Drei regionale Kochbücher machen Lust auf das kulinarische Stuttgart und die Region. Foto: Grafik/Yann Lange

Sie wollen sich mal wieder Anregungen für die heimische Küche holen? Und zudem amüsante Geschichten ums Thema Essen lesen? Dann liegen Sie mit diesen drei Kochbüchern richtig.

Stuttgart - Liebe geht durch den Magen, nach diesem Motto sind regionale Kochbücher ganz eigene Liebeserklärungen an die Heimat und ihre kulinarischen Eigenheiten. In diesem Sinn sind in den vergangenen Monaten drei hübsche Loblieder entstanden.

Die Markthalle kocht

Wer in Stuttgart Besuch von außerhalb bekommt, führt diesen nicht nur in die Wilhelma, auf den Schlossplatz oder ins Mercedes-Museum. Zur Stadtbesichtigung gehört auch eine Tour durch die Markthalle. Kaum noch vorstellbar, dass es Anfang der 70er Jahre tatsächlich Pläne gab, das wunderschöne Jugendstilgebäudein der Dorotheenstraße abzureißen.

„Ein Spaziergang durch die Markthalle ist wie eine Reise auf die Märkte der Welt“ heißt es denn auch in dem von Kaspar Mosetter und Eva Wolf zusammengestellten Koch-, Geschichten- und Bilderbuch „Die Stuttgarter Markthalle kocht“. Nach Meinung der Autoren macht die Markthalle nicht nur ihre Schönheit und das umfangreiche Angebot aus. Vor allem die Händler seien es, die zum Charme und zur Atmosphäre beitragen. Und so werden sie in dem 237 Seiten starken, reich bebilderten Kochbuch vorgestellt. Sie geben Tipps zum Kochen und zur Warenkunde und verraten auch gleich noch ihre Lieblingsrezepte. Ob Spargelsalat, gefüllte Auberginen, Zuckerhutsalat mit Gorgonzola, Maultaschen in der Brühe, Spaghetti mit Kürbiskernpesto oder Ligurischer Fischtopf: Im Buch finden sich mehr als 130 schwäbische, mediterrane und exotische Rezepte, die unkompliziert nachzukochen sind.

Eva Wolf, Charlotte Schröner, Paul Claessen, Lothar Krauss (Hrsg.): Die Stuttgarter Markthalle kocht. Nizza-Verlag, Frankfurt am Main. 24,90 Euro

Sonntagsbraten

Wie das duftet! Und welche Erinnerung der Braten weckt, der da im Ofen vor sich hin schmort. Noch vor 40 Jahren kam Fleisch bei vielen Familien nur einmal pro Woche auf den Tisch. Daher war der Sonntagsbraten ein Fest – für Augen, Nase, Gaumen. Und ein Ereignis. Denn zum Essen gesellte sich die ganze Familie um den Tisch.

Kein Wunder also, dass einem noch heute wohlig zumute ist, wenn es einen schönen Braten gibt. Ob vom Schwein, Rind oder Lamm: Braten ist zeitlos, gelingt immer und macht glücklich. Und das Beste: Er brutzelt fast von allein im Ofen. Wer sich Anregungen holen möchte, ist mit dem Büchlein „Sonntagsbraten – Der Klassiker aus der häuslichen Küche“ gut beraten. Einige der 42 Rezepte hat Eckart Witzigmann beigetragen, Deutschlands erster Drei-Sterne-Koch, etwa für gefüllte Kalbsbrust, Hackbraten und „den besten Schweinebraten der Welt“. Andere stammen von Hobbyköchen, die gemeinsam mit Witzigmann ihre Rezepte getestet haben – etwa Schweinelendenbraten mit Pinienkernen, Sauerbraten und badisch-mediterranen Kalbsnierenbraten. Die nächsten 42 Sonntage sind somit gerettet.

Eckart Witzigmann: Sonntagsbraten. Verlag Edition K, Remshalden. 8,90 Euro

Die Verführung . . .

Die Gastronomie lebt in ihrem eigenen Universum, wer sich dessen noch nicht bewusst ist, der muss unbedingt das Buch von Andreas Krohberger lesen. Gemeinsam mit Markus Polinski, dem Chef vom Lamm in Hebsack, hat dieser herrliche Geschichten aufgeschrieben. Ein Kochbuch? Es stehen auch Rezepte drin, die sich gut nachkochen lassen, nicht zu kompliziert, dennoch spannend. Zu einer Besonderheit wird das Buch allerdings erst durch die Typisierung, die Autor und Koch gemeinsam vornehmen, übrigens auf eine Anregung von Oberkellner Steve Fraulob. Immer wenn Gäste das Lokal betreten haben, wusste dieser oft, was sie bestellen werden: Hier kommt der Typ Kleines Schweinelendchen (jung, sportlich, karrierebewusst), hier der Typ Rostbraten (einer zum Anlehnen), hier der Typ erdverbundener Saisonaler (Weltverbesserer und Esoteriker). Im Vorwort schreiben die Autoren: „Sage mir, was du isst, und ich sage dir, wer du bist – so hätte man dieses Buch auch überschreiben können“.

Nach der Erfahrung der Gastronomen sind 90 Prozent der Menschen, die ein Schweinelendchen bestellen, ganz anders geartet als jene, die ein kleines Schweinelendchen bestellen. Obwohl beides dasselbe Gericht ist. In ihrem Buch erzählen sie uns nun etwas über die unterschiedlichen Typen. Sehr unterhaltend, genau beobachtet, sprachlich sehr hübsch geschrieben. Und immer mit dem passenden Rezept.

Für das kleine Schweinelendchen etwa empfiehlt Polinski eine Maispoulardenbrust auf Spinatsalat mit Balsamico. Und im Rezept steht, dass am Ende mit großer Geste zur Pfeffermühle gegriffen werden muss. Denn eigentlich mag das kleine Schweinelendchen ja weniger den Pfeffer als vielmehr die edle Pfeffermühle. Das muss man wissen, will man bei einem entsprechenden Essenspartner punkten! Schließlich lautet der gar nicht bescheidene Untertitel des Buches: „Wie man mit Kochkunst die große Liebe findet oder seinen Partner neu erobert“.

Andreas Krohberger und Markus Polinski: Die Verführung des Schweinelendchens. Silberburg-Verlag, Tübingen.12,90 Euro