Von den 24 Großen Kreisstädten in der Region haben sechs zum Jahreswechsel die Hundesteuer erhöht. Stuttgart liegt mit 108 Euro pro Jahr im Mittelfeld und hat nicht erhöht.

Stuttgart - Von den 24 Großen Kreisstädten in der Region haben sechs zum Jahreswechsel die Hundesteuer erhöht. Für Hundehalter macht es einen großen Unterschied, wo sie wohnen: Einige Städte verlangen fast doppelt so viel wie andere. Die Landeshauptstadt liegt mit 108 Euro pro Jahr im Mittelfeld und hat nicht erhöht.

Niemand weiß, wie hoch die Dunkelziffer der nicht registrierten Hunde ist. Esslingen hat deshalb per Postwurfsendung in alle Briefkästen die Hundehalter aufgefordert, nicht angemeldete Tiere doch noch anzugeben und die Steuer zu zahlen. Offenbar regte sich bei einigen das schlechte Gewissen: 120 Tiere wurde aufgrund des Aufrufs der Kämmerei gemeldet. Reich geworden ist Esslingen dadurch aber nicht: Die Mehrreinnahmen von 11.500 Euro überstiegen nur knapp die Kosten für die Aktion mit 10.870 Euro. In den Folgejahren allerdings profitiert die Stadtkasse von der Aktion.

Ludwigsburg beobachtete vorher das gleiche Phänomen der reumütigen Steuerpreller: Dort gab es 139 Neuanmeldungen nach einem Aufruf und sogar noch Nachzahlungen für frühere Jahre. Und auch in Stuttgart lief 2007 in einigen Stadtteilen ein ähnlicher Versuch, dort allerdings mit wenig Erfolg.

Um nicht angemeldeten Hunden auf die Schliche zu kommen, sind aber auch andere Städte erfinderisch geworden. So weiß Jörg-Peter Schweizer, Gründer der Bürgerinitiative gegen Hundesteuer, von Fahndern in Köln, die sich angeblich Zutritt zu Treppenhäusern verschaffen, um dort ein Tonband mit Hundegebell abzuspielen. Darauf stimmen die Hunde hinter den Wohnungstüren in das Gebell mit ein - die nicht angemeldeten sind entlarvt.

Schweizer prangert nicht nur solche Methoden an. Er hält die Steuer für sittenwidrig. Fast alle Länder in Europa hätten diese ungerechte Abgabe abgeschafft - außer Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und eben Deutschland mit den weltweit höchsten Steuersätzen. Unglaublich findet der 61-Jährige, dass ein zweiter Hund in fast allen Städten mit dem doppelten Steuersatz abgerechnet wird: "Für ein zweites Auto im Haushalt wird ja auch nicht die doppelte KfZ-Steuer berechnet." Seit 17 Jahren kämpft Schweizers Initiatve mit Sitz in Stuttgart bundesweit dafür, dass Deutschland als Mitgliedsstaat der EU auf die Abgabe verzichtet.

Den Städten käme das wenig gelegen. So hat die Landeshauptstadt mit zur Zeit 11.550 angemeldeten Hunden 2009 immerhin 1,3 Millionen Euro eingenommen, Esslingen kommt als zweitgrößte Stadt der Region mit knapp 2000 gemeldeten Hunden auf 240.000 Euro. Die als Kampfhunde ausgewiesenen Tiere der Rassen Bull-Terrier, Pitbull- und Staffordshire-Terrier sind dabei besonders lukrativ für die Städte und kosten ihre Halter ein Vielfaches des normalen Satzes. So verlangt etwa Stuttgart 612 Euro für ein Tier, Leonberg 504 Euro, Kirchheim/Teck 600 Euro und Leinfelden-Echterdingen sogar 725 Euro.

Festgelegt wird der Regelsatz für einen Hund von den Stadträten recht willkürlich. So kommen Hundehalter in Bietigheim-Bissingen am günstigsten weg und zahlen 72 Euro pro Jahr. Fast das Doppelte berappen müssen die Tierhalter dagegen in Ostfildern, wo jährlich 132 Euro abgebucht werden. In den Städten der Region kommen zwei Hunde auf 100 Einwohner. Anders im Hundeparadies Baden-Baden: Dort sind es doppelt so viele (Steuersatz: 110 Euro).