In Pleidelsheim werden Sandsäcke gegen das Neckar-Hochwasser geschichtet. Foto: www.7aktuell.de | Oskar Eyb

Update Das Regentief "Frederik" ist unerbittlich: Während in Pleidelsheim die Pegel langsam sinken, tritt im Kreis Göppingen die Fils an vielen Stellen über die Ufer. Auf regennassen Straßen kommt es zu vielen Unfällen.

Stuttgart - Das Regentief "Frederik" ist unerbittlich: Hochwassergefahr hat in der Nacht zum Samstag in vielen Teilen Baden-Württembergs die Rettungskräfte in Atem gehalten.

Entwarnung konnte die Polizei am Vormittag aus Pleidelsheim (Kreis Ludwigsburg) geben: Die Gefahr eines Dammbruchs besteht dort derzeit nicht mehr. Der Höchstwasserstand am Neckar und dem Kraftwerkskanal wurde gegen 10 Uhr erreicht und fiel geringer aus als befürchtet. Es kam zu keinen Überflutungen der dortigen Wohngebiete. Nun sinken die Pegel. In und um Pleidelsheim bleiben viele Straßen jedoch weiterhin gesperrt.

Der Damm am Kanal war durch die Feuerwehr mit Sandsäcken erhöht und der Zulauf zum Kanal im Bereich eines defekten Sperrtores mit Steinen verfüllt worden.

Viele Autofahrer seien trotz des starken Regens zu schnell unterwegs gewesen, teilte die Polizei weiter mit. Auf der A 81 bei Möglingen kam ein Autofahrer mit seinem Audi von der Fahrbahn ab. Dabei riss er ein Verkehrszeichen aus der Verankerung, das auf die Autobahn fiel. Zwei Autos wurden dabei beschädigt. Ebenfalls auf der A 81 gerieten eine junge Frau bei Freiberg am Neckar und ein 60 Jahre alter Mann bei Grobottwar mit ihren Autos ins Schleudern. Bei Möglingen kam eine 32-Jährige mit ihrem Opel von der A 81 ab und landete in einem Acker.

Fils tritt über die Ufer

Im Kreis Göppingen überschritt die Fils gegen Mitternacht die Vier-Meter-Marke und trat an mehreren Stellen über die Ufer. Die Polizei musste überflutete Straßen sperren, die Feuerwehr pumpte Keller leer. Besonders betroffen ist Bad Überkingen: Hier flossen die Wassermassen in die Stadt, zahlreiche Gebäude mussten geräumt werden - auch eine betreute Wohnanlage war betroffen. Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks mussten Tiefgaragen und Keller leer pumpen. Mit Sandsäcken wurde der Überkinger Filsdamm provisorisch geschichert.

Bei Wangen fuhr sich ein Lastwagen so tief in einem aufgeweichten Grünstreifen fest, dass der Abschleppdienst Stunden brauchte, um ihn zu befreien.

Ein junger Mann zog sich in der Nacht schwere Verletzungen zu, als er sich mit seinem Toyota auf der Bundesstraße 10 im Kreis Esslingen auf regennasser Fahrbahn überschlug. Der 22-Jährige geriet kurz vor der Ausfahrt Reichenbach ins Schleudern. Der Wagen durchbrach die Leitplanke und landete auf dem Dach. Der Fahrer musste schwerverletzt ins Krankenhaus gebracht werden, seine Beifahrerin blieb unverletzt. Die Feuerwehr war im Einsatz. Den Schaden schätzt die Polizei auf rund 30.000 Euro.

Enzwasser auf der Autobahn

Auf der Autobahn 8 bei Pforzheim trat die Enz über die Ufer und überschwemmte einen Teil der Fahrbahn.

Bei Heidelberg war der Neckar in der Nacht über die Ufer getreten. Wie die Polizei mitteilte, wurde die B37 in Höhe der Alten Brücke wegen Hochwassers gesperrt. Die Altstadt sei aber nicht gefährdet.

Rhein- und Neckarschifffahrt eingestellt

Der Pegel des Rheins bei Maxau nahe Karlsruhe habe bereits die Sieben-Meter-Marke überschritten, wie die Hochwasser-Vorhersage-Zentrale mitteilte. Tendenz: steigend. Bereits am frühen Nachmittag muss die Schifffahrt nach Angaben der Polizei eingestellt werden. Für die Nacht zum Sonntag rechnet die HVZ mit einem Wert von 8,50 Metern. Der Höchststand von neun Metern wird in der Nacht zum Montag erwartet.

Auf dem Neckar fahren zwischen Stuttgart und Heilbronn bereits seit Freitagmittag keine Schiffe mehr. Daran werde sich auch in den kommenden Tagen nichts ändern, hieß es bei der Polizei.

Ein 46-jähriger Bauarbeiter verschwand am Freitag in Bad Urach (Kreis Reutlingen). Die Polizei nimmt an, dass der Mann wegen Hochwassers in einen Nebenfluss der Erms stürzte. Einsatzkräfte der Feuerwehr hätten die ganze Nacht erfolglos nach dem Vermissten gesucht.

Wetterwarnung bleibt bestehen

Die Wetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bleibt für große Teile Baden-Württembergs bestehen.

Im Durchschnitt 60 bis 80 Liter Regen pro Quadratmeter seien sowohl am Freitag als auch am Samstag im Schwarzwald gemessen worden, sagte ein DWD-Sprecher. Laut Statistik regnete es landesweit nirgendwo mehr als im Münstertal bei Freiburg: Fast 100 Liter Regen pro Quadratmeter fielen hier in nur 24 Stunden. Bis zum Sonntagabend versprechen die Meteorologen jedoch Besserung. Der Regen werde deutlich nachlassen, sagte ein Sprecher.

Bereits am Freitag war die Lage wegen des Dauerregens angespannt: Bei Welzheim im Rems-Murr-Kreis geriet ein Hang ins Rutschen, im Kreis Esslingen waren Polizei und Feuerwehr im Dauereinsatz, um überflutete Straßen zu sperren und Keller leerzupumpen. Im Kreis Böblingen kam es vor allem auf den Autobahnen zu zahlreichen Aquaplaning-Unfällen.