Auch mit 70 feiert „Calli“ noch immer mit seinem Herzensclub Bayer Leverkusen mit. Auch mit 70 fiebert „Calli“ noch mit Bayer Leverkusen mit. Foto: dpa

Am Freitag feiert Reiner Calmund seinen 70. Geburtstag. Standesgemäß im XXL-Format mit 250 Gästen im Brühler Phantasieland. Zeit für ein kurzes Interview vor dem Duell zwischen Bayer Leverkusen und dem VfB Stuttgart hat er trotzdem.

Leverkusen - An diesem Freitag feiert Reiner Calmund seinen 70. Geburtstag. Standesgemäß im XXL-Format mit 250 Gästen im Brühler Phantasieland. Sein Herzensclub Bayer Leverkusen wird da zur Nebensache – aber nur fast.

Hallo Herr Calmund, wir würden mit Ihnen gern über das Duell zwischen Bayer Leverkusen und dem VfB Stuttgart reden.

Bei uns ist die Hölle los. Mein Geburtstag, Sie wissen schon. Aber schießen Sie los!

Leverkusen gegen den VfB ist das Duell der Enttäuschten. Woran liegt’s?

Bei Bayer stimmt die Balance zwischen Offensive und Defensive nicht. 24 Gegentore sind die Bilanz eines Kellerkinds. Entscheidend waren die langen Ausfälle von Julian Baumgartlinger und Charles Aranguiz. Sie fehlen als Stabilisatoren. Dessen ungeachtet kann Platz 13 nicht der Maßstab sein.

In Stuttgart sieht es noch schlechter aus.

Letztes Jahr sind sie abgegangen wie Schmidts Katze. Plötzlich kommt eines zum anderen. Verletzte, schlechte Ergebnisse, Trainerwechsel – der VfB hat noch keinen Rhythmus gefunden. Trotzdem wird das für Leverkusen kein Zuckerschlecken.

Warum?

Weil die Mannschaft unter Markus Weinzierl Morgenluft geschnuppert hat. Und die Truppe nicht so schlecht ist, wie sie momentan dasteht.

Warum Bayer Leverkusen so unter Druck steht

Was macht Sie so sicher?

Gegenüber letzter Saison wurde Qualität dazu geholt. Da sind gute Spieler dabei. Nur passt es noch nicht ganz zusammen. Aber das wird schon.

Ihr früherer Vertrauter, Sportvorstand Michael Reschke, steht in der Kritik. Zu Recht?

Dass der Michael ein absoluter Fachmann ist, muss er keinem mehr beweisen. Auch in Stuttgart nicht.

Aber der Job als Sportchef ist ein anderer als der des Talentspähers.

Wenn du in der zweiten Reihe stehst, bläst dir der Wind nicht so ins Gesicht. Das ist jetzt anders, das muss er aushalten.

Sie haben ihn gewarnt.

Ich habe zu ihm gesagt: Michael, warum tust du dir das an? Auf so einen Schleudersitz! Bei einem Aufsteiger! In deinem Alter! Er hatte bei Bayern München ja einen Traumjob. Aber er wollte das unbedingt machen. Ich drücke ihm die Daumen.

Nur nicht an diesem Freitag.

Richtig. Ich habe immer noch das Bayer-04-Unterhemd an.

Heiko Herrlich hat ebenfalls einen schweren Stand. Kriegt er die Kurve?

Er hat viel Herz, identifiziert sich voll mit dem Verein. Und der Rudi (Sportchef Völler, d. Red.) hat ihm ja auch den Rücken gestärkt. Aber klar ist auch: Auf Dauer musst du das Publikum zufriedenstellen. Sonst gerät der Heiko Herrlich irgendwann auch innerhalb des Vereins in die Diskussion.

Welche Wünsche haben Sie zu Ihrem 70. Geburtstag?

Auch, wenn es platt kling: Gesundheit für mich und meine Familie.

Und für den Fußball?

Dass möglichst viele deutsche Clubs international wieder eine Rolle spielen. Dass die Nationalmannschaft wieder die Kurve kriegt. Und dass in der Nachwuchsausbildung wieder mehr Wert auf positionsbezogenes Techniktraining gelegt wird. Bei den Mittelstürmern ist Not am Mann.