Friedrich Schirmer dachte, „Drei kleine Bären“, sei eine Geschichte über ihn und seine Brüder. Foto: dpa

Kleine Bären, Riesenbirnen oder Gestrandete – Persönlichkeiten aus der Region berichten von Kinderbüchern, die sie besonders geprägt oder gefreut haben.

Region Stuttgart - Friedrich Schirmers Lieblingsbuch ist immer „Drei kleine Bären“ von Alfred Könner gewesen. Das hat dem Intendanten der Württembergischen Landesbühne Esslingen sein Bruder vorgelesen, als er sehr klein war. Es handelt von den Bären Jochen, Lutz und Wollbäckchen. „Da meine Brüder Jochen und Lutz heißen, dachte ich immer, es müsse ein Buch über uns sein“, sagt Schirmer. Erst später, als er lesen konnte, kam die große Enttäuschung, als er merkte, „dass wir gar nicht gemeint waren. Dann habe ich mich in das Universum der Bücher von Erich Kästner gestürzt, denn Kästner hat uns Kinder immer ernst genommen.“

Die Volkshochschul-Leiterin

Fröhlich, chaotisch und unbekümmert – unter anderem diese Charaktereigenschaften haben Stefanie Köhler zu einem Pippi-Langstrumpf-Fan gemacht. „Sie lebt, wie wir wohl alle leben wollen: selbstbestimmt, mutig und frei“, sagt die Leiterin der Volkshochschule Unteres Remstal. „Was aber für mich das Wichtigste ist: Sie urteilt nicht, sie wertet nicht, sie schert sich nicht um Konventionen.“ Dass die Autorin Astrid Lindgren das Subversive stehen lässt, schätzt Stefanie Köhler: „Pippi wird also nicht in eine wohlmeinende Adoptivfamilie weggeräumt, die Räuber sind immer wieder unterwegs, die Lehrerin bleibt doof und die Polizisten stehen halt als leichte Deppen da.“ Die Lebensphilosophie, die Stefanie Köhler aus ihrem Lieblingskinderbuch zieht? „Widersprüche aushalten, möglichst gelassen bleiben und so oft es geht das Herz befragen“.

Der Wirtschaftsboss und VfB-Präsident

Der einstige Deutschland-Chef des Computer-Herstellers IBM, Erwin Staudt, war in seiner Kindheit von Robinson Crusoe, dem Roman von Daniel Defoe, fasziniert. Besonders gefesselt hat ihn, wie der Einsiedler sein Haus gebaut und einen Zaun errichtet hat und wie er genügend zu Essen fand. Das Organisatorische, das dahinter steckt, habe ihn besonders beeindruckt. Natürlich hat er als Fußballversessener auch das Werk „Elf Freunde müsst ihr sein“ von Sammy Drechsel verschlungen, sagt der Böblinger, der lange Jahre der Präsident des VfB Stuttgart gewesen ist.

Der Landrat

„Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne“ von Jakob Martin Strid ist nicht nur das Lieblingsbuch von Richard Sigel: „Meine Kinder sind genauso begeistert wie ich“, sagt der Rems-Murr-Landrat. „Die Geschichte ist sehr spannend und voller Abenteuer, lustig und darüber hinaus toll gezeichnet.“

Die deutsche Hallenmeisterin im Kugelstoßen, Alina Kenzel vom VfL Waiblingen, steht auf Winnie Puuh. Der Bär aus dem Kinderbuch von Alan Alexander Milne habe sie die meiste Zeit ihrer Kindheit begleitet, sagt die Ausnahmesportlerin: „Winnie war immer die sanfte und süße Darstellung des Bären und hat seinen Honig über alles geliebt – genauso wie ich damals.“

Der Gastrosoph

Ganz wesentlich für den Gastrosophen Bernd Heidelbauer aus Benningen (Kreis Ludwigsburg) waren in seiner Kindheit und Jugendzeit eigenen Angaben zufolge Bücher, die mit Urvölkern, Schatzsuchern, Piraten und Abenteuern zu tun hatten. Das habe sicher einen wesentlichen Einfluss auf seine spätere Außendarstellung, die stets etwas ungewöhnlichen Gewänder und den Schmuckbehang gehabt, sagt der Mann, der Bernds Lädle, Stuttgarts „erstes Frühstückscafé“, betreibt. Als Beispiele nennt er „Die Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson oder „Rulaman“ von David Friedrich Weinland.

Die Kabarettistin

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer von Michael Ende sind die Favoriten von Martina Brandl. Die winzige Insel Lummerland mit der kleinen Bahn hat die Kabarettistin, Schriftstellerin, Sängerin und Moderatorin aus Geislingen im Kreis Göppingen als Erwachsene nicht nur ein bisschen an den Stuttgarter Killesberg erinnert. Die Lektüre habe sie auch zu ihrem eigenen Kinderbuch, „Killis erstes Abenteuer“, inspiriert.

Der Politiker

„Das fliegende Klassenzimmer“ von Erich Kästner ist das Lieblingskinderbuch des Esslinger SPD-Politikers Wolfgang Drexler. Schon als kleiner Junge habe es ihn sehr beeindruckt und geprägt, da Kästner die Themen Tapferkeit, Freundschaft, falschen Mut, Stärken und Schwächen in einer Schulgemeinschaft aufgreife. Kästners Fragen hätten bis heute nichts an Aktualität verloren und seien zeitgemäßer denn je, sagt der Präsident des Schwäbischen Turnerbundes.