Besondere Weihnachtspost. Von der Ostfront und auf Birkenrinde geschrieben. Foto: Stadtmuseum

In der Reihe „Vor 80 Jahren – Sindelfingen im Krieg“ geht es um das Weihnachtsfest 1941. Ein Fundstück aus Birkenrinde erzählt diesmal von Weihnachtsgrüßen aus Russland.

Sindelfingen - Das Stadtmuseum Sindelfingen befasst sich noch bis 2025 unter dem Titel „Vor 80 Jahren – Sindelfingen im Krieg“ mit der Zeit des Zweiten Weltkriegs und wie sich damals die Situation für die Menschen vor Ort darstellte. Zuletzt ging es um das Weihnachtsfest 1941. Der Titel lautet „Russische Birkenrinde zu Weihnachten“.

„Vor Moskau 1941 - Herzlichen Weihnachtsgruss von der Ostfront sendet Papa“. Diese Weihnachtskarte, geschrieben auf einem Stück Birkenrinde erhielt eine unbekannte Sindelfinger Familie zum Weihnachtsfest 1941. Die Birke ist ein weitverbreiteter Baum in Russland, der vielfältig genutzt werden konnte. Schon in früher Zeit wurde die Rinde als Beschreibstoff verwendet und bereits im Ersten Weltkrieg wurden Postkarten aus Birkenrinde verschickt.

Sindelfingen begeht 1941 das dritte Kriegsweihnachten

Im Dezember 1941 mussten auch die Menschen in Sindelfingen bereits das dritte Kriegsweihnachten begehen. Sie sorgten sich um ihre Angehörigen in fernen Ländern und bemühten sich, ihnen Päckchen und Briefe zukommen zu lassen. Auch die Alterskameradinnen des Jahrgangs 1901 waren fleißig. So wurden am 10. November „Lebkuchen u. Himbeerbrötchen gebacken“, die dann zusammen mit Schnaps, Bonbon, 14 Paar Landjägern, Zigaretten, Rasierklingen, Papier und Feldpostschachteln in elf Feldpostpäckchen verschickt wurden.

An der „Heimatfront“ gab es viele Sammlungen, wie unter anderem Aufrufe in der lokalen NS-Presse vom 27. Dezember 1941 zeigen: „Niemand darf zurückstehen; denn dieser Kampf, der uns aufgezwungen wurde, muß auch von der Heimat geführt werden. Wir haben in unserer Haltung genauso soldatisch wie die Wehrmacht zu sein.“

Der russische Winter trifft die Wehrmacht hart

Im Dezember 1941 stand die Wehrmacht vor den Toren von Moskau. Die Siegesgewissheit der Soldaten vor Ort war jedoch der bitteren Realität des russischen Winters gewichen. Es gab Transport- und Nachschubprobleme, so fehlten nicht nur Waffen und Munition, sondern auch warme Kleidung und Nahrungsmittel. Der Feldzug hatte am 22. Juni 1941 mit dem Überfall auf die Sowjetunion begonnen. Ziel war ein Vernichtungskrieg gegen den „jüdischen Bolschewismus“. So sollte neuer „Lebensraum“ erobert und neue Gebiete ausgebeutet werden. Das Vordringen der deutschen Truppen in den Osten wurde von schlimmsten Verbrechen der „Einsatzgruppen“ begleitet. Es kam zu Pogromen an der jüdischen Bevölkerung, an Sinti und Roma, Ermordungen von Kriegsgefangenen und Kommunisten.

Die schlechte Versorgungslage der deutschen Soldaten im Osten zeigte sich deutlich im Aufruf von Goebbels am 21. Dezember: „Gebt Winterkleidung für unsere Soldaten!... Als Geschenk aller deutschen Volksgenossen an die Front…“. Der Aufruf wurde ergänzt von einem „Geleitwort des Führers“: „Deutsches Volk!... Während…die deutsche Heimat vom Feinde unbedroht ist, stehen Millionen unserer Soldaten…gegen einen zahlen- und materialmäßig weit überlegenen Feind an der Front.“

Tatsächlich stand es schlecht um die deutschen Truppen an der Ostfront. Die Erwartung, gegen die Sowjetunion einen ähnlichen „Blitzsieg“ zu erringen wie gegen Frankreich, war schnell enttäuscht. Der Wehrmacht standen in Moskau 34 wintererprobte russische Divisionen gegenüber. Mehrere deutsche Generäle verweigerten sich daraufhin Hitlers „Haltebefehl“ an der Front und wurden daraufhin durch hitlertreue Befehlshaber ersetzt.