Das genossenschaftliche Kreditinstitut erweitert die Video-Beratung, behält aber überall zumindest SB-Filialen und zeigt sich optimistisch
Wenn gegen Ende des kommenden Jahres ein Kunde in die Heimsheimer Filiale der Volksbank Leonberg-Strohgäu geht, wird er seine Beraterin am Bildschirm sehen statt am Schalter. Denn die Zweigstelle in der Schleglerstadt ist eine von vieren, in der die Gespräche künftig per Video geführt werden. In Zeiten, in denen ganze Konferenzen digital ablaufen, ist das nichts mehr Besonderes. Außerdem, so sagen der Volksbank-Vorstandschef Jürgen Held und sein Stellvertreter Wolfgang Ernst, könnte die tägliche Video-Beratung zeitlich länger angeboten werden.
Den Genossenschaftsbankern mit Hauptsitz in Leonberg geht es nicht anders als den allermeisten Kreditinstituten: Sie suchen händeringend nach Personal. „Wir hatten solche Engpässe, dass wir einige Geschäftsstellen zeitweise nicht öffnen konnten“, sagt Held. Mit einem neuen Konzept will der Vorstand der Volksbank Leonberg-Strohgäu, deren Geschäftsgebiet weite Teile des ehemaligen Landkreises Leonberg abdeckt, die Beratungsqualität wie auch die Bargeldversorgung sicherstellen. Denn die Nachfrage nach Scheinen sei ungebrochen groß.
Konkret bedeutet dies, dass neben der Zentrale in Leonberg die Geschäftsstellen in Ditzingen, Gerlingen, Mönsheim, Münchingen, Renningen und Rutesheim bleiben. Hier wird das Personal aufgestockt. Die Videoberatung wird künftig neben Heimsheim zudem in Flacht, Höfingen und Heimerdingen angeboten. Lediglich SB-Stellen bleiben im Leonberger Stadtgebiet noch in Eltingen und Gebersheim, außerdem in Friolzheim und Wimsheim. In Eberdingen wird zudem eine persönliche Beratung nach Terminvereinbarung angeboten.
Schwerpunkt für die Heckengäu-Gemeinden wird die Filiale in Mönsheim sein, die umgebaut und erweitert wird. Während dieser Zeit bleibt die Zweigstelle in Wimsheim noch besetzt. Bis vor anderthalb Jahren gab es noch eine eigenständige Volksbank Wimsheim-Mönsheim. Das kleine Institut ging im Juni 2023 unter das Dach der Leonberger. Dass nun die Mönsheimer Filiale aufgewertet wird, liegt unter anderem schlicht an der dort besseren Parksituation, wie Jürgen Held erläutert.
Nachteile für die Kundschaft sehen beide Vorstände nicht, eher im Gegenteil: „Wir können in den personell verstärkten Filialen unseren Service und darüber hinaus die Geschäftszeiten erweitern“, sagt Wolfgang Ernst. Das gelte auch für die Video-Filialen. Ein ähnliches Angebot bei der Volksbank Ludwigsburg laufe seit vielen Jahren erfolgreich.
Bei der eigenen Kundschaft bewährt hat sich der Telefonservice, über den die gängigen Bankgeschäfte wie Überweisungen erledigt werden können. „Unsere Kunden kennen ihre Berater am Telefon“, berichten Held und Ernst. Das Telefon-Angebot, offiziell Kundendialog-Center genannt, werde gerade von älteren Menschen gerne genutzt und sei die „meistfrequentierte Geschäftsstelle“ mit werktäglicher Erreichbarkeit von 8.30 bis 18 Uhr. Vor Warteschleifen müsse niemand Angst haben, es gehe schnell. Und auch die Sicherheit der Daten sei „absolut gewährleistet“.
Ähnlich wie die Kreissparkasse tritt die Volksbank in Leonberg als Bauherrin auf. In der Eltinger Bergstraße entsteht ein Neubau mit 17 Wohnungen unterschiedlicher Größe, die das Kreditinstitut dann vermietet. Im Erdgeschoss ist die künftige SB-Filiale. Das Richtfest ist im Januar geplant. Der Neubau der Renninger Filiale hat sogar 30 Wohnungen. Die Stadtverwaltung Renningen hatte das ehemalige Bankgebäude gekauft, um dort verschiedene Ämter unterzubringen.
Vor zweieinhalb Jahren hatte eine mögliche Fusion mit der Vereinigten Volksbank, deren Gebiet von Weil der Stadt bis nach Reutlingen reicht, für größere Unruhe gesorgt. Im Nachhinein sind die Leonberger Bankenchefs froh, dass sie die Hochzeit damals haben platzen lassen. „Wir sind jetzt eine mittelgroße Volksbank und fühlen uns damit sehr wohl“, sagt der Vorstand Wolfgang Ernst. Klar sei aber auch: Ohne das Zusammengehen der Institute aus Leonberg und aus dem Strohgäu „wären wir heute nicht mehr alleine.“
Die bundesweite Konjunkturkrise treibt den Leonbergern nicht die ganz großen Sorgenfalten in die Stirn: „Wir haben Corona ohne Schließungen überstanden, sind breit aufgestellt und stellen keine Pleitewelle im Handwerk fest“, sagt der Vorstandschef Held. „Es werden sogar wieder Finanzierungen für Wohnungsbau nachgefragt. Das allerdings noch auf sehr niedrigem Niveau.“