Heike und Filippo Fania haben auch den Himalaja bezwungen. Foto: Privat

Heike und Filippo Fania sind mit ihren Maschinen seit einem Jahr unterwegs. Ihr Ziel ist Südamerika.

S-West - Der Stuttgarter Westen ist weit weg. Nicht nur in Kilometern, sondern auch emotional: „Wer weiß, vielleicht bleiben wir ja auch auf einer Schaffarm in Neuseeland hängen“, sagt Heike Fania schelmisch. Zusammen mit ihrem Ehemann Filippo ist sie seit einem Jahr mit dem Motorrad auf Weltreise. „Am 2. Mai 2012 sind wir von zuhause aufgebrochen“, erzählt sie und mittlerweile haben die beiden gut 40 000 Kilometer zurückgelegt. Über Italien, den Balkan, Griechenland, die Türkei, den Iran, Pakistan, Indien, Nepal, Thailand, Myanmar/Burma, Laos und Kambodscha sind sie nach Malaysia gekommen. Hier erlebt in diesen Tagen vor allem Filippo eine besonders aufwühlende Reisephase, denn das Paar hat die Motorräder als Schiffsfracht nach Indonesien geschickt und verbringt jetzt eine Woche ohne sie. „Ich habe Bauchschmerzen, ob alles gut geht. Die Maschinen werden mit dem Kran verladen, und da kann leicht etwas abgerissen werden“, sagt Filippo.

Den Traum von der Weltreise auf zwei Rädern haben die Biologin aus Stuttgart und der Büroinformationselektronikmeister aus der Schweiz lange Zeit unabhängig voneinander geträumt, und schließlich lernten sie sich auf einem Treffen für Motorradreisende kennen. Heike und Filippo verliebten sich, heirateten und machten ihren Traum wahr – nicht zuletzt mit der finanziellen Hilfe von Sponsoren aus der Motorradbranche. „In 20 Jahren wirst du mehr enttäuscht sein über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die Dinge, die du getan hast“, zitiert Filippo Fania Mark Twain. Diesen berühmten Aphorismus haben sich die Fanias zum Motto gemacht. „Wir haben jeden Tag so viele neue Eindrücke. Deutschland erscheint hier in einem ganz anderen Licht und es sind andere Dinge wichtig geworden“, schildert Filippo die Faszination, von der diese Reise begleitet wird. Zwei weitere Erdteile haben sie noch vor sich. Von Indonesien geht es nach Australien und von dort aus nach Südamerika.

Ein Koffer ist ausschließlich für Werkzeug reserviert

„Im Moment jedoch ist noch nichts sicher. Wir lassen alles auf uns zukommen. Aber Südamerika bleibt bisher unser Ziel.“ In den vergangenen Tagen sind die Fanias in den malaysischen Cameron Highlands zwischen Teeplantagen in den Regenfluten versunken. „Wir sind gleich weiter gefahren an die Westküste, denn es gab keine Aussichten auf Besserung“, erzählt Heike Fania. In diesem tropischen Klima sind die Sicherheitskombis für die Motorradfans besonders lästig. „Sobald wir anhalten, schwitzen wir elend“, klagt Heike Fania. Aber darauf verzichten werden sie keinesfalls, obwohl Malaysia rein fahrtechnisch sehr entspannend sei, und der Linksverkehr nach dem Erlebnis Indien ohnehin kein Thema mehr ist. „Man hört oft, dass der Iran und Pakistan gefährlich sind. Aber am gefährlichsten ist Indien“, wissen die Fanias jetzt. „Die Fahrer sind rücksichtslos. Man muss immer 160 Prozent aufpassen. Das macht einen selbst aggressiv und wütend“, berichtet Heike Fania.

Nach zwei Monaten auf dem Subkontinent sind sie deshalb vorzeitig abgereist weiter gefahren in die Höhen Nepals. Im Himalaja wartete dann für die Maschinen die Bewährungsprobe. „Wir sind auf vier-bis fünftausend Meter Höhe gefahren. Das war schon problematisch, weil wir auch mit dem vielen Gepäck am Limit sind“, erzählt Filippo. Beide haben jeweils drei Koffer auf der Maschine. Darin ist neben zwei Laptops auch eine Campingausrüstung. „Wir haben tatsächlich von der langen Unterwäsche bis zur Badehose alles dabei“, zählt Heike Fania auf. „Mengenmäßig jedoch sehr wenig.“

Ein Koffer ist ausschließlich für Werkzeug reserviert, das auch laufend gebraucht wird. Filippo ist ein Genie im Reparieren und Improvisieren. Glück im Unglück hatte das Paar, als in Burma bei einer Maschine ein Federbein brach. „Ich habe es mit einem Lkw-Keilriemen provisorisch repariert. Dann sind wir mit 15 Kilometern in der Stunde in die nächste Stadt gefahren und haben dort einen Lastwagen gefunden, der uns Huckepack nach Thailand mitgenommen hat. Dort lebt ein Freund von uns“, erzählt er. Das war an Weihnachten und der Freund erwartete zum Fest Gäste aus Deutschland. Die konnten das Ersatzteil noch kurz vor ihrem Abflug nach Thailand auftreiben. Für Heike und Filippo war das Federbein das schönste Geschenk.