Feierte am 1. Oktober sein 70. Arbeitsjubiläum: Unternehmer Reinhold Würth Foto: factum/Andreas Weise

Am 2. Oktober wird Reinhold Würth als Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des Landesmuseums Stuttgart verabschiedet. Ein Anlass zur Bestandsaufnahme.

Stuttgart - Am 1. Oktober feierte der Unternehmer Reinhold Würth am Würth-Stammsitz in Künzelsau sein 70. Arbeitsjubiläum. Prominentester Gratulant war Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Am 2. Oktober steht Reinhold Würth als Kulturförderer im Rampenlicht – er wird als Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart verabschiedet. Ein Anlass zur Bestandsaufnahme.

Herr Würth, Sie sind in unterschiedlichsten Bereichen der Kulturförderung aktiv. Kann man dennoch die Gesellschaft zur Förderung des Landesmuseums Württemberg als Herzensangelegenheit bezeichnen?

„Für mich leitet sich die Motivation zur Kulturförderung aus Artikel 14 des Grundgesetzes ab, in dem die Sozialverpflichtung des Eigentums postuliert wird. Auch den Vorsitz der Gesellschaft zur Förderung des Landesmuseums Württemberg übernahm ich aus dem Auftrag heraus, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

Wenn man Sie im Landesmuseum erlebt – da ist doch auch viel Herz dabei.

Museen, Kulturinstitutionen und Vereine stärken den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Gerade das Landesmuseum Württemberg fördert in besonderem Maße ein Wir-Gefühl der Menschen im Südwesten, unabhängig von Herkunft, Religion und Stand. Insofern ja – eine Herzensangelegenheit.

Über Ihr Engagement für das Landesmuseum transportiert sich ein gutes Stück Ihres Engagements für die Alte Kunst an sich. Was fasziniert Sie an Mittelalterlicher Tafelmalerei?

Jahrzehntelang sammelte ich vor allem Werke der Moderne und der Zeitgenossen. Christoph Graf Douglas, ein begnadeter Verkäufer übrigens, hat mich auf die Alten Meister aufmerksam gemacht. Dann hatte ich 2004 ein weiteres Aha-Erlebnis, als wir Werke von Cranach, Holbein dem Älteren und dem Zürcher Veilchenmeister in der Kunsthalle Würth ausgestellt haben. Da habe ich Telleraugen bekommen!

Was ist für Sie besonders spannend?

Für mich ist die Gesamtheit insbesondere der spätmittelalterlichen Bilder ein Faszinosum. Was die Alten Meister damals an Präzision, Farbgebung und Dauerhaftigkeit zustande gebracht haben, das ist einfach gewaltig.

Für Partnerschaften zwischen Museen und Unternehmen gibt es unterschiedliche Wege. Sie haben sich für einen möglichst freien und damit auch breiten Zugang zu den Schätzen des Landes engagiert. Bleibt für Sie der freie Eintritt ein zentrales Thema?

Ja. Gerade bei Museumsbesuchen sollten alle Menschen unabhängig von ihrem Einkommen gleichgestellt sein: Es darf nicht sein, dass eine vierköpfige Familie aufgrund ihres Einkommens überlegen muss, ob man sich den Besuch einer Sonderausstellung im Museum leisten kann oder nicht.

Sie waren so oft mit den Schätzen der Sammlung beschäftigt. Haben Sie eigentlich ein Lieblingsstück im Landesmuseum?

Nein, ich mache immer wieder allerlei Entdeckungen, die mich aufs Neue faszinieren. Trotzdem freut mich heute noch, dass das Porträt der Kronprinzessin Olga, spätere Königin von Württemberg, von Franz Xaver Winterhalter auch durch die Unterstützung der Gesellschaft der Freunde einen festen Platz im Landesmuseum hat.

Kultur bei Würth ist heute integraler Bestandteil der Unternehmensaktivitäten. Entsprechend ist Kultur auch ein Thema in den Auslandsniederlassungen. Mit welchem Ziel?

Für unsere mittlerweile 14 Museen und Kunstkabinette von Oslo bis Capena gilt, dass mein Unternehmen natürlich ein Spiegelbild der Gesellschaft ist. Nur eine Minorität der Mitarbeiter interessiert sich für Kunst – gleichwohl berichten mir viele Mitarbeiter, dass ich ihnen über die Kunst ein neues Fenster in ihrem Leben geöffnet habe. Das gilt in Baden-Württemberg vor allem im ländlichen Raum durch die Kunsthalle Würth und die Johanniterkirche in Schwäbisch Hall und das Carmen Würth Forum und die Museen in Künzelsau.

Da wären wir wieder bei einem ,Wir-Gefühl’?

Ja. wenn Mitarbeiter Freunde und Verwandte von außerhalb zu Besuch haben, besuchen sie gerne eine unserer Kulturveranstaltungen. Sind die Besucher dann beeindruckt von der Top-Liga der Künstler, die wir hier präsentieren, ergibt sich daraus ein Sozialprestige für unsere Mitarbeiter und hohe Motivation, bei und mit Würth zu arbeiten.“

Sie sind als Unternehmer weltweit aktiv, vergleichen immer wieder auch die Qualität und Rolle der Kulturangebote. Wie sehen Sie denn heute das Kulturland Baden-Württemberg?

Die Kulturlandschaft in Baden-Württemberg ist in einer hervorragenden Verfassung – nie war sie so lebendig, so vielfältig, so international und qualitativ anerkannt wie heute: Von der Staatsoper in Stuttgart, dem Nationaltheater in Mannheim, der Staatsoper in Karlsruhe über die vielen hundert Museen zur Architektur, zur Vorgeschichte, zur Technik bis hin zur Staatsgalerie in Stuttgart und in vielen anderen Kunstmuseen gleicht die Kulturlandschaft Baden-Württembergs einem echten Schlaraffenland.