Vor 70 Jahren wurde das Kloster Marienkron am Eisernen Vorhang als Bollwerk gegen den Kommunismus gegründet. Heute bietet das Kurhaus im österreichischen Burgenland ganzheitliche Erholung für Körper und Geist.
Das Gottvertrauen war groß, der Anfang jedoch beschwerlich. Sechs Zisterzienser-Schwestern kamen 1955 aus Bayern nach Mönchhof, in den äußersten Osten Österreichs, quasi ans Ende der Welt. Ihr Auftrag: in dem kleinen Dorf eine Gebetsstätte aufzubauen – aus dem Nichts, gerade mal sechs Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt, dem damaligen Eisernen Vorhang, der Europa bis vor 35 Jahren mit Stacheldraht und Wachtürmen in West und Ost teilte. „Marienkron war als geistiges Bollwerk gegen den Kommunismus gedacht“, sagt Immaculata Steiner, die Priorin des Klosters.
Die Schwestern hätten ein hartes Leben gehabt, so die Schweizerin weiter: „Sie mussten das Kloster aufbauen und gleichzeitig schauen, wie sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen.“ Zunächst unterrichteten sie die Dorfkinder. Später kam Landwirtschaft hinzu – die sich letztlich nicht ausbezahlt hat. 1968 dann die Umorientierung, die große Wende: Die Schwestern gründeten ein Gästehaus, schließlich strebte schon der heilige Benedikt von Nursia (480–543), auf den sich die Zisterzienser berufen, eine offene, gastfreundliche Gemeinschaft an.
Damals noch sehr spartanisch gehalten, fokussiert auf Kneipp-Güsse und striktes Fasten, hat sich der Kurbetrieb heute zum modernen Resort gewandelt – und ist dennoch eine Ruheoase geblieben, ein Kraftort zur Erholung von Körper und Seele mit ganzheitlichem Therapieansatz. „Wir hören von den Gästen oft: Ich bin hier so schnell runtergekommen wie noch nirgends“, erzählt Schwester Immaculata, die seit 30 Jahren in Marienkron lebt.
Zwar haben sich die Nonnen, zur Hochzeit des Klosters waren es 20, heute sind es noch 12, aus dem Alltagsgeschäft zurückgezogen; das Resort gehört inzwischen dem Land Burgenland. Der klösterliche Geist ist dennoch präsent, die Schwestern sind weiterhin Teil des Teams. Im Kleinen – sie erklären etwa am Frühstücksbüffet, was es mit den Getreidebreien oder dem Brottrunk auf sich hat – wie im Großen: Den Gästen werden auf Wunsch Gespräche, Meditation, seelsorgerische Betreuung sowie die Teilnahme an Gottesdiensten und Kurzexerzitien angeboten.
Dass Marienkron „ein besonderer Ort, eine spirituelle Quelle“ ist, spürten auch Menschen, die nicht religiös sind, ist sich Schwester Immaculata sicher. Einigen Stammgästen sei das Kurhaus zur zweiten Heimat geworden. „Bei uns merkt man, dass über Generationen Herzblut investiert wurde und wird, dass wir das Ohr am Gast haben“ – anders würde sie es mit ihrer Schweizer Gründlichkeit auch gar nicht aushalten, sagt die Priorin und lacht.
Vom Kneipp-Haus zum Zentrum für Darmgesundheit
Auf mehr als 55 Jahre Erfahrung in der Fastentherapie blickt das Haus zurück. Das Konzept aber wurde immer wieder angepasst und weiterentwickelt. Auch baulich hat sich mit dem Um- und Neubau vor gut fünf Jahren viel verändert. So begrüßt eine lichtdurchflutete Eingangshalle die Gäste. Die Gebäude sind offen und geräumig gehalten. Naturmaterialien und warme Rosa- und Cremetöne sorgen für Wohlfühlambiente. „Wir haben zudem den Begriff des Kurhauses entstaubt“, sagt Elke Müller. Seit zehn Jahren ist sie die Geschäftsführerin und hat die architektonische Neugestaltung sowie den konzeptionellen Umbau zum Zentrum für Darmbalance mitbetreut.
„Gesundheit beginnt im Darm“, erklärt Elke Müller das Leitmotiv von Marienkron. Mit dem Fokus auf das Bauchgefühl – körperlich wie seelisch – spreche man „gesundheitsbewusste Gäste an, die fachmedizinische Betreuung und Therapien oder auch nur eine Auszeit suchen, in allen Altersgruppen“. Regelmäßige Gesundheits- oder Fastentage unterstützten die nachhaltigen Gesunderhaltung, fügt Ulrike Göschl hinzu, die ärztliche Leiterin im Kurhaus: „Und die Erfahrung zeigt, dass selbst eine kleine Auszeit vom Alltag Impulse für einen gesünderen Lebensstil bringt.“
Für macnhe ist das Fasten ungeeignet
Obwohl traditionelles Heilfasten einst im Mittelpunkt stand, sagt Göschl: „Nicht jede Fastenart passt für jeden Menschen, manchmal ist Fasten sogar gänzlich ungeeignet.“ Das Team in Marienkron verbinde „bewährtes medizinisches Wissen mit modernen Ansätzen“, verzichte aber darauf, „jede Lifestyle-Modeströmung mitzumachen, bevor sie nicht wissenschaftlich geprüft ist“.
Im Angebot sind Longevity-, Detox- sowie Gesundheitsprogramme, etwa Yoga-Retreats. Wer nur einen Wellness-Tag braucht, kann das Spa mit Saunen, Panoramabad sowie Massage- und Beauty-Angeboten als externer Gast nutzen. Der idyllische Kurpark mit seinen schönen Alleen ist öffentlich zugänglich und lädt zu entspannenden Spaziergängen. Anschließend kann man sich’s im Restaurant oder im Teehaus gemütlich machen. Stolz ist man in Marienkron auch auf das kulturelle Angebot, bei dem das Foyer zur Bühne wird – von Lesungen bis Konzerten.
Fasten mit Genuss
Klar ist: Hier setzt man nicht auf Askese, sondern auf gesunden Genuss. Wer „nur“ Stress abbauen möchte, lässt sich die vornehmlich vegetarische, zum Großteil mit regionalen Produkten zubereitete Kost schmecken und kann sich auch ein Glas Wein gönnen. Wer lieber fastet, hat mehrere Möglichkeiten, unter anderem mit Gemüse oder Sushi. „Fasten bedeutet ja nicht abnehmen“, sagt Ulrike Göschl. Es gehe um Konzentration auf das Wesentliche, um innere Balance. Übe man nur wegen des Gewichtsverlustes Verzicht, stehe am Ende Enttäuschung: „Die Kilos purzeln, aber sie sind schnell zurück.“
Anreise
Mit dem Flugzeug, etwa Austria Air ( www.austrian.com ) ab Stuttgart nach Wien-Schwechat. Von dort mit dem Bus oder Taxi nach Mönchhof. Oder mit der Bahn nach Wien ( www.bahn.de , www.oebb.at ). Von dort geht es mit dem Bus oder Zug weiter. Am Bahnhof in Mönchhof werden die Gäste kostenfrei vom Shuttle-Service abgeholt.
Unterkunft
Marienkron in Mönchhof lädt auch auf den in Naturmaterialien gehaltenen Zimmern zum Entspannen ein. DZ mit Frühstück ab 165 Euro pro Person. Zudem gibt es viele Pakete, etwa sieben Tage klassisches Fasten ab 2010 Euro ( www.marienkron.at ). Im Burgenland stehen zahlreiche weitere Kurhäuser und Thermen zur Auswahl, etwa das Reduce Hotel Vital in Bad Tatzmannsdorf. DZ mit HP und Therme ab 320 Euro ( www.reduce.at ). Auch das Südburgenland wartet mit einer Thermenregion auf – in Stegersbach. Übernachten kann man etwa im Hotel & Spa Larimar. DZ mit Vollpension ab 190 Euro p.P. ( www.larimar.at ).
Aktivitäten
Ein Muss ist der Besuch im Dorfmuseum Mönchhof, ein mit Herzblut aufgebautes, großes, privates Freilichtmuseum, das Einblicke ins bäuerliche Leben von damals gibt ( www.dorfmuseum.at ).Ideale Voraussetzungen bieten sich für Radler: Bei dem gut 1000 Kilometer langen Radwegenetz finden sich für alle Ansprüche passende Touren. Zu jeder Jahreszeit lohnenswert: ein Ausflug ins Barockjuwel Schloss Halbturn samt weitläufiger Parkanlage ( https://schlosshalbturn.com ).Für Kulturfans gibt es im Sommer zahlreiche Festspiele rund um den See – etwa die Seefestspiele in Mörbisch ( www.seefestspiele-moerbisch.at ) und die Oper im Steinbruch in St. Margarethen ( www.operimsteinbruch.at ).
Allgemeine Informationen
Auf den Seiten von Burgenland-Tourismus gibt es viele Infos, Ausflugs- und Übernachtungstipps.