnte oder nicht“, erklärt Hans-Dieter Mechler.