Zwei mutmaßliche Schleuser müssen sich vor der 19. Großen Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts verantworten. Foto: dpa

Zwei Angeklagten wird vor Gericht vorgeworfen, Ausländer mit falschen Papieren eingeschleust und dann als Bauarbeiter beschäftigt oder vermittelt zu haben. Der 32-jährige Hauptangeklagte soll zudem mit Kokain gehandelt haben.

Region - Zwei Männer – 32 und 41 Jahre alt – sollen laut der Anklage der Staatsanwaltschaft Stuttgart in den Jahren 2012 bis 2015 im großen Stil Ausländer mit gefälschten Papieren ausgestattet und dann als Arbeiter in Deutschland vermittelt haben. Seit Mittwoch müssen sie sich wegen mehrerer Urkundenfälschungen und Fällen des Einschleusens von Ausländern vor der 19. Großen Strafkammer des Landgerichts Stuttgart verantworten.

Bei dem 32-jährigen Hauptangeklagten kommen zudem noch weitere Anklagepunkte hinzu. Der Mann, der vor seiner Festnahme Ende März in Altbach gewohnt hat, soll zudem gut 20 Gramm Kokain für 1500 Euro verkauft und beim Jobcenter Esslingen Sozialleistungen ergaunert haben. Bei all den Vorwürfen fällt es nur wenig ins Gewicht, dass der 32-Jährige zudem die Zulassungspapiere und den Tüv-Stempel für ein Auto gefälscht haben soll.

Gefälschte Papiere verkauft

Insgesamt werden dem Serben sieben Fälle vorgeworfen, in denen er Männer aus seiner Heimat, dem Kosovo oder aus Bosnien-Herzegowina komplett gefälschte slowenische oder slowakische Ausweispapiere verkauft haben soll. Mit Hilfe dieser, wohl in Serbien beschafften Dokumente hat er der Anklage zufolge die Männer nach Deutschland eingeschleust und in verschiedenen Landkreisen in der Region angemeldet. Anschließend habe er sie gemeinsam mit seinem 41-jährigen Komplizen – der Staatsbürger von Bosnien-Herzegowina befindet sich im Zuge eines anderen Verfahrens ebenfalls im Gefängnis – als Bauarbeiter bei dessen Unternehmen beschäftigt oder an andere Firmen vermittelt. Unter anderem flog der Betrug bei der polizeilichen Kontrolle einer Supermarkt-Baustelle in Salach (Kreis Göppingen) auf. In einem Fall ging einer der illegal hier lebenden Männer der Polizei im Zuge einer Verkehrskontrolle ins Netz, bei der er sich mit den gefälschten Dokumenten auswies.

Der 32 Jahre alte Angeklagte soll zudem mit Rauschgift gehandelt haben. Pech war für ihn, dass es im vergangenen Februar in Bad Cannstatt ausgerechnet ein verdeckter Ermittler der Polizei war, dem er Kokain verkauft hat.

Bei Jobcenter Sozialleistungen erschlichen

Auch Anfang des Jahres war er offenbar schon unter Beobachtung der Ermittler gestanden und in eine Falle getappt, denn er bot – ebenfalls einem als Kunden getarnten Polizisten – falsche Papiere zum Kauf an. Außerdem wird ihm vorgeworfen, er habe für eine von ihm angemietete Wohnung in Köngen Mietkostenhilfe vom Jobcenter Esslingen kassiert, obwohl er diese von August 2014 bis zum vergangenen April untervermietet und in dieser Zeit die Miete zusätzlich zu den Sozialleistungen eingestrichen habe.

Ursprünglich war der mit einer Vielzahl von Delikten gespickte Fall zur Verhandlung beim Amtsgericht in Esslingen gelandet. Doch dieses verwies ihn an das Landgericht Stuttgart, weil angesichts der im Raum stehenden Taten die Strafgewalt der Esslinger Behörde womöglich nicht ausgereicht hätte – schließlich sei für den Hauptangeklagten wohl mit einem Urteil von mehr als vier Jahren Gefängnis auszugehen. Außerdem spricht laut Norbert Winkelmann, dem Vorsitzenden Richter der 19. Großen Strafkammer, nach den bisherigen Ermittlungen „viel dafür“, dass die beiden Angeklagten nicht nur – wie bisher vorgeworfen – gewerbsmäßig, sondern sogar bandenmäßig gehandelt hätten. Der Prozess wird im Januar fortgesetzt.