Am Strand von Sousee ist das Badevergnügen nach den Anschlägen nicht mehr unbeschwert. Foto: dpa

Ägypten und Tunesien wollen nach den Terroranschlägen mit neuen Strategien die Touristen zurückgewinnen. Trotz der Bedrohung wollen sich die Besucher der Urlaubsmesse CMT ihr positives Lebensgefühl nicht nehmen lassen.

Stuttgart - Am Stand der Urlaubsdestination Tunesien ist am Sonntag auf der Caravan- und Tourismusmesse (CMT) nicht viel los. Nur der Kalligraf, der für die Besucher den Namenszug mit Tusche auf ein weißes Blatt Papier zeichnet, hat gut zu tun. Andrea Philippi, Pressereferentin des Fremdenverkehrsamtes in Tunesien, ordnet derweil die Prospekte.

„Das letzte Jahr war ein sehr schwieriges Jahr für den Tourismus im Land“, sagt Philippi. Dabei war der Friedensnobelpreis 2015 an das tunesische Quartett für den nationalen Dialog gegangen. Es bemüht sich um eine pluralistische Demokratie. Es gelang, eine Regierung zu formen, die Islamisten und Nichtislamisten vereint. Die Tourismussaison ließ sich gut an.

Der Anschlag am Strand führte zu Stornierungen und leeren Hotelzimmern

Doch dann tötete ein vom Islamischen Staat (IS) trainierter junger Tunesier 38 Touristen am Strand von Sousse. Das führte zu Stornierungen und leeren Hotelzimmern. Für Andrea Philippi bedeutet das aber nicht das Ende der Hoffnung. Sie hat einen Bildschirm aufgehängt, um die Schönheiten des Landes zu zeigen. „Am Samstag war mehr los, die Leute waren interessiert, zeigten auch Mitgefühl und wollen weiter zu uns kommen“, sagt die Tourismus-Expertin.

Ein neues Projekt soll helfen. Große Teile der Weltraum-Saga „Star Wars“ wurden in Tunesien gedreht. Dorthin pilgern die Fans. In der Umgebung des Salzsees Chott al-Djerid im Süden wurden die Außenaufnahmen der Lars-Farm gedreht, im Westen Tunesiens liegt die Wüstenstadt Mos Espa. In den Kulissen des Weltraumdorfs kann man spazieren gehen. „Ein Konzept für die zwölf Drehorte ist in Arbeit“, sagt Andrea Philippi.

Urlauber stellen Fragen zum Thema Sicherheit

Bernd Weidner könnte sich eine Reise nach Tunesien oder in die Türkei vorstellen. „Ich entscheide aus dem Bauch heraus und lasse mich nicht von möglichen Anschlägen abhalten“, sagt Weidner. Ihr positives Lebensgefühl will sich auch Felicitas Gruber aus Bad Liebenzell nicht nehmen lassen. Sie reist seit Jahren auf der Suche nach Kulturschätzen sehr gerne durch die Türkei. „Mir täte es für die Menschen leid, wenn der Tourismus einbricht“, sagt die Rentnerin.

Von einem Einbruch will Ekrem Disci vom Kulturministerium nicht sprechen. „Aber die Leute stellen als Erstes die Frage nach der Sicherheit“, sagt Disci. Zu frisch sind noch die Bilder vom Attentat in Istanbul, bei dem zehn deutsche Touristen getötet wurden. Leer ist es auch am Stand von Ägypten. „Es ist nicht so, dass uns die Leute die Kataloge aus den Händen reißen“, sagt Martina Beier, Mitarbeiterin beim ägyptischen Fremdenverkehrsamt. Sie muss viel mit den Kunden reden, erzählt, dass Ägypten die Videoüberwachung erhöht habe, die Küstenwache aufgestockt wurde und auch mehr Spürhunde im Einsatz sind. Präsenz zeigen eben.

Experten sehen Fehler in der Kommunikation

Aber es ist nicht nur die Terrorgefahr, die Menschen von Reisen in bestimmte Länder abhält. Ins CMT-Partnerland Indien reisten 2015 rund 250 000 Deutsche – vier Prozent weniger als 2014. „Das hängt mit den Massenvergewaltigungen an Touristinnen zusammen. Wir haben die Reaktionen darauf im Ausland unterschätzt, Fehler in der Kommunikation gemacht“, sagt Jutendra Jadhav vom Indischen Fremdenverkehrsamt, der Indien dennoch für ein sicheres Reiseland hält.

Auch in Kopenhagen wurden im Februar 2015 zwei Menschen bei Anschlägen auf ein Kulturcafé und eine Synagoge getötet. Prinzessin Benedikte ist froh, dass 60 Prozent der Übernachtungen in ihrem Land von Deutschen gebucht werden. „Reisen ist Leben, das sagte schon unser Dichter Hans Christian Andersen“, so die Monarchin.

Dänemark ist CMT-Partnerregion für Camping und Caravaning und lockt mit 7300 Kilometern Strand bei nur fünf Millionen Einwohnern. „Da hat jeder Platz, es gibt keine Bettenburgen und keine Kurtaxe“, sagt Lars Ramme Nielsen, Marktchef von Visit Denmark Deutschland.