Die Region pfeift Marbach und Erdmannhausen im Kreis Ludwigsburg zurück, weil bei einem geplanten Gewerbegebiet Vorgaben verletzt werden. Dennoch soll ein großer Arbeitgeber erweitern dürfen.
Es soll Unternehmen geben, bei denen die Verantwortlichen nur noch desillusioniert mit dem Kopf schütteln, weil das seit Jahren diskutierte interkommunale Gewerbegebiet zwischen Marbach und Erdmannhausen bis heute nicht realisiert wurde. Inzwischen ist immerhin der öffentlich-rechtliche Vertrag zwischen den Kommunen ausgehandelt, in dem unter anderem geregelt ist, wer welche Rechte und Pflichten hat. Doch der nächste Rückschlag ließ nicht lange auf sich warten.
Der größte Arbeitgeber möchte erweitern
Dem Verband Region Stuttgart (VRS) missfällt, dass das Gebiet eine Grünzäsur zerschneiden würde, wenn es tatsächlich in einer Größe von neun Hektar, wie vorgesehen, ausgewiesen würde. Ein Problem, das sich nur per Regionalplanänderung aus der Welt schaffen ließe, wie mehrere Gespräche zwischen allen Beteiligten ergeben haben. Doch diese werde in absehbarer Zeit nicht vorliegen, heißt es in der Vorlage zur Sitzung des Marbacher Gemeinderats-Ausschusses für Umwelt und Technik, wo das Thema unlängst behandelt wurde. Gleichwohl möchte die Stadt in puncto Gewerbegebiet aufs Gaspedal treten. „Denn ein angrenzendes Unternehmen hat großen Erweiterungsdrang“, betonte Stadtplanerin Elena Glasbrenner im Ausschuss. Es ist kein Geheimnis, dass es sich dabei um den Spanntechnik-Spezialisten Hainbuch handelt, seines Zeichens der größte Arbeitgeber in der Stadt.
Insofern müsse das Gebiet nun zunächst auf 1,6 Hektar verkleinert werden und damit auf ein Teilstück, das mit dem aktuell gültigen Regionalplan nicht ins Gehege kommt, erklärte Glasbrenner. Entsprechend solle der Flächennutzungsplan dahingehend geändert werden, dass dort nur dieses Areal Berücksichtigung findet. Parallel wolle man die große Lösung aber weiter vorantreiben, weil sonst nur dem einen Betrieb geholfen sei, betonte die Stadtplanerin.
Kritik am provisorischen Parkplatz
Matthias Laukenmann von den Grünen hatte nichts gegen die abgespeckte Version einzuwenden, würde sich aber wünschen, dort Fahrradabstellplätze vorzusehen mit Überdachung, Begrünung und Photovoltaikanlage – und brachte sein Unverständnis über den schon bestehenden, provisorischen Parkplatz der Firma Hainbuch an der Erdmannhäuser Straße vor. Also just dort, wo das neue Gewerbegebiet in der Verlängerung des bestehenden beginnen soll. „Die Fläche ist völlig versiegelt. Da wächst nichts, da lebt kein Tier. Das finde ich nicht akzeptabel“, sagte er. Bürgermeister Jan Trost versicherte daraufhin, dass der provisorische Parkplatz mit der Erweiterung wegfalle.
Auf besagter Erweiterungsfläche möchte Hainbuch die Produktionskapazitäten ausbauen, „was auch zusätzliche Arbeitsplätze schaffen wird“, wie Geschäftsführerin Sylvia Rall erklärt. Sie stellt außerdem klar, dass Hainbuch „auch weiterhin ausreichend Parkplätze für seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zur Verfügung stellen“ müsse. Dass dabei und bei dem neuen Gebäude „auch dem Klimaschutz Rechnung getragen wird, ist selbstverständlich“. Was den Start der Bauarbeiten anbelangt, stehe noch kein konkretes Datum fest. „Bevor die Planungen weitergehen können, steht noch die Festsetzung des Bebauungsplan aus“, sagt Rall.
Ein Knopf muss noch an den Flächennutzungsplan als übergeordnetem Planungsinstrument gemacht werden. Hier ist man nun einen Schritt weiter. Der Gemeinderat hat wie zuvor bereits der Ausschuss für Umwelt und Technik den Entwurf mit dem verkleinerten Gebietszuschnitt abgesegnet.